Es darf als kleine Sensation angesehen werden: Zum ersten Mal in der Geschichte des italienischen Staatsfernsehens wird eine Frau die Geschicke der öffentlich-rechtlichen Medienanstalt RAI leiten.
Am Mittwoch habe der Aufsichtsrat der Sendeanstalt einstimmig die TV-Managerin Lorenza Lei zur neuen Generaldirektorin von RAI ernannt, meldete die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ in seiner Donnerstagsausgabe. Damit wird sie Nachfolgerin des nicht unumstrittenen Generaldirektors Mauro Masi, der vor allem für den regierungsfreundlichen Kurs des Senders kritisiert worden war. Kritische Kommentatoren hatten ihn gar als „Marionette“ von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bezeichnet.
Vertreter der Opposition zeigten sich über die Entwicklung in höchstem Maße erfreut. Insbesondere das vom staatlichen Fernsehen vermittelte Frauenbild, das oftmals abwertend gewesen sei, könne durch eine weibliche Führung der RAI korrigiert werden. Von Lorenza Lei erhoffe man sich nun eine respektvollere Darstellung von Frauen im öffentlich-rechtlichen TV.
Zunächst muss sich die neue Generaldirektorin Lei aber um Kosteneinsparung bemühen. Bei RAI herrscht aufgrund eines strikten Sparkurses bis Ende 2011 Einstellungsstopp, um den Schuldenberg des Senders zu reduzieren. Um weitere Personalkosten zu vermeiden, wurden zudem Gehaltserhöhungen eingefroren und einige Produktionsbereiche ausgelagert. Laut „Standard“ warnen Experten vor einem neuen Rekorddefizit der Sendergruppe. Es könnte sich 2012 auf bis zu 600 Millionen Euro belaufen. [rh]
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