Motivations-Roboter Flobi winkt Reise ins Weltall

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Auf dem Weg zur Fitness den eigenen Schweinehund überwinden? Das soll jetzt Flobi erledigen, ein Roboter, den Forscher an der Universität Bielefeld entwickelt haben. Ihm steht vielleicht bald eine Reise in den Kosmos bevor.

„Durchhalten – du schaffst das – ein bisschen geht noch!“ Mit persönlichem Zuspruch treiben Fitnesstrainer Sportler zu Höchstleistungen. Wissenschaftler der Universität Bielefeld untersuchen, ob das auch funktioniert, wenn ein Roboter die Sportler anfeuert.
 
„Das machst Du gut. Noch 200 Meter und Du hast es geschafft.“ Zugegeben, Flobis Stimme klingt monoton. Aber nach sieben geradelten Kilometern mit zwei Bergetappen und einem Puls von 175 ist das egal. Die Worte des Roboter-Kopfes mit dem blauen Pagenschnitt, den großen Kulleraugen, Schmollmund und winziger Stupsnase geben die entscheidende Motivation für die letzten Höhenmeter.
 
„Menschen neigen dazu, Robotern menschliche Eigenschaften zuzuschreiben“, sagt Professor Franz Kummert von der Universität Bielefeld. Eine Tendenz, die sich Kummert und sein Team zunutze machen bei der Entwicklung ihres Trainings-Roboters, der in einer Kombination aus Labor und Fitnessraum der Technischen Fakultät steht und schon zahlreiche Probanden beim Zehn-Kilometer-Dauerradeln betreut hat.Weiblicher Puppenkopf mit blauen Haaren als Sympathieträger

Die notwendige Technik – kleine Kameras und Lautsprecher, winzige Elektromotoren und Prozessoren – haben die Wissenschaftler in einen puppenhaft-sympathischen Kopf aus Kunststoff gesteckt. Sie zeigten Versuchspersonen Fotos von männlichen und weiblichen Köpfen mit unterschiedlicher Hautfarbe und Mundform, Haarlänge und -farbe und fragten sie, wem sie am meisten Kompetenz zutrauen. So kam Flobi zu einer blauen Haartracht und weiblichen Gesichtszügen.
 
Viel Aufwand für eine technische Spielerei, könnte man meinen. Doch das Projekt hat einen ernsten Hintergrund: Flobi soll nicht den Trainer im Fitness-Studio nebenan ersetzen, sondern Astronauten im Weltall auf Trab bringen. Die verlieren in der Schwerelosigkeit Muskelkraft und Ausdauer und müssen deshalb täglich zwei Stunden trainieren, um fit und gesund zu bleiben.
 
„Wir stellen aber fest, dass den Astronauten mitunter die Motivation fehlt“, erläutert Rupert Gerzer, Leiter des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. So habe der niederländische Astronaut André Kuipers, derzeit einziger europäischer Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS, eine persönliche Trainerin, die ihn regelmäßig von der Erde aus unterstützt.
 „Wie fühlst Du Dich?“ Höflichkeitsfloskel ohne echte Empathie

„Bei künftigen Langzeitflügen mit Kommunikationszeiten von 20 Minuten und mehr ist das aber nicht möglich“, erläutert der Mediziner. Ein Roboter als Motivator sei deshalb ein wichtiges Hilfsmittel, wenn man bemannte Sonden etwa bis zum Mars schicken wolle.
 
Bis dahin aber muss die Figur aus Bielefeld noch einiges lernen – schließlich ist Flobi die erste ihrer Art und noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung: So werde an der Verbesserung der Sprache gearbeitet, berichtet die Linguistin Luise Süssenbach, die in Fitnessstudios untersucht hat, wie Trainer und Sportler interagieren. „Ein lebendiger Trainer reagiert emotional. Und das hört man an der Stimme. Auch Veränderungen der Mimik oder des Ausdrucks der Augen sind wichtige Botschaften für das Gegenüber.“
 
Flobi kann die mit kleinen Kameras ausgestatteten Augen, die Brauen, Lider und Lippen bewegen. Und wenn sie sich besonders ins Zeug legt, bringen Lämpchen hinter der Kunststoffhaut ihre Wangen zum Glühen. „Das kann aber die emotionalen Äußerungen eines Menschen nur rudimentär nachahmen“, weiß Ingmar Berger, der als Informatiker am Projekt beteiligt ist.
 
Auch die Fähigkeit zum individuellen Dialog ist noch begrenzt. So erkundigt sich die Motivatorin nach dem anstrengenden Anstieg zwar fürsorglich: „Wie fühlst Du Dich?“ Auf die Antwort kann sie aber nicht reagieren. [Beate Depping]

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