Netflix erhöht Peering-Kapazität in Deutschland

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Der Streaminganbieter Netflix ist ab sofort an einem weiteren deutschen Internetknoten präsent, wo die Daten an Internetprovider wie Kabel Deutschland oder 1&1 übergeben werden können.

Seit Freitag ist Netflix nun auch am Decix in Frankfurt angeschlossen. Während es dort normalerweise üblich ist, neue Kunden vorab anzukündigen, erfolgte der Netflix-Anschluss still und leise. Erst nach Anschaltung wurden die anderen Kunden informiert und die offizielle Peeringliste auf der Webseite ergänzt. Der amerikanische Streaminganbieter betreibt dort nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN ab sofort zwei 20 Gigabit/s-Ports. Decix deckt einen großen Teil des deutschen Internetverkehrs (Traffic) ab und ist nach eigenen Angaben nach angeschlossenen Internetprovidern der zweit- und nach Verkehrsaufkommen der größte Internetknoten der Welt.

Bei seinem Start im Herbst letzten Jahres entschied sich Netflix für eine längerfristige Kooperation mit Ecix, dem zweigrößten Internetknoten Deutschlands. An den Peeringknoten Ecix Düsseldorf und Ecix Frankfurt baute Netflix seine Streaming-Serverfarmen auf. Bei Ecix Frankfurt ist Netflix mit zweimal 50 Gigagit/s, bei Ecix Düsseldorf sogar mit zweimal 70 Gigabit/s vertreten. In Summe also 240 Gigabit/s bei Ecix und 40 Gigabit/s bei Decix. In Berlin stellt Netflix außerdem noch zweimal 10 Gigabit/s am Austauschknoten
Bcix beispielsweise für ostdeutsche Kabelnetzbetreiber wie Tele Columbus zur Verfügung. Netflix unterhält laut Insidern jedoch in Berlin keine eigene Server-Hardware, sondern hat dorthin von seinen Standorten Düsseldort und Frankfurt lediglich Glasfaserleitungen selbst geschaltet.
 
Netflix betreibt an den drei deutschen Standorten wie auch sonst weltweit ein offenes Peering (open peering), das heißt alle Internetprovider können sich dort den Netflix-Traffic ohne zusätzliche Verträge oder Kosten abholen. Die Provider leiten dann im Rahmen der gelebten Netzneutralität die „Trafficlawine“ zu ihren Endkunden durch, ohne davon groß zu profitieren.
 
Mit großen Providern wie der Telekom oder Vodafone hat Netflix bereits letztes Jahr direkte Kooperationen vereinbart. Meist stehen bei diesen Providern nun Zwischenspeicher (sog. Cache-Server), die die Filme direkt und ohne Umweg über Düsseldort oder Frankfurt über das Internet zu den Kunden ausspielen. Der Traffic entsteht somit erst im Providernetz. Das spart massiv an Ressourcen, da die Netflix-Filme nur einmal zu den Cache-Servern kopiert werden müssen, bevor sie von dort tausendfach abgerufen werden. Nach langem Streit zahlt Netflix inzwischen an alle vier großen US-Kabelnetzprovider für das Peering, also für die Einspeisung der Netflixdaten in deren Netze. In Deutschland übernahm Netflix für Internetprovider ein Jahr die Ecix-Gebühren, dieses pauschale Angebot lief jedoch Ende Juli aus.
 
Die aus der „alten TV-Welt“ kommenden Pay-TV-Anbieter in Deutschland können von solch günstigen Verbreitungsmöglichkeiten bei Internetdaten nur träumen. Um einen TV-Sender deutschlandweit anbieten zu können, müssen Satellitenkapaziäten gebucht und Einspeiseverträge mit Kabelnetzprovidern abgeschlossen werden. [sh]

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5 Kommentare im Forum

  1. AW: Netflix erhöht Peering-Kapazität in Deutschland Die Abkommen kamen aber, afaik, noch vor den Netzneutralitätsrichtlinien der FCC zustande. In der EU werden sie (und alle anderen VoD-Dienste) dafür dann ab 2017 Länge mal Breite mehrfach zahlen dürfen.
  2. AW: Netflix erhöht Peering-Kapazität in Deutschland Eine künftige "Preisanpassung" wurde ja seitens Netflix auch vor kurzem schon angekündigt.
  3. AW: Netflix erhöht Peering-Kapazität in Deutschland Eigentlich ist es ja durchaus angebracht das Netflix für den Traffik zahlt, da Netflix ja viel mehr Daten sendet als sie empfangen.
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