Sony: Zuschauern geht es bei Smart TVs um Inhalte [Interview]

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Für die Hersteller von Unterhaltungselektronik werden Smart-TV-Funktionen sowie der Zugriff auf HbbTV-Inhalte immer wichtiger, da sie für die Konsumenten von immer höherer Bedeutung sind. Im Interview gibt Stefan Holländer, Marketing Director von Sony, Einblick in die Strategie des Unternehmens bezüglich der neuen Medienvielfalt.

Was macht aus Ihrer Sicht einen Smart TV tatsächlich zu einem vollwertigen Smart TV? Ist es eine allumfassende Vernetzung, Bedienung über Smartphones, grenzenloser Internetzugang oder alles zusammen?
 
Stefan Holländer: Sony Internet TV-Geräte sollen vor allem eins: Video-Inhalte aus dem Internet komfortabel und in bestmöglicher Bildqualität ins Wohnzimmer bringen. Aus diesem Grund verbessern wir das Angebot des Sony Entertainment Networks kontinuierlich, legen Wert auf intuitiv verständliche Menüs und haben mit X-Reality und X-Reality Pro zwei Bildprozessoren in unseren Bravia LCD-Fernsehern eingebaut, die neben vielen hervorragenden Bildoptimierungseigenschaften gerade bei der Verbesserung gering auflösender Online-Videos ihre Stärken ausspielen. Um den Nutzern unserer Geräte größtmögliche Freiheit im Umgang mit dem Internet zu ermöglichen, integrieren wir weitere Funktionen wie Facebook, Twitter oder einen offenen Internetbrowser in unsere Produkte.
 
Ist die aktuelle Entwicklung des „höher, schneller, weiter“ noch einer Sinnsuche gleichzusetzen, bei der getestet wird, was überhaupt vom Nutzer gewünscht wird? Wird derzeit zu viel in TV-Geräte eingebaut?
 
Holländer: Unser Ziel ist es, mit unseren Bravia LCD-Fernsehern die Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen der Nutzer zu erfüllen. Und die sind nun einmal sehr unterschiedlich. Aus eigenen Umfragen wissen wir, dass die Nutzer unserer Geräte besonderen Wert auf die Wiedergabe von Video-Inhalten aus dem Internet legen – und zwar in bestmöglicher Bildqualität. Hier bieten unsere Bravia LCD-Fernseher alles, was derzeit technisch möglich ist. Die Nutzer haben so die größtmögliche Freiheit und können selbst entscheiden, welche Features sie nutzen möchten und welche nicht.
 
Glauben Sie, dass Fernseher im Bereich der Internetunterhaltung und Apps zukünftig mit iPads und Co konkurrieren können, was Handhabung, Schnelligkeit und Durchsetzung am Markt betrifft?
 
Holländer: Tablet und TV stehen aus unserer Sicht nicht in direkter Konkurrenz, denn beide Geräte werden völlig unterschiedlich genutzt. Das eine ist mobil, das andere Dreh- und Angelpunkt für „großes“ Entertainment im Wohnzimmer. Eine sinnvolle App, die für das Tablet oder ein Smartphone entwickelt wurde, hat auf einem stationären TV-Gerät in der Regel keinen Wert. Aus unserer Sicht geht es daher darum, beide Produkte über intelligente Dienste mehr und mehr miteinander zu vernetzen. Das Sony-Tablet zum Beispiel steuert jeden Fernseher via Infrarotschnittstelle. Mit unseren TV-Geräten, Blu-ray Playern und Heimkino-Systemen versteht es sich dank kostenloser Apps wie „Media Remote“ besonders gut.

Popularität von Video-On-Demand wächst

 
Stellt das Internetfernsehen aus Ihrer Sicht die Zukunft der TV-Unterhaltung dar, d.h. wird sich der Zuschauer in 20 Jahren die TV-Inhalte nur noch in die Wohnzimmer streamen?
 
Holländer: Den Zuschauern ist mehrheitlich egal, welches Programm sie gerade schauen und vor allem wie dieses technisch übertragen wird. Ihnen geht es einzig und allein um die Inhalte – und die wollen sie am liebsten unabhängig vom starren linearen Fernsehprogramm sehen. Wann sie wollen und wo sie wollen. Das Internetstreaming ist hier eine Möglichkeit, um diesem Wunsch nachzukommen. Ganz gleich wie die Lösung in 20 Jahren wirklich aussieht: Die Entwicklung geht klar in die vorgezeichnete Richtung.
 
Sind nach Ihrer Sicht Mediatheken eine gute Lösung, um das Aufzeichnungsproblem bei aktuellen HD-Inhalten zu umgehen?
 
Holländer: Immer mehr Nutzer wollen ihre Lieblingssendungen unabhängig vom konkreten Fernsehprogramm anschauen. Hier sehen wir den größten Vorteil der Mediatheken. Mit wenigen Klicks auf der Fernbedienung ist das passende Angebot aus allen Sendungen der vergangenen sieben Tage ausgewählt.
 
Welche Rolle spielen für Sie exklusive Inhalte und eine Refinanzierung durch bezahlpflichtige Dienste? Können sich Onlinedienste zum echten Kaufargument für Fernseher entwickeln?

Holländer: Der derzeit populärste bezahlpflichtige Dienst im Sony Entertainment Network ist unser eigener Video-on-Demand-Service „Video Unlimited“. Selbstverständlich sind Dienste wie dieser in doppelter Hinsicht wichtig für uns: Erstens bieten Sie den Nutzern unserer Bravia LCD-Fernseher und vieler anderer kompatibler Produkte auch die neusten Kino-Blockbuster aller wichtigen Filmstudios zu sehen.
 
Zweitens ermöglichen Services wie Video Unlimited uns, Dienste, die einen Nutzen für unsere Kunden haben, zu refinanzieren. Sony ist in der komfortablen Situation, nicht nur Fernseher, Blu-ray Player und Heimkino-Systeme zu produzieren, sondern mit Sony Pictures im Film-, Playstation im Gaming- und Sony Music im Musik-Bereich auch Inhalte anzubieten. Das kann sonst niemand im gesamten Home Entertainment Markt. Wir arbeiten daran, diese Stärke in Zukunft noch besser zu nutzen.
 
Werden Online-Filmverleihdienste stark nachgefragt?
 
Holländer: Ja, die Zahlen sprechen hier eindeutig für die Popularität von Video-on-Demand-Services. Die Kunden genießen die Vorteile der zeitlichen Unabhängigkeit vom Fernsehprogramm und das breite Filmangebot. Dank der Tatsache, dass heute fast überall in Deutschland eine gute Internetanbindung verfügbar ist, sind auch alle technischen Hürden überwunden.HbbTV-Untersützung genauso wichtig wie eigene Smart-TV-Plattform

 
Spielt es eine große Rolle, ob man per HbbTV-Dienst die Onlinedaten abruft oder über eine Smart-Hub-Oberfläche? Welchen Stellenwert besitzt das Thema HbbTV im Vergleich zum gesamten Smart-TV-Angebot für Sie?

Holländer: Beide Angebote ergänzen sich aktuell in der Nutzung hervorragend. Sony unterstützt HbbTV auf ganzer Linie. Wir integrieren in unsere Sony-Internet-TV-Geräte alles, was technisch nötig ist, um HbbTV im Wohnzimmer zu erleben. Einfluss auf die Darstellung und Inhalte haben wir nicht. Im Sony Entertainment Network sieht das anders aus.
 
Meist finden sich auch innerhalb der Smart-Hub-Oberflächen die Mediatheken der Sender – ist eine vollwertige HbbTV-Unterstützung damit überhaupt vonnöten?
 
Holländer: HbbTV ermöglicht eine direkte Verlängerung des linearen TV-Programms in die Online-Welt. Mediatheken sind hier sicher am interessantesten, da jeder Hintergrundberichte oder andere Informationen zum gerade geschauten Programm finden kann. HbbTV setzt aber immer einen TV-Tuner voraus und funktioniert folglich in keinem Blu-ray Player oder Heimkinosystem – unsere Sony Entertainment Network Partner-Dienste stehen aber in allen Geräten zur Verfügung.
 
Warum kommt es beim Abruf der HbbTV-Dienste von RTL noch zu Fehlern, bei anderen Anbietern jedoch nicht?

Holländer: Unsere internetfähigen Bravia LCD-Fernseher unterstützen das HbbTV-Protokoll in vollem Umfang. Generell können somit die HbbTV Inhalte aller Sender problemlos angezeigt werden. Wenn das bei einigen Anbietern nicht möglich sein sollte, ist das eine bewusste Entscheidung des jeweiligen Senders. Er kontrolliert bei HbbTV die Verbreitung und die Inhalte.
 
Was ist aus Ihrer Sicht entscheidender: Eine eigene Smart-TV-Plattform aufzubauen, um sich vom Wettbewerb zu unterscheiden oder einen allgemeingültigen Standard wie HbbTV zu etablieren, um die Kunden nicht zu verunsichern?

Holländer: Beides ist aus unserer Sicht wichtig. Selbstverständlich investieren wir viel Energie in den Ausbau des Sony Entertainment Network. Schließlich können nicht nur TV-Geräte die Inhalte von dieser Plattform abrufen, sondern auch die PlayStation3, Android basierte Smartphones oder das Sony-Tablet. Letztlich ist für uns nur eins entscheidend: Bietet der jeweilige Service den Nutzern unserer Geräte einen echten Vorteil? Wenn wir diese Frage mit ja beantworten können, unterstützen wir ihn.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[rh]

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