Sporttotal.tv: DFB testet neues Sportportal

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Mit einem neuen Sportportal will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Amateur-Fußball stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Am Wochenende wurde das Internet-Fernsehangebot Sporttotal.tv getestet.

Der DFB-Präsident war nicht zu sehen. Reinhard Grindel war zwar in Drochtersen, aber die Kamera zoomte nicht auf den Boss des Deutschen Fußball-Bundes. Zu sehen war bei dem TV-Experiment des Verbandes neben dem Spielfeld eher das Marschland unweit der Elbe. Das ist eine der Tücken, beim ungewöhnlichen Internet-Fernsehen, mit dem der DFB den kleinen Fußball groß rausbringen will.

In der niedersächsischen Provinz begann am Wochenende eine kleine TV-Revolution. Die Pilotphase des ehrgeizigen Projektes von DFB und der Wige Media AG startete mit SV Meppen gegen BSV Rehden sowie SV Drochtersen/Assel gegen Germania Egestorf/Langreder. Die beiden Regionalliga-Spiele wurden live gezeigt und waren weltweit zu sehen.
 
„Ich sehe eine riesige Chance“, sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, der für den DFB die Partnerschaft mit dem Medienunternehmen Wige für das Projekt Sporttotal.tv geschlossen hat. „Wir haben ein Interesse, etwas für den Amateurfußball zu tun.“ Es sei ein Mehrwert, „wenn zusätzliches Interesse generiert wird und vielleicht neue Sponsoren darüber gefunden werden“.
 
Gebraucht wird für die Live-Übertragungen ein einziger Kasten mit vier Kameras pro Sportplatz. Es handele sich um eine „einzigartige 180-Grad-Kamera-Technologie, die fest am Spielfeld installiert wird“, erklärte Wige. Gelenkt wird das Kamerasystem über eine „Software, die in der Lage ist, dem Spielgeschehen vollautomatisiert zu folgen.“
 
Die Software hat kein Interesse am DFB-Präsidenten. Zu sehen sind bei den Übertragungen von sporttotal.tv tatsächlich Totalen und keine Details. Nahaufnahmen gibt es nicht, auch keine Kommentierung. Nur der Stadionsprecher des SV Drochtersen/Assel war am Sonntag gelegentlich zu hören. Fußballfans, die sonst „Sportschau“ oder Bundesligaspiele bei Sky schauen, dürften irritiert sein. Das Projekt ist wohl eher für Hardcore-Anhänger des unterklassigen Fußballs.
 
Die Pläne von DFB und Wige sind trotzdem ehrgeizig. Für die Pilotphase haben acht Nord-Regionalligisten je ein Kamerasystem installieren lassen. Als nächstes folgen Clubs der Oberliga Niedersachsen sowie der Bayernligen Nord und Süd, wo es im November mit SV Heimstetten gegen FC Unterföhring den ersten Punktspiel-Test gab. Bis Mitte des Jahres sollen 50 Amateurvereine die Kamera einsetzen. Für Ende 2019 hat Wige bereits 3000 Clubs eingeplant, wenn das Experiment auch auf weitere unterklassige Ligen ausgeweitet werden soll.
 
Ein Kamerasystem kostet 10.000 Euro. Den Clubs, die an der Testphase teilnehmen, entstehen nach Verbandsangaben keine Kosten. Für den Zuschauer ist das Angebot kostenfrei, das Portal finanziert sich durch Werbeerlöse. „In der Pilotphase überprüfen wir, ob dieses Kamerasystem im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Perspektive für den Amateurfußball bietet“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
 
Bei den Tests in Meppen und Drochtersen klappte nicht alles. Bei den Bildern aus dem Emsland-Stadion „ist ein Computer zusammengebrochen“, wie eine Wige-Mitarbeiter erklärte. Beim 1:1 im Kehdinger Stadion, das bis zu 500 Menschen gleichzeitig im Internet anschauten, waren die beiden Tore wegen einer kuriosen Panne nicht zu sehen: Ein jubelnder Fan hatte versehentlich eine Stromleitung gekappt.

[Michael Rossmann/kw]

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