Tasche für’s Smartphone macht Konzerte zu handyfreien Zonen

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Das Smartphone hat sich längst zum Alltagsbegleiter entwickelt, auch auf Konzerten darf es nicht fehlen. Mit einer abschließbaren Handytasche ist nun damit Schluss, so sollen Konzerte wieder zu handyfreien Zonen werden.

Hochgestreckte Arme, die die Sicht versperren, Fans, die nur auf das leuchtende Display starren und verwackelte Videos, die später doch keiner mehr anschaut. Wer kennt nicht die leidige Situation auf Konzerten, wenn der Besucher in der vorderen Reihe die ganze Show aufzeichnet. Und dann zückt man doch das eigene Handy, um schnell ein Erinnerungsfoto zu machen.
 
Auf einigen Konzerten ist damit nun Schluss. Denn das kalifornische Startup Yondr hat eine Handyhülle mit einem Sicherheitsschloss entwickelt. Damit kann das Telefon zwar mit ins Konzert genommen, aber nicht genutzt werden. „Wir schaffen handyfreie Zonen – in Konzert, in Schulen – überall wo das sinnvoll sein kann“, erklärte Yondr-Gründer Graham Dugoni in einem Artikel der „Washington Post“. Leuchten künftig im Zuschauerraum also wieder Feuerzeuge statt Smartphones?

Erste prominente Abnehmer für die Taschen gibt es bereits. Laut US-Medien waren sowohl das Überraschungskonzert von den wiedervereinten Guns N’Roses im April in Los Angeles als auch die Warm-up-Shows von Oscar-Moderator Chris Rock handyfreie Veranstaltungen.
 
Und auch Alicia Keys hat die abschließbaren Hüllen für sich entdeckt. Kürzlich gab die Sängerin ein Geheimkonzert im Berliner Club Lido, bei dem neue, bislang unveröffentlichte Stücke präsentiert wurden. Kein Wunder, dass Keys verhindern wollte, dass Videos davon bereits vorab im Netz auftauchen.
 
Sämtliche Besucher mussten am Eingang des Lido ihre Telefone in die Neopren-Hüllen packen lassen. „Das hat tatsächlich einen Unterschied gemacht während des Auftritts. Die Leute haben einfach mehr gefeiert und waren bewusster dabei“, sagte ein Konzertbesucher. Nach Ende der Show seien die Taschen dann recht schnell und unkompliziert wieder entriegelt worden. Die Frage ist allerdings, ob das auch bei großen Stadionkonzerten so reibungslos funktioniert. Und was ist bei einem Notfall – oder gar einem Terroranschlag – wenn die Betroffenen die Polizei oder ihre Angehörigen erreichen wollen?
 
Ob sich das Konzept also tatsächlich durchsetzt, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Immer mehr Künstler stört die exzessive Foto- und Videoaufzeichnung. So sprach Superstar Adele kürzlich auf einem ihrer Konzerte eine Besucherin direkt an: „Könntest Du bitte aufhören, mich zu filmen. Ich bin doch hier, in echt“, sagte die genervte Britin in einem im Internet verbreiteten Video. Sie könne die Show doch live und direkt genießen, anstatt durch eine Kamera. „Das ist keine DVD, das ist ein echtes Konzert.“
 
„Wenn du noch nie bei einer handyfreien Veranstaltung warst, weißt du einfach nicht, was du verpasst“, sagt auch Yondr-Chef Dugoni. Man nehme die Show anders wahr, wenn man nicht ständig filme, Nachrichten schreibe oder irgendetwas auf Twitter poste. Der Yondr-Chef hatte seine Idee entwickelt, nachdem er auf einem Festival zwei Besucher beobachtete, die einen betrunkenen Fremden beim Tanzen filmten und den Clip direkt auf Youtube stellten.
 
Neben Yondr gibt es aber auch noch andere Ansätze, um das nervige Filmen auf Konzerten einzudämmen. So hat das US-Patentamt in der vergangenen Woche einen Antrag von Apple genehmigt, wonach die iPhone-Kameras künftig per Infrarot-Licht manipuliert werden könnten. Damit wäre es möglich, dass auf Konzerten etwa der Bühnenbereich für Aufnahmen blockiert würde.
 
Ob diese Idee aber tatsächlich umgesetzt wird, ist völlig unklar. Schließlich patentiert der US-Konzern regelmäßig Innovationen, von denen bei weitem nicht alle den Markt erreichen. [Jenny Tobien/kw]

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