„Tatort“ Hamburg: Til Schweiger als neuer Schimanski

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der neuer Hamburger „Tatort“ mit Til Schweiger soll vor allem eines werden: unkonventionell. Für reichlich Gesprächsstoff hat der Schauspieler im Vorfeld bereits gesorgt, nun muss er beweisen, ob er auch das Zeug zum „Tatort“-Kommissar hat.

Ausgerechnet aus Deutschlands beliebtestem „Tatort“-Revier kam die Quotenansage für Til Schweiger: „Er wird uns alle übertrumpfen“, hatte Schauspieler Axel Prahl, gemeinsam mit Jan Josef Liefers in Münster für die ARD-Reihe im Einsatz, im Kölner „Express“ prophezeit. Als die Top-Personalie unter Deutschlands TV-Ermittlern Ende 2011 bekannt wurde, legte Prahl die Messlatte für den„Keinohrhasen“-Kommissar hoch: „Til knackt die magische 12-Millionen-Marke.“
 
Die hat das Münsteraner „Tatort“-Duo inzwischen selbst übertroffen und damit die Vorgabe für den Neuen in Hamburg unterstrichen. Zweistellig sollte die Millionenzahl der Zuschauer schon sein, wenn es für Schweiger heißt: „Willkommen in Hamburg“.
 
An diesem Sonntag (10. März/ 20.15 Uhr) ist der 49-Jährige nun tatsächlich auf dem Bildschirm erstmals als Nachfolger von Mehmet Kurtulus an Elbe und Alster unterwegs. Gefühlt ist es der Kinostar schon seit mehr als einem Jahr. Seit Schweiger auf Thomas Gottschalks „Wetten, dass…?“-Couch seinen Dienstantritt im NDR-Revier bestätigte, brachten ihm seine Äußerungen zum Kult-Krimi immer wieder Schlagzeilen und nicht selten Empörung bei Fans und Kollegen ein. Erst war es der Vorspann: Das mehr als 40 Jahre alte Intro mit dem berühmten Augenpaar und Fadenkreuz nannte er „outdated“. Kurz vor Drehbeginn sorgte die Änderung des Rollennamens für Aufsehen: Aus Tschauder wurde Tschiller, der Vorname Nick blieb.
 
Und der hat so einiges mit Schweiger gemeinsam: Er nuschelt ab und an, findet manches ein bisschen überholt und liebt seine Tochter abgöttisch. Als „Tatort“-Sprössling Lenny darf wieder Schweigers eigene Tochter Luna ran, die zuletzt mit Papa für dessen Kinofilme „Schutzengel“ und – ganz kurz – in „Kokowääh 2“ vor der Kamera stand. So manches im Traditionskrimi ist wie im Schweiger-Kino, auch wenn er diesmal nicht Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion ist. „Wo Til Schweiger draufsteht, ist auch Til Schweiger drin“, betont er gern. Ins Kino lockte er damit Millionen in seine Komödien („Keinohrhasen“, „Kokowääh“). „Schutzengel“ mit Schweiger in Action schnitt im Vergleich dazu schlechter ab.

Mit Action und einer Ladung Testosteron, Schießereien und Schlägereien will er nun den TV-Sonntagabend aufmischen: „Willkommen in Hamburg“ läuft nur wenige Sekunden, da flucht er „Fuck!“, einige Minuten später gibt es drei Tote – erschossen von Hauptkommissar Tschiller mit der Dienstwaffe am ersten Arbeitstag beim LKA. „So arbeiten wir nicht! Bei uns werden Verdächtige festgenommen und dann verhört“, macht ihm sein Chef klar. „Das wollten die aber nicht“, kontert Tschiller. Auch als die Staatsanwältin (Edita Malovcic) wissen will, ob er den Erschossenen zuvor auf seine „polizeiliche Gewaltanwendungslegitimation“ hingewiesen habe, meint Tschiller nur: „Ja, ich hab Polizei gesagt, bei „ei“ hat er geschossen.“
 
Tschiller als neuer Schimanski – einer der mit unkonventionellen Methoden heraussticht aus der Reihe der 21 „Tatort“-Teams. Ein harter Kerl: Das Weichei versucht er nur beim Frühstück für Tochter Lenny, für die er eigens nach Hamburg gezogen ist, hinzubekommen. „Fuck“ als erstes Wort sei eine Hommage des Drehbuchautors Christoph Darnstädt an Schimanski (Götz George), dessen erstes Wort im „Tatort“ 1981 „Scheiße“ war. Wie Schimanski schert sich Tschiller nicht um Regeln und nimmt im Alleingang den Kampf gegen einen Zuhälter-Clan auf, der den Kiez offenbar fest im Griff hat. So versteckt er eine minderjährige Prostituierte eigenmächtig in der Wohnung seines neuen Partners Yalcin Gümer (Fahri Yardim), der beim Schusswechsel verletzt wurde und im Krankenhaus liegt.
 
Dass Yardims Part ans Bett gefesselt ist, ermöglicht Schweiger den Alleingang – und Yardim mit witzigen Sprüchen via Handy und Laptop die Rolle des Sympathieträgers. Denn auch Humor gibt es im Film von Regisseur Christian Alvart („Antikörper“). Etwa wenn die Schlagzeilen aufgegriffen werden und Worte wie „outdated“ fallen oder der Polizeichef (Tim Wilde) Tschiller anfährt: „Sie glauben, Sie kommen nach Hamburg und können hier alles auf den Kopf stellen, oder was?! Sie und Ihre Alleingänge und diese Gewalt und dieses ganze Rumgeblute!“ Oder beim Aufeinandertreffen von Schweiger und Wotan Wilke Möhring, bald ebenfalls als NDR-„Tatort“-Ermittler am Start, nach dem „medialen Schwanzvergleich“ auf der LKA-Toilette.
 
„Halt durch, Kollege“, sagt Möhring in der Szene. „Mach dir mal keine Sorgen, Kollege“, erwidert Schweiger. Verpflichtet hat sich der Filmstar erst einmal für vier „Tatorte“, einen pro Jahr will er drehen. Schweiger selbst rechnet mit einer „Superquote“ für seinen „Popcorn-Tatort“, wie die Macher ihn nennen: „Es wird so sein wie bei Markus Lanz‘ erster ‚Wetten, dass…?‘-Sendung, die Leute sind einfach neugierig. Danach müssen wir mal sehen, was passiert“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Münsteraner Quoten halte er jedoch für unerreichbar – die seien „von einem anderen Stern“.

[Dorit Koch/fm]

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146 Kommentare im Forum

  1. AW: "Tatort" Hamburg: Til Schweiger als neuer Schimanski Die Fotos sagen alles. Naja, heute mal gucken. Obs wirklich so ein Cobra 11 Mist wird.
  2. AW: "Tatort" Hamburg: Til Schweiger als neuer Schimanski Vielleicht Far Cry in Hamburg Ansehen werde ich mir ihn aber schon, vielleicht taugt er ja doch was (der Tatort)
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