„Tatort“ Münster: Zum Jubiläum schwebt Boerne in Lebensgefahr

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Für den bereits 30. Fall des beliebten Münsteraner „Tatort“-Duos Boerne und Thiel steht der Thrill verstärkt im Fokus: Ein Psychopath trachtet dem Professor zur „Feierstunde“ nach dem Leben. Der typische Humor bleibt dabei dennoch nicht auf der Strecke.

Mit witzigen Dialogen und abgedrehten Plots hat sich das „Tatort“-Erfolgs-Duo aus hanseatisch-nüchternem Kommissar und selbstverliebtem Rechtsmediziner in die Herzen der Zuschauer gespielt. Doch so viel Thrill und Spannung wie in der 30. Folge des Münster-„Tatorts“ gab es selten: In der Krimi-Episode „Feierstunde“, mit der die ARD das kleine Jubiläum am Sonntag um 20.15 Uhr begeht, gerät Professor Boerne in höchste Lebensgefahr.
 
Mit der ersten Szene (Buch: Elke Schuch) ist das Bedrohungsszenario gesetzt: „Ich will ihn umbringen. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als ihn umzubringen“, lässt der Mann auf dem Psychologen-Sofa seine Therapeutin (Oda Thormeyer) wissen. Dass er das Ego seines Opfers zerstören will, seine Hybris, dass er an seiner Arroganz verrecken möge, fantasiert er. Kennern des Münster-Krimis schwant schon hier, dass der egomanische Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) gemeint sein muss.

Der feiert gerade mal wieder den eigenen Erfolg: Für ein internationales Forschungsprojekt zum Thema Mumien hat er 3 Millionen Euro Fördergelder abgesahnt. Nun will er sich bei einem Fest in der Anerkennung seiner Kollegen suhlen. Da kümmert es ihn wenig, dass Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) einen neuen, zu Herzen gehenden Fall hat. Ausgerechnet die Frau eines Forschers vom Medizinischen Institut der Uni – an den Rollstuhl gefesselt durch die unheilbare Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) – wird tot und übel zugerichtet in ihrer Wohnung gefunden, das Gesicht weggeschossen mit einer Pumpgun.
 
Von der Waffe fehlt jede Spur. Genauso wie vom Ehemann, dem erfolglosen Universitäts-Professor Harald Götz (Peter Jordan). In all seiner Unscheinbarkeit hat dieser, was ein potenzieller Psychopathen-Mörder braucht: Keiner kennt ihn, keiner würdigt seine Arbeit. Er hat jahrelang versucht, im Labor ein Mittel gegen die Krankheit seiner Frau zu finden. Vergeblich. Aus seinen Augen sprechen enttäuschte Hoffnungen und aufkeimender Wahnsinn.
 
Was sich aus dieser Ausgangssituation im folgenden entwickeln wird, ist ein spannungsgeladenes Kammerspiel rund um jene Feierstunde, die titelgebend für die Episode ist. Die Folge kreist bei alledem auch um übergeordnete Fragen: Ist es die Karriere, die Wissenschaftler zu Leistungen treibt oder vielleicht doch Menschlichkeit? Und wie viel Platz ist im Herzen selbstverliebter Narzissten eigentlich für andere? Wozu können Vergeblichkeit und Scheitern einen Menschen bringen?
 
Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, nicht nur die Spannung hochzuhalten sondern auch die humorvollen Seiten des Formats zur Geltung zu bringen, sagt der Regisseur Lars Jessen. Beides gelingt. Geboten wird ein Rennen gegen die Zeit, ein Ringen mit einem Verrückten. Da wirkt der wohldosierte Wortwitz und schwarze Humor der Münsteraner „Tatort“-Protagnonisten auflockernd und nie fehl am Platz. Dass auf Boernes kleinwüchsige Assistentin Silke „Alberich“ Haller (Christine Urspruch) eine große Verantwortung zukommen wird, ist dabei so typisch wie Boernes Unerschütterlichkeit im Glauben an sich selbst.

[Florentine Dame/buhl]

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