Wim Wenders: 3D ist „Revolution der Filmsprache“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Dreidimensionale Kinofilme gehören mittlerweile zum Standard. Auch Wim Wenders will sich gegenüber der neuen Technologie nicht verschließen. Nur die Geschichten, die er in 3D erzählen will, sind andere. Welche das sind, verrät der Meister-Regisseur im Interview.

Wie ist die Idee zu „Kathedralen der Kultur“ entstanden?
 
Wim Wenders: Vor drei Jahren habe ich für die Architektur-Biennale in Venedig eine 3D-Installation gedreht mit dem Titel „If Buildings Could Talk“. Es ging darin um ein revolutionäres Gebäude der japanischen Architektin Kazuyo Sejima, die damals Kuratorin der Ausstellung war. Der Film war mein erster Anknüpfungspunkt zwischen 3D und Architektur, und es war dabei ganz augenfällig, wie gut das neue Medium in der Lage war, ein Gebäude zu erforschen und den Zuschauer mitten hinein zu bringen.
 
Erwin Schmidt, der diese Installation damals produziert hatte, fand, dass man daraus etwas Weitläufigeres machen könnte und hat die Idee der Serie „Kathedralen der Kultur“ entwickelt, in der es darum geht, wichtige Bauten einem größeren Publikum nahezubringen. Als Pilotfilm habe ich dazu meinen Beitrag über die Philharmonie in Berlin gemacht, der dann auch pünktlich zum 50. Geburtstag des Hauses fertig wurde.

Es ist erneut ein 3D-Film. Was ist für Sie das Faszinierende an dieser Technik?
 
Wenders:Dass man an Menschen näher dran ist und sie im wahrsten Sinne desWortes „präsenter“ werden als je zuvor im Kino. Oder dass man für Tanzoder auch für Architektur zum Beispiel endlich eine adäquate Sprache imKino hat. Ich rede nicht von dem Hauptfeld, auf dem 3D bislangeingesetzt wurde. Als pures Action-Spektakel, finde ich, hat das Mediumkaum noch Anziehungskraft. Es wird Zeit, dass es endlich breiter undvielschichtiger eingesetzt wird, nicht nur als Jahrmarktsattraktion. 3Dist eine Revolution der Filmsprache, nicht mehr und nicht weniger.
 
 
Pina war Bewegung pur, jetzt ist es steingewordene Kultur. Ändert das die Herangehensweise?
 
Wenders: Beiden gemein ist, dass man als Zuschauer „eintauchen“ kann, andersinvolviert ist als im herkömmlichen Film. Bei „Pina“ war dieHerangehensweise sehr von Pina Bauschs Choreographien bestimmt, dieunsere 3D-Kameras zum Mittanzen aufgefordert haben. Bei der Architekturwar es eher die Aufgabe der Kamera, für den Zuschauer den Raum zuerkunden und es ihm zu ermöglichen, diese Architektur wirklich zuerleben.
 
 
Wie konnten Sie Ihre Kollegen von der Idee begeistern?
 
Wenders: Das war nicht so schwer. Die anderen fünf Kollegen, die als Regisseurean der Serie teilgenommen haben, waren sehr schnell überzeugt davon, wiegut das neue Handwerkszeug 3D hier einzusetzen war.
 
 
Wiestark beschäftigen Sie sich nach dem Buch „Inventing Peace“ (2013)weiter mit dem Thema? Kann (Film-)Kunst einen Beitrag zu der aktuellbedrohlichen Situation leisten?
 
Wenders: Kunst im Allgemeinen,Literatur, Theater oder Film können nie direkt politisch „tätig“ werden.Aber sie können allesamt helfen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Meinungenzu verändern oder auch Menschen Mut zu machen, sich einer politischenRealität zu stellen. Das Buch „Inventing Peace“, an dem ich über einenZeitraum von acht Jahren mit der australischen Philosophin Mary Zournazigemeinsam gearbeitet habe, ist kein „Politikbuch“ zu konkreten Fragenheutiger Politik. Es untersucht die Rezeption von Frieden und fragt sichund die Künste, warum Krieg so viel mehr Aufmerksamkeit bekommt – undwarum Frieden es so schwer hat, als kostbarstes Gut der Menschheit imBewusstsein Fuß zu fassen.
 
Vielen Dank für das Gespräch. Archiv
[Nada Weigelt/das]

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16 Kommentare im Forum

  1. AW: Wim Wenders: 3D ist "Revolution der Filmsprache" Ich hoffe, dass der nächste James-Bond-Film auch endlich mal in 3D gefilmt wird!
  2. AW: Wim Wenders: 3D ist "Revolution der Filmsprache" Wen interessiert, ausser Herrn Wenders, denn heute noch 3D?
  3. AW: Wim Wenders: 3D ist "Revolution der Filmsprache" Naja, es könnte eine Revolution sein… idr. wird es allerdings für reine Effekthascherei verwendet.
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