„Wir – Ihr – Sie“: Pikanter Berlin-„Tatort“ zum Saison-Finale

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Saison-Finale in Berlin: Die „Tatort“-Kommissare bekommen es mit dem brutalen Mord an einer Frau zu tun. Die Verdächtigen: drei handysüchtige Teenager. Doch auch privat geht es bei ihnen wieder rund: Während Karows Homosexualität explizierter inszeniert wird als je zuvor, kämpft Rubin weiter um ihre Familie.

Kurzer Rückblick in schwarz-weiß. Dann startet der dritte Berlin-„Tatort“ mit dem Titel „Wir – Ihr – Sie“ durch. Robert Karow (Mark Waschke), der Kommissar mit dem dubiosen beruflichen Vorleben, ist gerade aus der U-Haft entlassen worden und wieder im Dienst. Mit seiner toughen Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) ermittelt er im Fall einer kaltblütig im Parkhaus eines Einkaufszentrums am Potsdamer Platz überfahrenen Frau.
 
Dass die Kollegen bei seiner Rückkehr ins Büro gerade über ein in seiner Wohnung aufgezeichnetes, pikantes Video feixen, nimmt Karow gelassen. Ja, er hatte freizügigen, schwulen Sex. Na und? Die sehr explizite Szene ab Minute 4, in der die beiden Männer fast komplett unbekleidet beim leidenschaftlichen Liebesakt auf dem Sofa zu sehen sind, könnte in der Twitter-Gemeinde dennoch für Gesprächsstoff sorgen. Zur Hauptsendezeit gibt man sich sonst deutlich züchtiger.

Der letzte „Tatort“ vor der Sommerpause, den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, erzählt wie die ersten beiden Berlin-Krimis zwei Geschichten parallel – ungewöhnlich für das Format der Reihe, aber das Experiment funktioniert. Damit der Zuschauer den richtigen Durchblick hat, wiederholt das Erste am Freitag (3. Juni) um 22.15 Uhr die vorangegangene Berliner „Tatort“-Folge „Ätzend“. Im Fall „Wir – Ihr – Sie“ (Regie: Torsten C. Fischer) ist dann das Privatleben der Ermittler fast spannender als das neue Verbrechen.
 
Karow, der als Figur immer mehr an kantiger Kontur gewinnt, versucht weiter, den Tod seines früheren Kollegen Gregor Maihack aufzuklären – und gerät dabei zwischen gefährliche Fronten. Mark Waschke spielt den Ermittler als zielstrebigen, unter Strom stehenden Menschen, der seiner Partnerin Nina Rubin am Ende tatsächlich das Du anbietet.
 
Die Kommissarin versucht derweil, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Nachdem sie ihr Ehemann verlassen hat, zieht sich der bei ihr gebliebene 13-jährige Sohn Kaleb immer mehr zurück. Umso bemühter ist Rubin als warmherzige Berliner Kodderschnauze, Kalebs bevorstehende Bar-Mizwa zu einem Erfolg werden zu lassen. Zu der Feier hat sich auch der Opa aus Tel Aviv angekündigt.
 
Im Fall der ermordeten Frau rücken als Tatverdächtige schnell drei Teenie-Mädchen in den Fokus. Die Nachwuchsdarstellerinnen Cosima Henman, Emma Drogunova und Valeria Eisenbart spielen die Jugendlichen, die quasi mit ihren Handys verwachsen sind und ohne Online-Chats nicht überlebensfähig zu sein scheinen, sehr überzeugend. Allerdings sehen sich die jungen Schauspielerinnen mit ihren langen, dunklen Haaren zum Verwechseln ähnlich, was dem Zuschauer etwas Konzentration abfordert.
 
Doch warum sollten die Mädchen die Mutter eines ihrer Klassenkameraden überfahren haben? Scheinbar völlig ohne Interesse und Mitgefühl für ihre Mitmenschen bahnen sich die Heranwachsenden ihren Weg durch den Alltag. Eine Gefühlskälte, die die Polizisten fassungslos macht. Rubin verliert im Vernehmungsraum einmal völlig die Nerven – mit fatalen Folgen.
 
Oder ist doch die Halterin des Tat-Fahrzeugs die Täterin? Immerhin war sie früher mit der Getöteten befreundet und hat bis heute ein sehr enges Verhältnis zu deren Ehemann. Am Ende ist der Fall gelöst. Doch Karows parallel geführte Ermittlungen in eigener Sache werden vorerst gestoppt – durch einen Schuss. Und auch das sich anbahnende Vertrauensverhältnis zwischen Rubin und Karow erleidet einen Rückschlag. Fortsetzung folgt.

[Elke Vogel/fs]

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