Zum Jubiläum geht das Münchener „Tatort“-Duo dahin wo’s weht tut

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Auch wenn die Haare nach 25 gemeinsamen Jahren mittlerweile grau sind, gehen die Münchener „Tatort“-Kommissare Batic und Leitmayr weiter erfolgreich auf Mörderjagd. Zum Jubiläum geht das Duo in einem düsteren Fall dem Mord an einer rumänischen Prostituierten nach.

„Wie lange machen wir das jetzt hier schon?“, fragt Hauptkommissar Ivo Batic ziemlich zu Beginn der neuen „Tatort“-Episode aus München mit dem Titel „Mia san jetz da wo’s weh tut“. „Zu lang“, antwortet sein Kollege Franz Leitmayr. Und: „Wenn ich was hass‘, dann so ein Dienstjubiläum – und womöglich so einen g’schissenen Champagner dazu.“
 
Die Münchner „Tatort“-Ermittler feiern ein Vierteljahrhundert im Dienst und sind damit die dienstältesten amtierenden Kommissare nach Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in Ludwigshafen. 25 Jahre ist es nun schon her, dass die Schauspieler Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl zum ersten Mal als Kommissaren-Duo im ARD-Kultkrimi auftauchten. „Animals“ hieß der Film damals. Es ging um die mörderische Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Befürwortern von Tierversuchen, und das Mordopfer wurde passenderweise durch den Biss eines Kampfhundes getötet.
 
Dutzende Fälle rund um „Liebe, Sex und Tod“ (1997), „Starkbier“ (1999), den „Viktualienmarkt“ (2000) und „Die letzte Wiesn“ (2015) folgten. Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks sind seit Amtsantritt der beiden Ermittler über 150 Menschen im Münchner „Tatort“ gestorben – das macht im Schnitt mehr als zwei Tote pro Folge. Sieben Assistenten, der langlebigste unter ihnen Michael Fitz als Carlo Menzinger, haben die Kommissare dabei verschlissen. Aktuell im Dienst ist die Nummer acht, Ferdinand Hofer als Kalli.

Batic und Leitmayr hatten in all den Jahren jeweils acht Liebesgeschichten: Batic eine Beziehung und sieben Affären, Leitmayr drei Beziehungen und fünf Affären. Und es gab auch bemerkenswerte Gastauftritte – darunter Rio Reiser, Bela B. von den Ärzten, Rudolph Moshammer, Karl Moik und Die Toten Hosen.
 
Obwohl den beiden Schauspielern nicht alle Geschichten gefallen haben, wie sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagen (Nemec: „“Sommernachtstraum“ war wirklich schlecht!“/ Wachtveitl: „Miserabel war der! (…) Schrecklich fand ich auch „Klang der Toten Dinge“, oder wie der hieß – ein Esoterik-Tatort“), gehören die beiden zu den beliebtesten Ermittlern im ARD-Kultformat.
 
Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov aus dem vergangenen Jahr gaben 5 Prozent der befragten „Tatort“-Fans die Münchner als ihr Lieblingsteam an. Das ist Platz drei hinter dem unschlagbaren Münster-Duo Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) (31 Prozent) und den Ermittlern aus Köln (9 Prozent).
 
Und als solche feiern sie nun den eigentlich fröhlichen Anlass eines Dienstjubiläums mit einer düsteren Geschichte, die an die spektakulären „Wegwerfmädchen“-Folgen aus dem Hannover-„Tatort“ erinnern. In „Mia san jetz da wo’s weh tut“ geht es um den Mord an einer jungen, rumänischen Prostituierten – ein Routinefall, der eigentlich geklärt zu sein schien. Der geständige Mörder wurde schnell gefunden und verurteilt. Leitmayrs einfache Erklärung: „Milieu, Ivo, schon mal gehört: Er blau, braucht Geld, sie plärrt, Ende.“
 
Doch bald fallen Ungereimtheiten und schwere Ermittlungsfehler auf, und die Kommissare rollen den Fall wieder auf, um wieder gut zumachen, was sie einst versäumten. Damit treten sie allerdings eine Tragödie ungeahnten Ausmaßes los und müssen sich bald die Frage stellen, ob sie nicht lieber die Finger von der Geschichte gelassen hätten.
 
„Manchmal verschlimmert man eine Sache, die man eigentlich reparieren will, durch die Reparaturversuche“, sagt Wachtveitl im dpa-Interview. „Aber geht diese Erkenntnis auch so weit, dass man eine Ermittlung mal auf sich beruhen lässt und nicht mehr nach der Wahrheit sucht?“ Nemec fügt hinzu: „Was aber keine wirkliche Frage sein kann in unserem Beruf. Für die Polizisten oder für uns stellt sich diese Frage nicht.“ Nach so langer Zeit scheinen die Grenzen zwischen Rolle und Schauspieler zu verschwimmen.
 
Als Freund einer jungen rumänischen Prostituierten, der Freundin der Ermordeten, ist Max von der Groeben zu sehen. Er, der den „Danger“ in „Fack ju Göhte“ spielte, ist nach Jella Haases Gastauftritt in Dresden schon der zweite Jungstar aus der Schulkomödie, den es an den „Tatort“ verschlägt. „Meine beiden Kollegen, die Kommissare, spielen seit 25 Jahren zusammen und sind natürlich ein wahnsinnig eingespieltes Team – auch privat“, sagt von der Groeben der dpa. „Sie haben ein sehr gutes Verhältnis.“
 
Irgendwann im Film sitzen die Kommissare samt Assistenten dann kurz zusammen und trinken einen Espresso – Champagner gibt es nicht. „Wir fanden, dass diese kleine Szene, in der alle schon weg sind und die Kommissare mit Espressi aus Pappbechern anstoßen, gut, damit man sieht: Es geht um die Arbeit und nicht ums Feiern“, sagt Nemec. „Ein bisschen hat es auch mit uns zu tun, so wie wir hier sitzen und die ganze Presse kommt und uns darauf aufmerksam macht, dass wir jetzt 25-jähriges Jubiläum haben. Und wir denken: Ist gut jetzt, lasst uns mal weiterarbeiten. Lasst gut sein.“

[Britta Schultejans/buhl]

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  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

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