Leipzig – Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus schlitterte im Sommer nur knapp an der Pleite vorbei. Nach Schuldenmoratorium und Umbesetzungen im Management hat Dietmar Schickel neue Aufgaben als Geschäftsführer übernommen und erklärte im DF-Gespräch, was sich für Kunden und die Wohnungswirtschaft ändert.
Dietmar Schickel (54) ist seit den Anfängen des Kabelfernsehens in diesem Markt aktiv und seit mehr als 20 Jahren als Geschäftsführer für die Tele Columbus GmbH tätig. Bereits von 1990 bis 2007 war Dietmar Schickel als Geschäftsführer für den Bereich Marketing und Vertrieb, anschließend zwei Jahre lang als Geschäftsführer für Wohnungswirtschaft bei der Tele Columbus GmbH tätig. Im Juli 2009 wurde er zum Chief Commercial Officer (CCO) der Unternehmensgruppe ernannt. In dieser Funktion ist er für den gesamten Groß- und Endkundenvertrieb, den Bereich Marketing und Produktmanagement sowie für die Steuerung der Beteiligungsgesellschaften zuständig.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Schickel, müssen sich Kunden um die Zukunft von Tele Columbus Sorgen machen?
Dietmar Schickel: Ganz und gar nicht – Tele Columbus ist wie gewohnt als innovativer Anbieter für analoges und digitales Fernsehen, Internet und Telefon unterwegs und sorgt für Anschluss! Und auch die Wohnungswirtschaft kann sich wie bereits seit 25 Jahren auf unsere Dienste verlassen.
DF: Bislang waren Sie in der Geschäftsführung der Tele Columbus Gruppe für die Wohnungswirtschaft zuständig, nun wurden Sie zum Chief Commercial Officer ernannt. Inwiefern hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert?
Schickel: Mein Aufgabenbereich umfasst das gesamte Marketing mit Produktmanagement, Werbung und Veranstaltungen sowie die Zuständigkeit für sämtliche Vertriebsbereiche im Unternehmen. Neben dem Großkundengeschäft mit der Wohnungswirtschaft bin ich damit nun auch für alle Endkunden-Vertriebskanäle der Tele Columbus Gruppe zuständig. Der große Vorteil dabei: Die Integration der bislang getrennten Vertriebseinheiten unter einer einzigen Geschäftsführerposition macht es künftig noch leichter, Vermarktungsaktivitäten wirksam auszusteuern und auch mit unseren Partnern in der Wohnungswirtschaft abzustimmen. Darüber hinaus bin ich in der Geschäftsführung auch für unsere Beteiligungsgesellschaften zuständig.
DF: Bleiben Sie weiterhin der Wohnungswirtschaft verbunden oder müssen sich die Partner auf Neuerungen einstellen?
Schickel: Selbstverständlich fühle ich mich unseren Partnern in der Wohnungswirtschaft auch weiterhin sehr stark verbunden. In den letzten 20 Jahren meiner Geschäftsführertätigkeit für Tele Columbus sind viele gute Kontakte entstanden, die mir auch persönlich viel bedeuten. Natürlich werde ich diese auch weiterhin betreuen. Und ganz unabhängig von der persönlichen Ebene gilt: Die enge Partnerschaft mit der Wohnungswirtschaft bildet die Grundlage unseres Geschäfts. Ohne Gestattungsverträge ist auch keine Vermarktung an Endteilnehmer denkbar. Die gute Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen steht daher für uns klar im Fokus und wird künftig eher eine noch größere Gewichtung erhalten.
DF: Welche Änderungen wird es unter Ihrer Führung bei Tele Columbus geben oder bleiben Sie auf bewährten Pfaden?
Schickel: Wir haben in den vergangenen Jahren die richtigen Schritte getan und das Unternehmen in den technologischen Innovationen für unser Fernseh-, Internet- und Telefonangebot wie auch von der Marke her entscheidend weiterentwickelt. Diesen bewährten Weg werde ich weiter fortsetzen. Natürlich gibt es in einer solchen Entwicklung aber auch einige Stellschrauben, an denen wir noch weiter optimieren können, wie beispielsweise in den Produkten oder im Service für Groß- und Endkunden. Gerade die Betreuung unserer Kunden und die enge Abstimmung mit der Wohnungswirtschaft ist mir ein großes Anliegen.
DF: In der Öffentlichkeit wurde Tele Columbus in den vergangenen Wochen eher in Verbindung mit finanziellen Engpässen genannt als mit seinen Produkten – wie sind Sie derzeit aufgestellt?
Schickel: Die internationalen Kapitalmärkte bieten derzeit sicherlich kein einfaches Finanzierungsumfeld – auch nicht für einen aussichtsreichen Wachstumsmarkt wie es das Kabel gerade im Bereich Internet, Telefonie und digitale Dienste darstellt. Im Hinblick aufunsere erstklassige Infrastruktur und unsere kerngesunde operative Geschäftsentwicklung halten wir jedoch alle Argumente in der Hand. Diesen Wert unseres Unternehmens und unserer Arbeit schätzen auch unsere Investoren und Kapitalgeber richtig ein. Das hat nicht zuletzt die große Zustimmung gezeigt, die unser Unternehmen derzeit von der Kapitalseite erfährt. Unsere Kreditgeber haben damit unseren Kunden und Mitarbeitern unter Beweis gestellt, dass sie gemeinsam mit der Geschäftsleitung sehr konstruktiv und zukunftsorientiert an der Kapitalstruktur für die Unternehmensgruppe arbeiten.
DF: Die Netze von Tele Columbus sind weit über Deutschland verteilt. Wird es künftig einen Fokus auf bestimmte Gebiete geben?
Schickel: Schon heute liegt unser klarer Fokus auf den ostdeutschen Bundesländern, wo wir die meisten Kunden versorgen und über eine sehr große Netzdichte verfügen. Dennoch versorgen wir auch zahlreiche Haushalte außerhalb dieser Kernregion und sind auch hier immer an attraktiven Beständen interessiert.
DF: Werden weitere Netze verkauft oder sogar neue hinzugekauft?
Schickel: Die Konsolidierung im gesamten Kabelmarkt wird – wie auch im Telekommunikationsmarkt – sicherlich weitergehen, um wirtschaftliche Strukturen für die Anbieter und attraktive Angebote für die Kunden zu schaffen. Wenn sich sinnvolle Gelegenheiten bieten, werden selbstverständlich auch wir uns daran beteiligen, um unser Unternehmen noch besser aufzustellen oder weiter zu wachsen.
DF: Wie ist der Stand beim Netzausbau, vor allem von HDTV-Angeboten?
Schickel: Unsere Netze sind voll digitalisiert und weitgehend für Internet und Telefonie aufgerüstet. Bereits zum Showcase der öffentlich-rechtlichen Sender anlässlich der Leichtathletik-WM im August – also ein halbes Jahr vor dem geplanten Start des Regelbetriebs – konnten wir einem Großteil unserer Kunden das Fernsehen in hochauflösender Qualität anbieten. Die entsprechenden Receiver – eine einfache Zapping-Box sowie ein hoch entwickelter PVR – sind ebenfalls vorbereitet. Damit sind wir für die kommenden Entwicklungen bestens gerüstet.
DF: Wie grenzen Sie sich von der Primacom ab, immerhin gehört den Tele-Columbus-Inhabern ein großer Teil des Wettbewerbers?
Schickel: Ganz einfach: Bei allen Kooperationsmaßnahmen, die wir im vergangenen Jahr gemeinsam durchgeführt haben, haben wir von Beginn an auf eine strikte Trennung im wohnungswirtschaftlichen Wettbewerb geachtet. Damit sind automatisch auch unsere Endkundenaktivitäten klar voneinander abgetrennt. Eine Integration des Großkundengeschäfts könnte erst mit einer Integration der Gesellschaften erfolgen. Denn wie gesagt: Die Partnerschaft mit der Wohnungswirtschaft ist der Schlüssel für unser Geschäft.
DF: Herr Schickel, vielen Dank für das Interview![fp]
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