DLM-Symposium zur „Ökonomisierung des Rundfunks“ mit über 300 Teilnehmern

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Für den Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Thomas Langheinrich, geht es im Rundfunk grundsätzlich um eine Frage des Gleichgewichts: Ökonomischer Ehrgeiz sollte immer in Balance zum Rundfunk als Kulturgut stehen, forderte er zum Auftakt des DLM-Symposiums „Rendite ohne gesellschaftliche Dividende? Die Ökonomisierung des Rundfunks und ihre Folgen“ am Donnerstag in Berlin.

Die DLM wolle bei dieser Veranstaltung Veränderungen im deutschen Medienmarkt aufspüren und die damit verbundenen Herausforderungen für die Regulierer annehmen. Damit habe man offensichtlich einen Nerv getroffen, konstatierte Langheinrich, wie der überaus große Zuspruch zeige. Mehr als 300 Entscheider aus Medienpolitik und Medienwirtschaft, Vertreter von Banken und Beratungsfirmen, aus Verbänden und Wissenschaft sind zu Diskussionen mit in- und ausländischen Experten in der Landesvertretung Baden-Württemberg zusammengekommen.

Finanzinvestoren seien keine neue Erscheinung auf dem deutschen Medienmarkt, stellten aber die gesamte Branche zurzeit vor neue Aufgaben, betonte der Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) zum Auftakt. „Längst sind die großen Kabelnetze in der Hand ausländischer Investmentgesellschaften“, so Langheinrich und erinnerte an den Einstieg von Permira beim Pay-TV-Sender Premiere. Auch die ProSiebenSat.1 Media AG habe bereits zu verschiedenen Investorengruppen gehört.
 
Am Beispiel der ProSiebenSat.1-Eigner, so Langheinrich, ließe sich gut erkennen, in welche Richtung sich ein Medienunternehmen nach dem Einstieg von Privat-Equity-Firmen bewegen könne. „Deren Ankündigung, dass die Umsatzrendite auf bis zu dreißig Prozent steigen soll, führt uns zwingend zu den Fragen: Wo soll noch gespart werden? Wie werden die Programme aussehen?“ Für Langheinrich hat noch eine weitere Frage Priorität: „Wie wird sich ihr Einfluss auswirken?“ Denn schließlich stehe viel auf dem Spiel; es gehe um Inhalte, um Journalismus und um die in den Medien vermittelten Werte. Schon heute beobachtet der DLM-Vorsitzende Fehlfunktionen und Glaubwürdigkeitskrisen bei den hiesigen Medien und konstatiert eine „Boulevardisierung“ auch seriöser Blätter und Sendungen, „wenn beispielsweise ein Eisbär wochenlang wichtiger wird als manch innenpolitische Entscheidungen und außenpolitische Ereignisse“.
 
Die Regulierer, betonte Langheinrich, sähen sich in einem Dilemma. Einerseits würde ihnen vielfach zu langsames Handeln und die Unfähigkeit zu vorausschauenden Aktionen vorgeworfen. Allen Medienakteuren sei jedoch spätestens seit dem jüngsten Verfassungsgerichtsurteil klar, dass die Gefahr der Ökonomisierung des Rundfunks bereits im Vorfeld zu bannen sei. Daher gelte es in den Diskussionen des DLM-Symposiums eine Antwort auf die Frage zu finden: „Was müssen Politik und Regulierung leisten, damit die Dividende nicht nur für die Investoren, sondern auch für die Gesellschaft stimmt?“[fp]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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