WDR bietet eigene Videos anderen Verlagen an

1
37
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Köln – Der WDR-Rundfunkratsvorsitzende Reinhard Grätz erwartet, dass auch andere Regionalzeitungsverlage in Nordrhein-Westfalen Videoangebote des Senders in ihre Internet-Auftritte übernehmen werden.

Interesse sei vorhanden, Gespräche liefen, sagte Grätz dem epd am 21. April. Der irreführende Eindruck, es gehe nur um einen Verbund zweier „Medien-Giganten“ WAZ und WDR), werde damit widerlegt. Auch andere Verlage könnten das Übernahmeangebot des WDR nutzen. Nach WDR-Angaben gibt es derzeit vier NRW-Regionalzeitungsverlage, mit denen gesprochen werde.
 
Der Preis für die Videos richte sich nach Aufwand Grätz betonte den bescheidenen Rahmen, in dem die Zusammenarbeit starten werde. Täglich werde der WDR lediglich neunregionale Fernsehberichte anbieten, die die WAZ in ihrem Internetportal „Der Westen“ verwenden könne oder nicht. Es handele sich nicht um eine „Dauerlizenzierung“, sondern die Partner wollten in einer einjährigen Testphase Erfahrungen sammeln. Zur Frage, ob sich dieser Rechteverkauf für den WDR bei Einzelpreisen von unter 100 Euro lohne, sagte Grätz, die Forderung liege noch über dem, was der Privatsender RTL von der „Rheinischen Post“ für die Anlieferung aktueller Videoberichte verlange. Sicherlich werde für den WDR „kein umwerfender Betrag“ zu erlösen sein.
 
Die Rechteverwertung in der Form der Weiterlizenzierung an einen privaten Partner wird — mit Rücksicht auf EU-Vorgaben bei kommerziellen Nebenbetätigungen — von einer Tochterfirma des Senders, der WDR mediagroup, besorgt. Einen Endpreis von 90 Euro pro Beitrag sowie eine Ausschöpfung des täglichen Rahmens von neun Beiträgen angenommen, könnte der WDR aus diesem Rechtehandel im Testjahr bei 365 Tagen maximal 295.650 Euro erlösen. Hierbei handelt es sich um eine Schätzung, für die es keine Bestätigung gibt. Die Hauszeitschrift „WDR print“ hatte in ihrer April-Ausgabe einen gebührensenkenden Effekt in Aussicht gestellt: „Gewinne aus diesem Geschäft fließen dem WDR zu, reduzieren dann den Finanzbedarf des Senders und senken damit langfristig auch die Gebührenhöhe.“

WDR-Sprecherin Gudrun Hindersin sagte am 22. April, die Erlöse ließen sich noch nicht abschätzen. „Der Preis richtet sich nach dem Aufwand bei der mediagroup“, fügte sie hinzu. Der endgültige Starttermin stehe noch nicht fest, doch gehe es nur noch um technische Details, die derzeit zwischen mediagroup, der WDR-Online-Redaktion und der WAZ-Gruppe geklärt würden.
 
Währenddessen scheint sich der WDR-Rundfunkrat noch nicht im Klaren darüber zu sein, ob er die Kooperation förmlich beauftragen will oder ob ein Kenntnisnahme-Beschluss vom Jahresanfang genügen soll. „Es gibt keinen Beschluss“, heißt es aus dem Gremium.
 
Keymis: „Ton im Verlegerlager hat sich nicht gemäßigt“
Grätz zufolge hat die angestrebte Zusammenarbeit einen „primär medienpolitischen Hintergrund“. Es gehe darum, das Verhältnis zu den Verlegern im Streit über das Internet-Engagement des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu befrieden. Eben diese Erwartung sieht das Rundfunkratsmitglied Oliver Keymis (Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsident des NRW-Landtags) nicht erfüllt. „Der Ton im Verlegerlager hat sich nicht gemäßigt, eher im Gegenteil“, sagte der Grünen-Politiker dem epd am 22. April. Keymis ist ein Gegner der Kooperation, weil sie Grenzen zwischen öffentlich-rechtlichen und privatwirtschaftlichen Medienanbietern verwische. Er, Keymis, trete aus medienordnungspolitischen Gründen für „eine saubere Trennung“ der Betätigungsfelder ein.
 
Das Rundfunkratsmitglied Marc Jan Eumann, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, hält die Zusammenarbeit indes für akzeptabel, wenn der WDR den NRW-Verlagen insgesamt „ein marktgerechtes Angebot“ mache. Dies werde dann ein „natürlicher Teil von Konvergenz“ sein. Eumann knüpft seine Zustimmung an drei Bedingungen. Die wechselseitige Unabhängigkeit der Journalisten in beiden Medienhäusern müsse in der Beobachtung des jeweiligen Wettbewerbers unbedingt gewährleistet bleiben. Außer der WAZ sollten „möglichst rasch“ auch andere NRW-Verlage teilhaben können. Drittens verlangt der SPD-Politiker, dass die Ergebnisse des Projekts nach einem Jahr unter Mithilfe von Expertenrat bewertet werden sollten. Erst danach könne über eine Fortsetzung entschieden werden. (epd)[mg]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

1 Kommentare im Forum

  1. AW: WDR bietet eigene Videos anderen Verlagen an Der Inhalt der Meldung klingt nicht wirklich nach einem Angebot. Nun ja, immerhin ein Anfang...
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum