Ostdeutsche Lokal-TV-Sender häufig unterfinanziert

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Erfurt – Auf Einladung der TLM trafen sich in Erfurt die Thüringer Lokalfernsehveranstalter zum 2. Runden Tisch Lokalfernsehen, um sich über die Ergebnisse der Studie „Gegenwart und Zukunft des lokalen und regionalen Fernsehens in Ostdeutschland“ zu informieren.

Mit dem Forschungsprojekt haben die fünf ostdeutschen Landesmedienanstalten die Friedrich-Schiller-Universität Jena (Prof. Dr. Wolfgang Seufert) zusammen mit dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Dr. Wolfgang Schulz) beauftragt.

Prof. Dr. Wolfgang Seufert machte in seiner Präsentation deutlich, dass die regionalen TV-Veranstalter eine hohe publizistische Leistung erbringen, aber die wirtschaftliche Lage sowie die Rahmenbedingungen der ostdeutschen Lokal-TV-Anbieter im Vergleich mit denen in Westdeutschland weitaus schwieriger sind.
 
Die Gründe dafür sind nach Angaben der TLM vielschichtig. In der Studie wird zunächst die strukturelle Lage des regionalen Fernsehens in Ost- und Westdeutschland verglichen. Erfreulich sei, dass die Dichte lokaler und regionaler TV-Sender im Osten deutlich höher liege als in den alten Ländern, wo sich die meisten Sender in Bayern befänden. „Lokales Fernsehen findet sich vor allem in Ostdeutschland – in Thüringen haben wir noch 14 Sender“, so TLM-Direktor Fasco und bedauert, dass im Freistaat in den letzten Monaten mehrere Lokal-TV-Sender aufgeben mussten.
 
Die ostdeutschen Regionalsender schreiben nach Recherche der Gutachter selten schwarze Zahlen. Einerseits beträgt oft die technische Kabelreichweite mehrere 10 000 Haushalte, notwendig wären laut Studie aber über 100 000 Haushalte. Andererseits sei das regionale TV-Werbeaufkommen im Vergleich zu Bayern um 30 Prozent niedriger (rund ein Euro pro Jahr und Einwohner).
 
Den Lokal-TV-Programmen bescheinigt das Gutachten dennoch einen hohen Anteil regionaler und aktueller Berichterstattung. „Lokalfernsehen trägt zur publizistischen Vielfalt bei, bereichert die Fernsehlandschaft und wird von den Zuschauern wegen der Informationen aus ihrem direkten Umfeld geschätzt“, so TLM-Direktor Jochen Fasco.
 
Noch offen ist jedoch, wie sich die finanzielle Situation der Lokalfernsehsender verbessern lässt. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem zweiten Rundfunkgebührenurteil festgestellt, dass die publizistische Vielfalt gerade in den lokalen und regionalen Programmen gesichert werden muss. Es braucht nach Meinung der TLM also eine Veränderung der Rahmenbedingungen, die jedoch die Veranstalter oft nicht selbst beeinflussen könnten. So müsse beispielweise geprüft werden, ob und wie die Verbreitung verbessert und auch zukünftig gesichert werden könne.
 
Die Länder könnten nach Meinung der Gutachter gemeinsam alte Richtlinien und Vorgaben streichen, die dem Auftrag zur Einhaltung der publizistischen Vielfalt entgegenstehen. Der Bayerische Landtag fordert z. B. die künftige Finanzierung aus der Rundfunkgebühr.
 
„Die Forderung nach Förderung oder Unterstützung des oft notleidenden Lokal-TV wird sicherlich laut werden“, glaubt auch TLM-Direktor Fasco. Das Gutachten unterstütze die dafür nötige sachliche Diskussion. [fkr]

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