ZDF-Doku: Schuften – und doch kein Geld

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mainz – 2,5 Millionen Menschen sind arm trotz Arbeit. 22 Prozent der Berufstätigen in Deutschland arbeiten inzwischen für Niedriglöhne, fast so viele wie in den USA.

Diesem Thema widmet sich die „37 Grad“-Dokumentation des ZDF mit dem Titel „Schuften – und doch kein Geld“ am Dienstag, 8. Juli, um 22.15 Uhr. Früher waren Menschen, die zu Niedriglöhnen arbeiteten, meist gering oder gar nicht qualifiziert, doch das hat sich geändert. Drei Viertel der im Niedriglohnsektor Arbeitenden haben eine Berufsausbildung, manche sogar einen Hochschulabschluss. Das Bundesarbeitsministerium hat 650 Berufe aufgelistet, in denen weniger als sechs Euro pro Stunde verdient wird.

Während der Niedriglohnsektor schnell wächst, verringert sich auf der anderen Seite die Mittelschicht, die tragende Säule der Gesellschaft in Deutschland. In vielen Nachbarländern ist ein Mindestlohn längst selbstverständlich. In Deutschland dagegen werden Arbeitgeber subventioniert. Denn ohne die Aufstockung durch die Arbeitsagentur reichten die niedrigen Löhne zum Leben nicht aus.
 
Zum Beispiel eine 26-Jährige aus Berlin: Sie arbeitet schon seit zehn Jahren für die gleiche Friseur-Kette. Vom Azubi bis zur Leiterin einer Filiale in Berlin hat sie sich hochgearbeitet; in wenigen Monaten hat sie ihre Meisterprüfung. Obwohl sie für mehrere Gesellen und Azubis verantwortlich ist und einen ordentlichen Umsatz im Salon erwirtschaften muss, verdient sie gerade mal 5,50 die Stunde. Wegen des geringen Verdienstes muss sie regelmäßig zum Arbeitsamt, um dort ihren Lohn aufstocken zu lassen.
 
Der Film von Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray zeigt, wie die Menschen trotz allem versuchen, ihre Würde und ihre positive Lebenseinstellung zu bewahren, mit welcher Hoffnung sie immer wieder probieren, einen besser bezahlten Job und einen Platz in der Gesellschaft zu finden.Der ZDFdokukanal zeigt die „37 Grad“-Sendung „Schuften – und doch kein Geld“ am Mittwoch, 9. Juli, 19.30 Uhr, noch einmal als Servicewiederholung und präsentiert direkt im Anschluss um 20 Uhr exklusiv die Diskussion „37 Grad plus“.
 
Moderatorin Doro Wiebe erörtert mit Experten die Situation von Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich sowie die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Zu Gast sind: Prof. Dr. Ronald Schettkat, seit 2004 Professor für Volkswirtschaftslehre und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal; Dr. Hans-Peter Unger, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Familientherapeut und seit 1997 Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Asklepios Klinik Harburg; Prof. Götz W. Werner, Gründer, Gesellschafter und Aufsichtsratsmitglied einer Drogeriemarkt-Kette. Seit Oktober 2003 leitet Prof. Götz W. Werner das Interfakultative Institut für Entrepreneurship an der Eliteuniversität Karlsruhe (TH). [ar]

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20 Kommentare im Forum

  1. AW: ZDF-Doku: Schuften - und doch kein Geld Wenn man sich den Artikel durchliest, - das ist einfach nur irre. Es wird schon längst Zeit, dass es zumindest in Deutschland einen festen Mindestlohn geben sollte. Viele Unternehmen subventionieren ihre Lohnkosten durch Steuergelder. Einfacher und bequemer geht es nicht.
  2. AW: ZDF-Doku: Schuften - und doch kein Geld Deutschland ist übrigens eines von sechs Ländern in der EU ohne Mindestlohn. In Österreich, Dänemark, Schweden und Finnland sind Arbeitgeber und -nehmer alle in Verbänden bzw. Gewerkschaften organisiert, so dass der Mindestlohn de facto existiert. Nur in Berlusconi-Land sind die Arbeitnehmer noch schlechter dran als hier. Armes Deutschland!
  3. AW: ZDF-Doku: Schuften - und doch kein Geld Ist eine Filialleiterrin nicht dafür verantwortlich, was die Leute verdiehnen ? Schon mal daran gedacht, das es vielleicht wirtschaftlich nicht möglich ist, im Friseurhandwerk mehr zu bezahlen ? Denn immer wenn es um die Mindestlohn Debatte geht, kommen die jedesmal mit dem Friseur. Schon komisch oder..... Was ist denn, wenn die Frisöse das Geld (also den Mindestlohn) pro Stunde nicht erwirtschaftet. In dem Fall zahlt der Laden drauf, oder schmeißt die Dame raus.
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