Mittelwellensender Burg feiert 50. Geburtstag

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Burg – Am 21. Dezember 1953 waren die Masten des Mittelwellensenders Burg als wichtiger Teil eines landesweiten Netzes von Rundfunksendern in Betrieb gegangen und dienen jetzt zu Testausstrahlungen der digitalen Mittelwelle.

Mittlerweile sind die meisten Masten stillgelegt. 50 Jahre nach der Inbetriebnahme des Komplexes vor den Toren der Stadt ist die Anlage in einen Dornröschenschlaf versunken. Am 21. Dezember 1953 war sie als wichtiger Teil eines landesweiten Netzes von Rundfunksendern in Betrieb gegangen. Der Termin hatte politische Bedeutung: Stalins Geburtstag.
 
An die Hochzeiten des Standortes Burg erinnern noch zwölf rot-weiß-gestreifte Masten. Der höchste messe 350 Meter und habe zur Ausstrahlung von Langwellenprogrammen gedient, sagt Hans Henning. Von seinem Wohnhaus in Reesen aus hat er die einstige Arbeitsstelle bei klarem Wetter stets vor Augen. Fast 35 Jahre kümmerte sich der Funktechniker um den reibungslosen Sendebetrieb, ging 1999 in den Vorruhestand. Sein Herz hängt an der Anlage. So erforscht er deren Geschichte mit Ausdauer. Manches Stück der alten Technik bewahrte Henning vor dem Schrott.
 
Irgendwann, vielleicht schon im kommenden Jahr, soll ein Teil der Schätze ausgestellt werden. Ein kleines Museum ist im Aufbau. Das dauert, wird doch jedes Exponat gründlich restauriert. Und die Geschichte des Senders auf dem Burger Brehm birgt viele kleine Geheimnisse, die es Archiven zu entlocken gilt.
 
Noch 1940 gab es im Deutschen Reich 73 Rundfunksender. Deren Reichweite war bescheiden. Mit dem technischen Fortschritt wurde Anfang der 50er Jahre der Bau neuer Anlagen notwendig, wie Hans Henning berichtet. Nur so konnte die flächendeckende Versorgung in der DDR gesichert werden. Für jedes der damaligen Länder war ein Sender geplant, der Brandenburger stand aus Kostengründen mit in Burg. Die geografische Lage machte das Areal für Mittel- und Langwellenabstrahlungen interessant. Wichtig ist die Leitfähigkeit des Bodens durch Feuchtigkeit, um optimale Sendebedingungen zu erreichen. Zudem lag der Sender nah genug am Westen, um auch dorthin abstrahlen zu können. Der Kalte Krieg legte den Grundstein für solche Überlegungen.
 
Von den 50er bis Anfang der 70er Jahre bekam Burg eine besondere ideologische Aufgabe zugewiesen. Mit dem KPD-Verbot in der Bundesrepublik ging am 17. August 1956 der „Freiheitssender 905“ auf Sendung, ausgestrahlt von Burg aus, produziert in Bestensee bei Königs Wusterhausen. 1960 nahm der Deutsche Soldatensender seinen Betrieb in Berlin-Grünau auf. 1971 und 1972 verstummten beide Sender für immer. Für die Techniker in Burg war die Herkunft der Sendungen ein offenes Geheimnis, sie wurden per Erdkabel direkt „angeliefert“. Die Abstrahlung beider Programme besaß höchste Priorität, erinnert sich Hans Henning. Ob Radio Berlin International, Stimme der DDR oder das Jugendradio DT 64, sie alle wurden über die Burger Anlagen ausgestrahlt – Alltagsgeschäft.
 
Es waren die kleinen Besonderheiten, die den Burger Sender besonders wichtig machten. Als Dienstleister für die sowjetischen Truppen in der DDR übernahmen die Techniker die Verbreitung von Radio Wolga, das sich in erster Linie an Soldaten richtete und in Potsdam produziert wurde. Anliegen war es, die zahlreichen Fahnenflüchtigen zur Rückkehr aus dem Westen zu bewegen. Ab 7. November 1968, Jahrestag der Oktoberrevolution, ging Wolga von Burg aus in den Äther und behielt seine Frequenz bis zum Abzug der russischen Truppen nach der Wende. Heute laufen über Burg lediglich noch Datendienste und Probesendungen für das Digitale Radio auf Mittelwelle. [fp]

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