Interview: Kabel BW will weitere HDTV-Sender einspeisen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Kabel Baden-Württemberg hat Interesse an der Aufschaltung von Eurosport HD oder Arte HD. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Klaus Wolf, Leiter Content-Management beim Kabelnetzbetreiber Kabel Baden-Württemberg.

Wenn mehr Sender in HDTV angeboten würden, gäbe es auch mehr Zuschauer beim hochauflösenden Fernsehen, glaubt Wolf. Bei Kabel BW seien die Kapazitäten dafür auf jeden Fall vorhanden, verspricht er. Nicht zuletzt sieht Wolf den Grund für das immer noch geringe Angebot bei HDTV in der Zurückhaltung der „großen Sendergruppen und die öffentlich-rechtlichen Sender“.

DIGITAL FERNSEHEN: Sind bei Kabel BW in nächster Zeit Aufschaltungen für HDTV-Sender geplant?
 
Klaus Wolf: Unser Kabelnetz ist praktisch flächendeckend „HD ready“. Denn durch unsere konsequente Netzmodernisierung können heute schon über 96 Prozent der Kabelhaushalte im Land HDTV im Kabel erleben. Aktuell mit sechs HDTV-Sendern. Vier davon sind unverschlüsselt empfangbar, hinzu kommen die beiden Premiere-HDTV-Kanäle. Selbstverständlich sind wir daran interessiert, ein möglichst breites Angebot auch an hochauflösenden Sendern zu bieten. So haben wir beispielsweise Interesse an der Einspeisung von Europsort HD oder Arte HD. In unserem Kabelnetz sind genügend Kapazitäten für noch mehr HDTV-Sender vorhanden, eine Einspeisung wäre technisch kurzfristig möglich. Was die Einspeisung weiterer HDTV-Sender angeht, führen wir natürlich immer mit praktisch allen Marktteilnehmern Gespräche.
 
DF: Wann werden die Sender starten?
 
Wolf: Derzeit befinden wir uns, was die Einführung von HDTV betrifft, in der bekannten Henne-Ei-Problematik. Die Sender wollen vor dem Start eine entsprechende Zahl von Zuschauern garantiert haben, die TV-Nutzer wollen zuerst das Programmangebot haben und sehen, bevor sie dafür auch Geld ausgeben. Ein Problem zum Start neuer Kanäle ist definitiv die Herangehensweise der Sendeunternehmen, die HDTV zuerst als Pay-TV starten wollen. Was die hochwertigen Inhalte betrifft, ist das sicherlich gerechtfertigt, aber über diese Schiene den Markteintritt zu schaffen, ist derzeit schwierig. Kabel BW schlägt den Sendern daher erst einmal eine freie Promotionsphase, die wir durch die Bereitstestellung eines digitalen HD-Kanals unterstützen, vor. Wenn die Angebote dann im Markt bekannt sind, dann können wir über weitere Schritte beraten.
 
DF: Inwiefern ist die Nachfrage für Fernsehen in High Definition Qualität Ihrer Meinung nach vorhanden?
 
Wolf: Bei unseren Kunden ist HDTV schon angekommen. Nicht nur durch attraktive Angebote für HDTV-Receiver in der Vergangenheit, sondern auch durch das breiteste HDTV-Angebot im Kabel in Deutschland wollen wir Lust auf das hochauflösende Fernsehen machen. Leider fehlt es in Deutschland noch an HDTV-Inhalten. Hier spielt sicherlich auch die aktuelle Zurückhaltung der öffentlich-rechtlichen Anstalten eine wichtige Rolle. Denn die Begeisterung für HDTV hängt einen Großteil natürlich auch von den Inhalten ab. Sport war in der Vergangenheit immer wieder ein Zugpferd, was technische Innovationen angeht. So sind wir froh, dass Anixe HD, das wir bereits seit einiger Zeit in unser Kabelnetz einspeisen, Highlights von den Olympischen Spielen in HDTV zeigt.
 
DF: Warum gibt es Ihrer Meinung in Deutschland ein so geringes Angebot in HDTV?
 
Wolf: Leider halten sich die großen Sendergruppen und die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland bei dem Thema HDTV sehr zurück oder haben ihr HDTV-Engagement vorübergehend auf Eis gelegt – wie beispielsweise die ProSiebenSat.1-Gruppe. Das bedauern wir als Kabelnetzbetreiber natürlich sehr. Denn Kapazitäten für weitere HDTV-Sender bei Kabel BW sind wie gesagt vorhanden. Gerade die Zurückhaltung von ARD und ZDF bremst natürlich auch die anderen Marktteilnehmer ein Stückweit aus. Denn die Rechnung ist doch eigentlich ganz einfach: Je größer das Senderangebot in HDTV, desto mehr Zuschauer finden die passenden Inhalte auch hochaufgelöst wieder und steigen in HDTV ein. Wir bei Kabel BW erleben das täglich: Viele unserer Kunden fragen nach weiteren HDTV-Angeboten, die wir – wären sie denn verfügbar – auch gerne einspeisen würden.
 
DF: Was ist im Ausland Ihrer Ansicht nach anders?
 
Wolf: Gerade in der Anfangszeit von HDTV war das hochauflösende Fernsehen ein klassisches Pay-TV-Thema, sprich ein „Premium“-Angebot für bestehende Pay-TV-Kunden. Nun ist in vielen Europäischen Ländern aufgrund des begrenzten Free-TV-Angebots Pay-TV weit mehr verbreitet als in Deutschland. Am Beispiel Groß Britannien wird das recht deutlich. Hier haben dann Schritt für Schritt auch die Free-TV-Sender und auch die öffentlich-rechtliche BBC HDTV-Angebote gestartet. Diese besondere Situation in Deutschland mag eine Rolle gespielt haben, dass HDTV einerseits bei einer breiten Masse an Zuschauern, aber auch bei der Vielzahl an Sendern nur langsam ankam. Aber wir sehen im Markt Bewegung und sind zuversichtlich, dass wir bald auf ein weitaus größeres HDTV-Angebot in Deutschland blicken können als heute.
 
DF: Welche Vor- und welche Nachteile sehen Sie bei HDTV gegenüber Standard Definition?
 
Der Trend im Endgeräte-Markt ist eindeutig: Nach HD-ready-Fernsehern stehen jetzt Flatscreens mit Full-HD-Auflösung im Fokus der Verbraucher. Doch eben gerade diese Fernseher benötigen entsprechend hochaufgelöste Signale, da sonst doch recht schnell Ernüchterung in Sachen Bildqualität einsetzt. Denn HDTV bietet natürlich gegenüber dem „normalen“ digitalen Fernsehen, und erst recht gegenüber dem Analogbild, entscheidende Vorteile: Die höhere Auflösung macht sich in einer erhöhten Schärfe des Bildes bemerkbar. Die Bilder sind detailreicher, die Farben natürlicher und kräftiger. Das zusammen mit Ton im Dolby Digital 5.1 Standard sorgt für ein echtes Kinoerlebnis in den eigenen vier Wänden.All das ist für viele Kabelkunden in Baden-Württemberg bereits Realität.
 
DF: Herr Wolf, vielen Dank für das Interview. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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