SWR-Nachtcafé über „Gefährliche Liebschaften“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Baden-Baden – Im SWR-Nachtcafé geht es bei Wieland Backes um „Gefährliche Liebschaften“ mit zahlreichen Gästen.

Am 24. Oktober um 22 Uhr geht es um Liebe, Sex und Leidenschaft – für viele ein starker Lebensantrieb, zumal die meisten von uns gerade dann ihr Herz laut pochen hören und sich lebendig spüren. Und was machen wir nicht alles, wenn wir einen Menschen sehr lieben oder heiß begehren. Allerdings kann es auch gefährlich sein, sich dem großen Gefühl hinzugeben: So kann man sich selbst oder zumindest den eigenen Weg aus dem Blick verlieren.

Wer einen Kriminellen liebt, geht womöglich über eigene moralische Grenzen. Auch wer alles für jemanden aufgibt, der nur zum eigenen Vergnügen spielt, fällt tief – da muss man noch nicht mal im Rosenkrieg landen oder vom Ex-Partner psychisch unter Druck gesetzt werden. Wozu sind wir bereit, wenn es um Liebe, Sex und Leidenschaft geht? Was macht den Reiz von gefährlichen Liebschaften aus? Wann besteht die Gefahr, dass man sich in der Liebe verliert?
 
Für die Volksmusikmoderatorin Ramona Leiß bedeutete ihre Liebe zu Frauen zeitlebens eine Gefahr. Hätte es sie doch ihre Karriere und Beliebtheit kosten können. Auch mit Rücksicht auf ihre Mutter verschwieg sie ihre lesbische Neigung, erst nach deren Krebstod wagte sie vorsichtige Schritte an die Öffentlichkeit. Vor wenigen Wochen hat sie offen erklärt: „Ja, ich werde meine Partnerin heiraten.“
 
Obwohl Antje Brauers von ihrem Geliebten nie wirkliche Liebe erfuhr, führte sie diese Beziehung über viele Jahre. Sie spielte die Rolle der supererotischen Frau für das Besondere, neben der Ehefrau und ständigen Konkurrentin. Der Kreislauf aus Realitätsverweigerung und Abhängigkeit wurde für sie zu einer Gefahr, bis zu dem Tag, an dem sie sich eingestand: „Nur eine Person ist verantwortlich für deine Misere und das bist du ganz alleine.“
 
Wolfgang Herkert kennt die andere Seite der Liebes-Medaille. Jahrelang lebte der 31-Jährige bewusst mehrere Affären gleichzeitig. Als Betreiber einer Internet-Agentur für Seitensprünge war er mit dem nötigen Wissen ausgestattet. Doch selbst die ausgeklügeltsten Management-Fähigkeiten halfen mit der Zeit wenig. Das anstrengende Liebesleben forderte seinen Tribut – Herkert stieß an körperliche wie seelische Grenzen.
 
Auch die Beziehung von Margarete Kirchmann stieß an Grenzen, denn kirchliche Gesetze verboten ihre heimliche Liebschaft. Doch die Gefühle füreinander waren stärker. Acht Jahre lang liebte sie einen katholischen Priester. Das gefährliche Versteckspiel zehrte an den Nerven, wären die Auswirkungen doch für beide enorm gewesen. Kirchmann: „Es bestand jederzeit die Gefahr, dass uns jemand entdecken würde.“
 
Susanna Lüthi trägt die Konsequenzen einer gefährlichen Liebschaft ständig in sich. Am Valentinstag bekam die Schweizerin die Diagnose: HIV-Positiv. Sie hatte sich bei ihrem damaligen Freund angesteckt. Zunächst brach eine Welt zusammen, doch später bekam sie sogar ein Kind. Nach Monaten des Bangens die Erleichterung: Ihr Sohn ist nicht mit dem tödlichen Virus infiziert. Für die alleinerziehende Mutter ist es schwierig eine Beziehung einzugehen, denn „für die meisten Männer stelle ich eine Gefahr dar.“
 
In größter Gefahr steckte auch Marion Bauer. Sie war die Freundin des Geiselnehmers von Gladbeck, Hans-Jürgen Rösner. Zunächst hielt sie sich aus dessen kriminellen Machenschaften heraus. Vor 20 Jahren wurde sie jedoch, mit Pistole ausgestattet, Teil des Dramas. Nach sechs Jahren Gefängnis spürt sie die Auswirkungen noch heute. Bauer: „Ich dachte damals nicht, dass ich lebend aus der Sache herauskomme.“
 
Der Paartherapeut Prof. Dr. Arnold Retzer weiß um den Reiz von gefährlichen Liebschaften. Er kennt die Gründe, warum sich Menschen immer wieder auf komplizierte oder gar aussichtslose Beziehungen einlassen. Doch aus seiner eigenen Praxis kennt er Wege, wie man lernen kann, damit konstruktiv umzugehen. Retzer: „Der Mensch hat eine Grundsehnsucht nach Liebe, die alle Grenzen sprengen kann.“[ar]

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