AOL-Deutschland macht dicht

Hamburg – Der Internetkonzern AOL will sich aus Deutschland zurückziehen. Das Unternehmen bestätigte entsprechende Medienberichte.

AOL Deutschland will rund 140 Mitarbeiter entlassen. Deutschlandchefin Marianne Stroehmann soll das Unternehmen nun abwickeln. Sie war erst im Dezember in diese Führungsposition berufen worden. Nach Unternehmensangaben ist die Frankfurter Tochtergesellschaft Adtech von der Maßnahme nicht betroffen und soll weitergeführt werden.
 
Der Rückzug aus Deutschland gehört zur Neuausrichtung des Konzerns, die AOL-Chef Armstrong dem Unternehmen verordnet hat. AOL hatte schon 2009 die Entlassung von 2 500 Mitarbeitern angekündigt. Der größte Teil der Mitarbeiter sollte mit einem freiwilligen Abfindungsprogramm selbst kündigen. Da aber nur 1 100 Beschäftigte das Angebot annahmen will der Konzern nun Kündigungen aussprechen.
 
Medienberichten zufolge stehen Standortschließungen in elf europäischen Ländern an, wie Schweden, Spanien und Frankreich. Bleiben dürften die Niederlassungen in Irland und Großbritannien, allerdings sei dort ein „massiver Jobabbau“ zu erwarten, berichtet der Branchendienst Horizont. In den USA stehen offenbar die Büros in Seattle und Dallas auf der Streichliste.
 
Nach acht gemeinsamen Jahren hatte sich der US-Unterhaltungskonzern Time Warner im vergangenen Jahr von AOL getrennt. Die beiden Konzerne hatten sich 2001 auf dem Höhepunkt des Internetbooms zusammengeschlossen. Beide Partner wurden nie miteinander glücklich. Gerald Levin, damals der Spitzenmann von Time Warner und schließlich erster Chef des Gemeinschaftsunternehmens, entschuldigte sich anlässlich des Jahrestages bei allen Betroffenen für den „schlechtesten Deal des Jahrhunderts“.
 
Für deutsche AOL-Kunden hat die Umstrukturierung nach Konzernangaben keine spürbaren Konsequenzen. Weiterhin angeboten würden der Medienplayer Winamp in deutscher Sprache, der AOL Instant Messenger, die AOL-E-Mail-Adressen sowie das AOL-Portal aol.de „in einer Light-Version“. [mw]