HR-Einsparungen: „Alle Bereiche werden betroffen sein“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Frankfurt – Bereits Anfang Juli 2010 kündigte HR-Intendant Helmut Reitze Sparmaßnahmen für den Hessischen Rundfunk an. Unklar war jedoch bisher, welche Bereiche betroffen sein würden. DIGITAL FERNSEHEN sprach darüber mit HR-Pressesprecher Tobias Häuser.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Häuser, HR-Intendant Helmut Reitze kündigte Anfang Juli an, der HR müsse kleiner werden. Reitze sprach in diesem Zusammenhang von „organisiertem Schrumpfen“. Welche Bereiche werden von den Einsparungen betroffen sein?
 
Tobias Häuser: Von den Einsparungen werden alle Bereiche betroffen sein. Der HR muss in der laufenden Gebührenperiode bis Ende 2012 rund 64 Millionen Euro einsparen. Der Grund dafür sind unter anderem Gebührenausfälle durch die hohe Zahl von Geräteabmeldungen, Befreiungen und Forderungsausfälle sowie geringere Werbeerlöse und Finanzerträge als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Ein erheblicher Beitrag soll durch die Nichtbesetzung von Planstellen geleistet werden. Von 2004 bis Ende 2008 wurden bereits 66 Planstellen eingespart. Bis 2013 sollen darüber hinaus mehr als 100 frei werdende Planstellen nicht wiederbesetzt werden. Außerdem wurde ein sofortiger Investitionsstopp bis Ende 2010 verhängt.

DF: Eine frühere Räumung des analogen Astra-Transponders könnte Millionenbeträge im zweistelligen Bereich sparen. Ist dieser Schritt eventuell geplant?
 
Häuser: Der offizielle Termin zur Abschaltung der analogen Satellitenausstrahlung ist auf den 30.04.2012 festgelegt. Auf diesen gemeinamen Abschalttermin haben sich die öffentlich-rechtlichten Rundfunkanstalten ARD und ZDF sowie die privaten Medienkonzerne RTL und Pro Sieben Sat 1 unter Leitung des Vorsitzenden der Landesmedienanstalten am 14.12.2009 verständigt. Ein alleiniges Ausscheren der ARD aus dieser Vereinbarung ist nicht vorgesehen und unter Berücksichtigung, dass derzeit noch ca. vier bis fünf Millionen Haushalte ihre TV-Programme über diesen Verbreitungsweg empfangen auch nicht vertretbar.
 
DF: Der Hessische Rundfunk hat seinen Haushalt 2009 mit einem Plus von 1,2 Millionen Euro abgeschlossen. Weshalb dennoch die Sparmaßnahmen?
 
Häuser: Nach dem Rundfunkgebührenstaatsvertrag ist die Gebührenhöhe für vier Jahre festgeschrieben. In diesem Zeitraum werden sich deshalb die Gebührenerträge des HR nur durch Zu- und Abgänge von Gebührenzahlern, nicht aber durch eine Erhöhung der monatlichen Gebühr verändern. Kostensteigerungen, die in einem Gebührenzeitraum entstehen, z. B. durch Tariferhöhungen oder aber auch durch Inflation, führen zu Verlusten in den letzten Jahren des Gebührenzeitraums und müssen durch Überschüsse in den ersten Jahren aufgefangen werden. Der derzeitige Gebührenzeitraum läuft von 2009 bis 2012, das Jahr 2009 war also das erste Jahr des laufenden Gebührenzeitraums. Unterstellt man nur eine durchschnittliche Steigerung der Kosten um zwei Prozent p.a., dann steigen die jährlichen Gesamtaufwendungen des HR um neun Millionen Euro. Aus dieser einfachen Rechnung wird schnell deutlich, dass der Überschuss in 2009 von 1,2 Millionen Euro nicht ausreichen wird, die absehbaren Verluste in 2010 – 2012 aufzufangen.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch. [mg]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: HR-Einsparungen: "Alle Bereiche werden betroffen sein" Die Wörter ÖR und sparen passen nun wirklich nicht zusammen! Wird wohl wieder auf eine Gebührenerhöung hinauslaufen.
  2. AW: HR-Einsparungen: "Alle Bereiche werden betroffen sein" Na wenn du meinst... Die KEF hat schon oft genug, weniger als den Inflationsausgleich genehmigt, weil Einsparpotnezial gesehen wurde. Gar keine Erhöhung ist dank Gesetzen, aktuell leider nicht möglich. Warum sollte das nun anders sein? Vor allem wenn zur nächsten Möglichkeit der Erhöhung auch noch das Einzugssystem umgestellt wird?
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