Studie: Bildschirmzeit an Tablet und Smartphone schlecht für die Sprachentwicklung bei Kindern

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Mädchen, Internet; © Ingo Bartussek - stock.adobe.com
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Im Alltagsstress setzen viele Eltern ihre Kleinkinder gerne vor Smartphone oder Tablet. Das kann Folgen für Kinder bei der Sprachentwicklung haben, wie Forschende warnen.

Kinder lernen von den Großen – das gilt auch für die Sprachentwicklung. Sitzen Kleinkinder stattdessen lange vorm Bildschirm, fehlen viele wichtige Gesprächsmomente, warnt ein australisches Forschungsteam. Denn während der Zeit, die sie an Smartphone, Tablet oder Spielekonsole verbringen, hören sie weniger Wörter von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen, interagieren weniger mit ihnen und nehmen weniger Gesprächsabläufe wahr. Die darauf basierende Sprachentwicklung kann hinausgezögert werden, wie die Gruppe im Fachmagazin „JAMA Pediatrics“ erläutert.

Wie wichtig es für den Spracherwerb und die sozio-emotionale Entwicklung eines Kindes ist, dass im häuslichen Umfeld viel mit ihm gesprochen und interagiert wird, hätten Studien schon mehrfach gezeigt, heißt es in dem Beitrag. Vielfach seien sie aber auf die Bildschirmzeit der Eltern und deren Folgen konzentriert gewesen.

Die Gruppe um Mary Brushe von der Schule für öffentliche Gesundheit der University of Adelaide hatte nun von Januar 2018 bis Dezember 2021 alle sechs Monate mittels Spracherkennungstechnologie gewonnene Daten von 220 Familien einbezogen. Es wurden jeweils die Bildschirmzeit und die häusliche Sprachumgebung der 12 bis 36 Monate alten Kinder an einem durchschnittlichen 16-Stunden-Tag erfasst.

Studie untersuchte Kinder zwischen 1 und 3 Jahren

Die Auswertung ergab, dass jedes Plus an Bildschirmzeit mit einem Rückgang der Eltern-Kind-Gespräche verbunden war. Die Kinder hörten weniger Worte von den Erwachsenen ihres Haushalts, sprachen selbst weniger und interagierten seltener in Gesprächen. Die stärksten Rückgänge je Minute Bildschirmzeit wurden im Alter von 36 Monaten beobachtet.

Schon in Familien, die sich an die aktuellen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bildschirmzeit halten – eine Stunde pro Tag für Dreijährige – können den Kindern der Studie zufolge pro Tag rund 400 Erwachsenenworte entgehen. Schätzungen zufolge liegt die durchschnittliche Bildschirmzeit in den meisten Familien aber weit höher.

Wenn Dreijährige – wie in der Studie – im Mittel täglich etwa 172 Minuten vor Bildschirmen sitzen, entgehen ihnen im Mittel mehr als 1000 an sie gerichtete Worte von Erwachsenen in ihrem Umfeld, wie die Forschenden erläutern. Ob besonders lange vor Bildschirmen sitzende Kinder tatsächlich einen geringeren Wortschatz und ein schlechteres Sprachvermögen haben, wurde allerdings nicht untersucht.

„Für die Sprachentwicklung von Kindern in den ersten Jahren ist es wichtig, in einer sprachlich reichen häuslichen Umgebung aufzuwachsen“, so das Forschungsteam. Beeinflusst werde davon unter anderem die Schulreife und der Erfolg im gesamten weiteren Bildungsverlauf.

„Mit Kindern zu sprechen scheint eine einfache und unkomplizierte Aktivität zu sein“, heißt es in der Studie auch. Im viel beschäftigten Leben von Familien sei dies oft aber gar nicht so leicht. Es sei unrealistisch, dass Familien ganz aufhören, kleine Kinder mit dem Smartphone oder Tablet zu beschäftigen. „Stattdessen könnten sich Programme und Richtlinien darauf konzentrieren, Familien zu ermutigen, die Zeit vor dem Bildschirm als Gelegenheit zur Interaktion mit ihrem Kind zu nutzen“, so die Forschenden.

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6 Kommentare im Forum

  1. Früher gingen wir raus und haben Höhlen gebaut, Cowboy und Indianer gespielt (mist...darf man ja gar nicht mehr...), rumgekickt und und und.... Da brauchten wir keine Computerspiele und Instagram und das alles.... Nun ja, ich glaub, man muss mit der Zeit gehen sonst geht man mit der zeit...
  2. So bin ich auch aufgewachsen. Meine sprachlichen Fähigkeiten hat das allerdings nicht gefördert. Vor allem weil man damals bei uns nur Dialekt gesprochen hat. Das Orthographische hingegen wird von meiner Generation (Jahrgang 69) auf jeden Fall noch erheblich besser als bei den späteren Generationen beherrscht. Wenn ich mit meinen Klassenkameraden heute schreibe, dann erhalte ich immer ordentlich ausgearbeitete Nachrichten mit Groß- und Kleinschreibung, „Das“ und „dass“ wird richtig verwendet, ja sogar die Substantivierung von Verben wird da beherrscht. Irgendwann in den späten 80ern müssen die Lehrer wohl die Prioritäten versetzt haben.
  3. Wir "Dialektsprechende" sind multitatskingfähig. Wir können hochdeutsch schreiben und lesen, aber "babbeln wie märs halt gewähnt sinn und net oannerschd känne". Auch wenn ich in Deutsch immer schlechtechtenfalls ne 2 hatte, die Sinnhaftigkeit von richtiger Grammatik ist mir mit den Jahren immer unwichtiger geworden. Sprache ist, wenn sich Menschen verständigen und unterhalten können. Da ist mir der Dativ und Akkussativ gerade wurscht-egal.. :ROFLMAO:
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