Joao Gilberto: BR zeigt heute Doku über Erfinder des Bossa Nova

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Ein weltberühmtes Genie, das seit Jahrzehnten niemand mehr gesehen hat. Ein Autor, der über das Genie schreibt und sich das Leben nimmt. Und ein Filmemacher, der die Mission fortsetzt. Alles in einer Doku.

Bei seiner Musik geht Millionen Menschen das Herz auf. Der Brasilianer João Gilberto (1931-2019) schenkte der Welt in den 1950er Jahren den Bossa Nova, ein zarter Klang so freundlich wie das Wetter von Rio de Janeiro. Seine letzten Jahrzehnte lebte das Genie völlig zurückgezogen, ließ sich sogar das Essen vor die Wohnungstür stellen. Der deutsche Schriftsteller Marc Fischer, Jahrgang 1970, machte sich einst auf die Suche nach dem weltweit bekannten Sonderling und schrieb darüber das Buch „Hobalala – Auf der Suche nach João Gilberto“. Eine Woche vor Erscheinen nahm sich Fischer 2011 das Leben. 2018, ein Jahr vor Gilbertos Tod, griff der Filmemacher Georges Gachot die Suche von Marc Fischer wieder auf. Er drehte den Film „Wo bist du, João Gilberto?“. Die Doku mit der sehr eigenartigen Vorgeschichte ist am Mittwoch um 23.35 Uhr im BR Fernsehen zu sehen.

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Auf Spurensuche in Rio

Der freundliche Gachot fragt sich durch die Millionenstadt Rio, wendet sich an Freunde, Verwandte, an Gilbertos Koch. Ähnlich wie Marc Fischer irrt er zuweilen nahezu ziellos durch die Metropole. Eine Kamerafahrt geht zu Beginn einen schmierigen Hochhausflur entlang. Hinter einer der schmutzigen Türen soll angeblich der Sänger und Gitarrist mit der großen Brille leben. „Er ist weltberühmt“, sagt Gachot. „Jeder kennt seine Lieder und könnte sie aus dem Stegreif vorpfeifen. Aber kaum einer würde ihn auf der Straße erkennen. Seit 30 Jahren versteckt er sich in seinem Zimmer und lebt den Menschen entgegengesetzt. Er steht auf, wenn alle anderen schlafen gehen. Er liegt sich hin, wenn alle anderen aufstehen. Wie ein Gespenst.“

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Bemerkenswerterweise ist der Filmemacher nicht nur auf der Suche nach dem Weltklasse-Musiker, sondern auch eng auf den Spuren der Recherche des toten Schriftstellers, er schafft so eine filmische Nacherzählung des Buches. Gachot trifft sich in einem Café mit Gilbertos Ex-Frau – so wie einst Marc Fischer. Sie sagt: „Ich war fasziniert von Marcs Theorie, dass João die Menschen mit seiner Stimme verführt. João ist der größte Verführer, den es gibt. Er kommt Dir nahe und bringt Dich dazu, Dinge zu tun, die Du Dir nie hättest vorstellen können. Er hat mich überzeugt, ihn zu heiraten, stell Dir das vor.“

Mit dem Buch wie mit einem Reiseführer unter dem Arm streift Gachot durch die Welt des Bossa Nova. Er möchte das Porträt, das Fischer über sein Idol und dessen sanfte Musik geschrieben hat, ergänzen und Fischers vergebliche Suche vollenden. Anhand Fischers Begegnungen, Aufzeichnungen, Tagebucheinträgen, Fotos sowie Bild- und Tonaufnahmen bricht Gachot zu einer tragikomischen musikalischen Reise zu den Ursprüngen und Wegbereitern des Bossa Nova auf und kommt dabei dem legendären verschollenen Musiker sehr, sehr nahe. Wird er ihn finden?

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