Tatort-Quoten sinken deutlich

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Tatort-Logo
Bild: © ARD/SF DRS/ORF

Quoten-Krise: Die neuen „Tatort“-Krimis in der ARD haben 2023 im Schnitt gut eine halbe Million weniger als im Vergleichszeitraum 2022 verfolgt. Wie und warum Deutschlands Lieblingsfernsehreihe schwächelt.

Deutschlands populärste Fernsehreihe schwächelt: Die durchschnittliche Zuschauerzahl des ARD-Quotenhits „Tatort“ ist dieses Jahr bislang auffällig zurückgegangen – vor allem im Vergleich zu den TV-Boom-Zeiten während der Corona-Krise. Im Schnitt schauten 8,7 Millionen Menschen die Erstausstrahlungen im Ersten zwischen 1. Januar und Ende Mai, wie die ARD-Programmdirektion in München der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit sank die Reichweite im Vergleich zum selben Zeitraum 2022 um mehr als eine halbe Million. Von Neujahr bis Ende Mai 2021 – einem Höhepunkt der Corona-Krise – waren im Schnitt bei jeder Folge sogar noch 9,8 Millionen dabei.

Corona-Krise Hochzeit für Tatort-Quoten

Die Zuschauerzahl schwankte 2023 bislang enorm: So sahen den Wiener „Tatort“ am sehr sonnigen Pfingstmontag zum Beispiel nur etwa 5,8 Millionen, den Münster-Krimi im März jedoch etwa 13,9 Millionen.

MÜnster Tatort Team Axel Prahl und Jan-Josef Liefers
Halten die Fahne hoch: Das Münsteraner „Tatort“-Duo Jan-Josef Liefer und Axel Prahl alias Boerne und Thiel. © WDR/Thomas Kost

Von den 20 bisherigen Tatorten 2023 kamen lediglich zwei Filme über 10 Millionen TV-Zuschauer: neben dem Münster-Film „MagicMom“ vom 5. März war dies noch der Kölner Krimi „Abbruchkante“ vom 26. März. Vier der bisherigen „Tatort“-Krimis landeten dieses Jahr sogar unter der 7-Millionen-Grenze: neben dem Wiener Krimi „Azra“ vom 29. Mai war dies zum Beispiel noch der Zürcher Film „Seilschaft“ vom 30. April.

Doch nicht nur die Fälle aus Österreich und der Schweiz punkteten besonders wenig beim deutschen Fernsehpublikum. Auch die neue RBB-Ermittlerin Susanne Bonard, gespielt von Corinna Harfouch, startete unterdurchschnittlich. Die ungewöhnliche Doppelfolge aus Berlin, „Nichts als die Wahrheit“, über rechte Strukturen und Verschwörungen innerhalb des Sicherheitsapparats hatte es an Ostern schwer. Am Ostersonntag (9. April) waren 6,9 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer dabei, am Ostermontag (10. April) 6,7 Millionen.

Mit dem Marktanteil von bislang rund 28 Prozent im Schnitt kann die ARD sich aber 2023 durchaus zufrieden zeigen. 2016 lag der durchschnittliche Marktanteil in den ersten fünf Monaten zum Beispiel bei „nur“ 25 Prozent pro neuer Episode, auch wenn die Durchschnittszuschauerzahl bei 9,3 Millionen lag.

Die gesellschaftliche Entwicklung, dass insgesamt immer weniger Menschen linear fernsehen, kann bei geringerer Reichweite durchaus höhere Marktanteile und Quoten als in früheren Jahren bedeuten.

2014 und 2015 noch im Schnitt! fast 10 Millionen Zuschauer

Bis zur Sommerpause 2023 (ab 18. Juni) kommen noch zwei neue „Tatort“-Krimis: „Hochamt für Toni“ aus Franken (4. Juni) sowie „Die Nacht der Kommissare“ aus Stuttgart (18. Juni). Am Sonntag dazwischen (11. Juni) zeigt das Erste den Münchner „Polizeiruf 110: Paranoia“. Es ist der letzte Fall mit Verena Altenberger.

Schon für das Gesamtjahr 2022 hatte der „Tatort“ einen leichten Zuschauerrückgang erlebt. Das durchschnittliche Publikum schrumpfte auf 8,9 Millionen (Kalenderjahr 2021 noch 9,18 Millionen). Die Durchschnittszuschauerzahl bei 36 Krimis war damit im Kalenderjahr 2022 so niedrig wie seit 2018 nicht mehr.

Der ARD-„Tatort“ mit rund 20 verschiedenen Teams ist dennoch mit Abstand Deutschlands populärste TV-Reihe. Es gibt ihn seit 1970. Seitdem wurden 1239 Filme mit dem Label ausgestrahlt. Besonders viel Publikums- und Medienecho erlebte der „Tatort“ in den Jahren 2014 und 2015. Damals wurde jede neue Folge im Schnitt von fast 10 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern im TV verfolgt.

Diese Zeit des Hypes, als jeder „Tatort“ Gesprächsstoff und jede Personalie innerhalb des Sonntagskrimikosmos großes Thema zu sein schien, ist wohl endgültig vorbei.

Bildquelle:

  • df-tatort-muenster: ARD-Foto
  • Tatort-Logo: ARD

3 Kommentare im Forum

  1. Der Hauptgrund ist, sie werden immer schlechter. Viele Teams haben ganz aufgehört oder zum Teil und dann noch diese bescheuerten Experimental Tatorte. (n)
  2. Wie war das? 16 Cent je Monat vom Rundfunkbeitrag für die "Tatorte" und die "Polizeirufe". Verwendung des Rundfunkbeitrag Die Verbreitungskosten für den ARD-Hörfunk auf TP93 wurden mit 4,4 Mio. EUR je Jahr beziffert, also ca. 1 Cent je Monat und Beitragskonto. Aber das war halt zu teuer und musste durch ein qualitativ schlechteres und weitgehend inkompatibles System ersetzt werden, mit dem viele Geräte stumm bleiben.
  3. Die absoluten Zahlen der Lineargucker sinken, die Mediathekabrufe steigen. Letzteres wird in solchen Berichten komischerweise nicht thematisiert.
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