„Secret Invasion“ startet bei Disney+: Marvel-Serie auf den Spuren von John le Carré

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Nick Fury in Torbogen
Foto: The Walt Disney Company Germany

„Secret Invasion“ heißt die erste Spionage-Serie des Marvel Cinematic Universe, die sich von den üblichen Superhelden-Abenteuern unterscheidet.

Mittlerweile kann das Marvel Cinematic Universe mit seiner Flut an Filmen und Serien etwas überwältigend oder ermüdend wirken. Aber einer seiner Vorteile ist, dass nicht nur klassische Superhelden-Geschichten erzählt werden. So war „WandaVision“ eine im Comedy-Gewand versteckte Mystery-Serie. Das actionreiche „The Falcon And The Winter Soldier“ setzte sich mit Rassismus auseinander. Mit „Secret Invasion“ lanciert Marvel am Mittwoch (21.6.) erstmals eine Spionage-Serie beim Streamingdienst Disney+.

Erstmals rückt Samuel L. Jackson als Nick Fury in den Mittelpunkt des Geschehens und hat die Möglichkeit, seiner Figur, die schon in vielen Marvel-Filmen auftauchte, mehr Tiefe und Hintergrund zu geben. „Das ist eine Gelegenheit, auf die ich gewartet habe“, sagte Jackson (74) der Deutschen Presse-Agentur in London, „rauszufinden, was mit Nick Fury während des Blips passiert ist und wie sein Leben außerhalb des Jobs eigentlich aussieht. Das haben wir noch nie gesehen.“

Nick Fury in Secret Invasion
Foto: The Walt Disney Company Germany

„Secret Invasion“ zeigt einen erschöpften Nick Fury

Als Blip wird die Auslöschung zahlreicher Marvel-Charaktere durch den Schurken Thanos bezeichnet, die erst Jahre später rückgängig gemacht wurde und Fury schwer getroffen hat. Der Mann mit der Augenklappe, der einst Iron Man und Captain America für die mächtige Organisation S.H.I.E.L.D. verpflichtete, war bisher als Hardliner bekannt. Doch in „Secret Invasion“ wirkt Fury erschöpft und hat Selbstzweifel angesichts der schweren Herausforderung, die vor ihm liegt.

Skrulls wollen die Herrschaft über die Erde übernehmen. Die Außerirdischen, die jede menschliche Gestalt annehmen und sogar die Erinnerungen von Menschen übernehmen können, haben bereits wichtige Positionen infiltriert und die Identitäten diverser Regierungschefs übernommen. Ihr Ziel ist es, einen Krieg zwischen Russland und den USA zu provozieren und dann im Chaos die Kontrolle zu übernehmen. Dank ihrer Fähigkeit sind sie Fury meist einen Schritt voraus.

Emilia Clarke in "Secret Invasion"
Foto: The Walt Disney Company Germany

„Game of Thrones“-Star in Nebenrolle

Ihren Ursprung hat die Geschichte in dem Film „Captain Marvel“ von 2019, der 30 Jahre früher spielt. Damals halfen Fury und Captain Marvel (Brie Larson) den Skrulls. Das Versprechen, eine neue Heimatwelt für die geflüchteten Aliens zu finden, konnten sie aber nie erfüllen. Deshalb hat sich ein Teil der Skrulls gegen die Menschheit gewandt. Furys Skrull-Freund Talos (Ben Mendelsohn) ist einer der wenigen Verbündeten. Aber selbst Talos‘ Tochter (Emilia Clarke) hat sich den skrupellosen Skrull-Rebellen angeschlossen.

Neben Jackson sind in „Secret Invasion“ viele bekannte MCU-Gesichter in Gastauftritten oder kleineren Rollen zu sehen, darunter Cobie Smulders als Maria Hill, Don Cheadle als James Rhodes alias War Machine und Martin Freeman als Agent Ross. Neu dabei sind neben „Game Of Thrones“-Star Emilia Clarke unter anderem Kingsley Ben-Adir als Gravik, der Anführer der Skrull-Rebellen, Carmen Ejogo, Christopher McDonald und Dermot Mulroney.

Außerdem gibt Olivia Colman („The Crown“) als MI6-Agentin Sonya Falsworth ihr MCU-Debut. Die britische Oscar-Preisträgerin („The Favourite – Intrigen und Irrsinn“) ist in „Secret Invasion“ – wie so oft – vor allem Olivia Colman, aber mit einer sadistischen Note.

„Sie ist jemand, der ein bisschen Folter genießt“, sagte die 49-Jährige, die sich selbst als Marvel-Fan bezeichnet, der Deutschen Presse-Agentur. „Es macht richtig Spaß, diese Rolle zu spielen.“ Man merkt es Colman an.

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Auf den Spuren von John le Carré

Die ersten zwei Folgen von „Secret Invasion“ muten an wie ein Spionage-Thriller, der im Kalten Krieg spielt. Die außerirdischen Formwandler sind zwar schwieriger zu enttarnen als feindliche Agenten, aber die Thematik von Infiltration und Verschwörung ist ähnlich. Zudem hat die Serie eine düstere Kälte, die man eher von einer John-le-Carré-Verfilmung als von einer Marvel-Serie erwartet.

Damit bildet „Secret Invasion“, das auf der gleichnamigen Comic-Reihe von 2008 basiert, eine angenehme Abwechslung zu den vielen Schlachten mit Superhelden, Göttern, Zauberern und Zeitreisen, die es zuletzt – mal mehr, mal weniger unterhaltsam – in den Filmen von Marvel und Konkurrent DC zu sehen gab.

Jacksons Fury zur Hauptfigur einer Story zu machen, war überfällig und ist der große Pluspunkt der Serie. Die globale Bedrohung durch die Skrull-Rebellen ist allerdings zu wenig spürbar. In puncto Spannung muss „Secret Invasion“ in den kommenden Episoden noch etwas zulegen, um als Spionage-Serie nachhaltig zu überzeugen.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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