ARD-Reform: Erste „konkrete“ Beschlüsse bei weitem noch zu schwammig

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ARD-Intendanten-Treffen
Foto: PATRICIA NELIGAN; Bildquelle: SWR

Was machen „Die da oben“: Der Name des neuesten Online-Formats, in dem sich die ARD mit sich selbst beschäftigt, ist bezeichnend für den aktuellen Stand der ARD-Reform. Kai Gniffke und Co. ziehen jedoch weiterhin ausschweifende Worte, dringend notwendigen Taten vor.

Die ARD der Zukunft soll endlich Gestalt annehmen. Die Intendantinnen und Intendanten des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes haben nach eigenen Angaben bei ihrer zweitägigen Sitzung in Stuttgart Grundsatz-Entscheidungen gefällt, wie der Umbau der ARD konkret aussehen wird. Vollkommen transparent kommuniziert werden die Beschlüsse trotzdem nicht.

Das übliche Fazit der letzten Sitzungen (im April und davor) ist auch diesmal das Credo: Mehr Zusammenarbeit zwischen den Anstalten, mehr Digitales und ja keinen dabei vergessen. An sich ist an diesem Vorhaben auch nichts auszusetzen. Nur beschreibt es lediglich das Offensichtliche und das auch schon seit geraumer Zeit. Bei jeder Intendantensitzung wartet man auf den großen Wurf und stets wird man enttäuscht. Da muss man sich vielleicht auch langsam einmal fragen, ob wirklicher Reformwillen vorherrscht oder bei diesen Treffen immer nur um den heißen Brei geredet wird.

ARD-Reform kommt nur im Schneckentempo voran

Neben dem erwähnten (Dauer-)Credo sind die sogenannten Kompetenzcenter für Hörspiele, Klima, Gesundheit und Verbraucher wohl die größten Errungenschaften des Stuttgarter Treffens. Die Ideen sind dabei zwar nicht neu, dass die Center 2024 ihre Arbeit aufnehmen sollen hingegen schon. Bis diese Strukturreform umgesetzt wird, können dementsprechend aber auch noch ein bis anderthalb Jahre ins Land gehen. Bei aller Hochachtung für die Bemühungen, die für diese Entscheidungen nötig gewesen seien dürften, sieht man sich jedoch selbst bei den konkretesten Angaben der ARD-Mitteilung einem schwammig-formulierten Zeitraum gegenüber.

Konkrete Zahlen nennen „Die da oben“ für ein Digitalisierungsprojekt: 250 Millionen Euro „erwirtschaftet“ die ARD in der kommenden Beitragsperiode 2025 bis 2028 zusätzlich für journalistische Angebote im Digitalen. Da sich die ARD für eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags einsetzt, erscheint diese Formulierung erneut unglücklich, selbst wenn man das Geld woanders her holen möchte. Denn damit dürfte grundsätzlich gemeint sein, dass unabhängig von den zur Verfügung stehenden Budgets, Einsparungen an anderen Ecken und Enden im ARD-Kosmos für die Viertel-Milliarde Euro sorgen sollen und nicht der Beitragszahler.

250 Millionen fürs Digitale

In Stuttgart haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD festgelegt, welche ARD-Medienhäuser bei den insgesamt 18 Modulen, die zur Umsetzung des Projekts führen sollen, die Verantwortung übernehmen. Man verrät jedoch wiederum nicht, wer was bei der ARD-Reform konkret übernehmen wird.

Im Radio soll es neben den bereits bestehenden ünftig soll es neben der Infonacht, dem Nachtkonzert und der ARD Popnacht zunächst bei den Kultur- und Infowellen eine noch engere Zusammenarbeit geben. In den Dritten Programmen, den eigenen TV-Programmen der ARD Medienhäuser, wird es ebenfalls definierte inhaltliche Kooperationen und Pool-Lösungen geben. So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesundheits- und Verbraucher-Magazine künftig vorrangig im jeweiligen Kompetenzcenter produziert und den ARD Medienhäusern zur Verfügung gestellt.

In den letzten zwölf Monaten schafften es weder die bis zum 8. Juli 2022 noch im ARD-Vorsitz amtierende Skandal-Nudel Patricia Schlesinger, noch Interimsnachfolger Tom Buhrow und auch nicht der jetzige Rädelsführer SWR-Intendant Gniffke das Schiff auf Kurs zu bringen. Letzterem darf man durchaus stetes Bemühen attestieren, dabei ist ihm bislang aber noch zu wenig Greifbares gelungen.

Viele mühsame kleine Schritte notwendig, kein großer Wurf möglich

Innerhalb der ARD mögen die nun erkämpften kleinen Schritte aller Ehren wert sein, Draußen, in der weiten Welt der Gebührenzahler, will die Majorität aber vielmehr eine umfangreiche Reform des gesamten öffentlich-rechtlichen Modells. Dabei gibt es einige interessante Vorschläge, wie der eines einflussreichen, direkt-demokratischen Publikumrats, der an die Stelle des aktuellen Partei-politisch dominierten Systems treten soll, so die Idee des renommierten Journalisten Dr. Hans-Peter Siebenhaar in der eingangs erwähnten neuen Funk-Sendung „Die da oben“. Hier wird zumindest versucht sich an der ARD-Reform im Großen und Ganzen abzuarbeiten. Ob diese journalistische Weitsicht nun öffentlich-rechtliches Feigenblatt ist, oder wahrhaftig ernst gemeint, lässt sich am aktuellen Stand der Reform-Bemühungen nach der Sitzung in Stuttgart bei weitem noch nicht ablesen.

Bei Interesse kann man sich die Sendung im unten stehenden Youtube-Video zu Gemüte führen:

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  • df-ard-intendanten-treffen-stuttgart-juni-2023: SWR

7 Kommentare im Forum

  1. Bei DWDL.de steht das: MDR setzte Belieferung der "Tagesschau" mit Regional-News aus - DWDL.de Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das so gelaufen ist. Denn die ARD bzw. deren Führungspersonal verkündet ja immer vollmundig, wie eins man sei. Am Ende gibt jede Anstalt nur so viel ab, wie es an unbedeutenden Stellen möglich ist. Man stelle sich nur mal vor, ein ARD-Oberer verkündet Zusammenarbeit und Effizienz auf allen Ebenen. Das sagt sich doch jede Anstalt, och nö, das geht ja zu Lasten der eigenen Sichtbarkeit, Marken, Angebote. (also tun wir Kooperieren um so das Gefühl zu erzeugen, man sei innovativ und wandelbar). In Wahrheit sind in den letzten Jahrzehnten starre Gebilde entstanden, die sich an heutigen Maßstäben eigentlich so nicht messen lassen. Sie sind nun mal nicht wendig und schlank. Und da können die sagen, was sie wollen. Jeder Mitarbeiter dort, denkt sich doch bestimmt, was mache ich hier eigentlich. Mal hü, mal hott. Und aufgrund von Streitigkeiten usw. wird das nie eine Einheit sein. Sonst wären Radio Bremen und der Saarländische Rundfunk längst irgendwohin fusioniert. Und dass die so hohe Summen für Pensionen aufwenden, ist eigentlich das Gegenteil von Sparsamkeit. Ich würde auch gern mal wissen, welcher normale Arbeitnehmer so abgesichert ist fürs Alter. (Da muss doch auch jeder sehen, wie es vom Erwerb zur Seite legt). Ich halte es jedenfalls nicht als zielführend, wenn bei sogenannten Reformen und Reförmchen im Grunde solche Kompetenzstreitigkeiten entstehen. AUch wenn die jetzt ihre Kompetenzcenter machen wollen, da geht auch irgendwie der Wettbewerb und die Qualität verloren. Eigentlich wäre ich ja dafür dass die innerhalb ihres Systems im Wettbewerb stehen und die besten Redaktionen und Beiträge sich durchsetzen.
  2. Das sind halt keine Arbeitnehmer sondern Arbeitgeber und die bekommen in der freien Marktwirtschaft sicher mehr Geld.
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