Digitales Fernsehen ist Motor der Digitalisierung Europas

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Brüssel/ München – Bsi 2010 wird digitales Fernsehen auf unserem Kontinent in 60 Prozent der Haushalte verfügbar sein und damit das breitbandige Internet als Haupttreiber der Digitalisierung ablösen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton.

Als Folge sind Investitionen der Industrie in Höhe von rund 100 Milliarden Euro zu erwarten sowie die Schaffung von 100 000 neuen Arbeitsplätzen – hauptsächlich bei Infrastrukturanbietern. Allein rund 35 Milliarden Euro fließen voraussichtlich in die Programmgestaltung. Davon profitieren auch lokale Inhalteanbieter. Diese wirtschaftlichen Effekte entfalten sich jedoch nur dann voll, wenn hier echter Wettbewerb sichergestellt ist.
 
Nur der gewinnt langfristig auf dem Markt, der dem Verbraucher zuerst das so genannte „triple play“ bietet, d.h. Zugang zu allen drei Diensten aus einer Hand und das zu guten Konditionen. Technisch verfügen Kabelnetzbetreiber und Telekommunikationsanbieter inzwischen über die dafür notwendigen Voraussetzungen. Nachdem Kabel-TV-Anbieter bereits seit längerem Internetdienste und Telefonie offerieren, drängen nun auch immer mehr Telekommunikationsanbieter in den Fernsehmarkt. Der Wettbewerb wird sich weiter intensivieren – allerdings mit ungleichen Kräfteverhältnissen.
 
Eine wichtige Rolle im bevorstehenden Wettbewerb spielen hohe Investitionen – etwa für den Auf- oder Ausbau des Netzes, für neue digitale Inhalte und nicht zuletzt für Marketing und Vertrieb. Ein Vergleich der Kenngrößen beider konkurrierenden Industrien verdeutlicht: Telekommunikationsunternehmen befinden sich in einer privilegierten Startposition. Je Land liegen die Umsätze der einzelnen führenden Telekommunikationsanbieter um das mindestens siebenfache höher als die gesamten Umsätze der Kabelindustrie dieser Länder. Europäische Telekommunikationsanbieter verfügen zudem über einen Kundenstamm in einer Größenordnung von rund 151 Millionen. Im Vergleich dazu liegen Kabelnetzbetreiber mit rund 51 Millionen Kunden weit zurück. Ein funktionierender Wettbewerb erfordert daher, dass Kabelnetzbetreiber die notwendige Größe erreichen, um im Konvergenzmarkt ein ernsthaftes Gegengewicht zu den Telekommunikationsanbietern zu bilden. Die zukünftige Marktentwicklung wird im wesentlichen von drei Faktoren getrieben: Dem regulatorischen Umfeld, der Struktur des Wettbewerbs und dem Konsumentenverhalten.
 
In der Vergangenheit haben sich Regulierer stark auf Breitband fokussiert, um positive wirtschaftliche Effekte der Digitalisierung zu erzielen. In Zukunft sollte die Förderung der Digital-TV-Entwicklung gleichgewichtig betrieben werden.
 
Um Wettbewerb zu ermöglichen ist eine ausbalancierte Marktstruktur zwischen TV, Breitband und Telefoniemärkten von großer Bedeutung. Die Konvergenz dieser drei Märkte bei regulativen Entscheidungen ist gefordert, d.h. dass die darin aktiven Marktteilnehmer als ein gemeinsames Umfeld betrachtet werden sollten. Es muss ein Ausgleich geschaffen werden, zwischen einerseits kurzfristigen Verbraucherinteressen wie niedrigen Preisen und andererseits langfristigen Effekten wie Investitionen, Wachstum sowie Beschäftigungsimpulsen. Eine solche Balance ist nur möglich, wenn alle Dienste (TV, Breitband, Telefonie), verschiedene Infrastrukturen für Distribution (Kabel, DSL, Satellit, terrestrisch), die Wertschöpfungsketten (Verhältnis Content/Distribution) sowie die neu entstehenden Interdependenzen bei regulativen Entscheidungen umfassend berücksichtigt werden. In Zukunft sollte der Regulierungsfokus stärker auf Infrastrukturwettbewerb zielen, anstatt wie bisher vorwiegend den Wettbewerb auf Ebene der Dienste zu fördern. [mg]

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