Sky öffnet sich – 5 Szenarien für die Zukunft

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Sky Logo schwarz

Der teilweise Verzicht auf Pay-TV-Exklusivität verwundert den objektiven Betrachter ein wenig. Doch vielleicht sind die jüngsten Entwicklungen ja Zeichen der Zeit. Fünf Szenarien, wie es mit Sky mittelfristig weitergehen kann:

Sky One ist jetzt auch bei Vodafone zu haben, „Das Boot“ startet in 8K auf Samsungs TV-Plattform und in der Schweiz kann man ganze Senderakete jetzt auch via Zattoo beziehen. Ist Sky auf dem besten Wege zum Cord-Cutter zu mutieren und sich selbst in Zukunft als (Internet-)Plattform für Entertainment und Sport-Inhalte zu sehen?

Zukunft als reiner (IP-)Gatekeeper

Mehrere Argumente sprechen dagegen: Zum einen befindet sich in diesem „Gate“ bereits MagentaTV. Die Telekom fungiert im IPTV-Nadelöhr als Türsteher, wirbt aggressiv um Kundschaft und blockt Konkurrenz ab. Nicht zuletzt sollte an dieser Stelle auch darauf hingewiesen werden, dass das Bonner Unternehmen, ähnlich wie es Amazon oder Apple auch handhaben, die Möglichkeit besitzt, Investitionen in dem einem Bereich, durch andere Einnahmen quer zu finanzieren.

Auf DIGITAL FERNSEHEN-Anfrage unterstrich Sky noch einmal, dass (zumindest) mittelfristig alle Verbreitungswege bedient werden und auch eine große Rolle spielen, sei es Satellit, Kabel, reines Streaming oder der ja eigentlich sogar noch im Aufbau befindliche Ausspielweg IPTV. Der noch 2022 launchende hauseigene Fernseher Sky Glass und die jüngste Vertragsverlängerung mit Vodafone unterstreichen das Statement noch einmal deutlich.

Google übernimmt Comcast

Youtube stellt die Produktion von Originals (fast gänzlich) ein“ – eine Meldung, die einen jetzt nicht direkt vom Hocker haut, nimmt man das inhaltliche Oeuvre mal genauer in Betracht. Abgesehen von „Cobra Kai“ ist da nicht viel rumgekommen und das „Karate Kid“-Spinoff hat es nach der dritten Staffel zu Netflix verschlagen. Youtube entledigt sich also eigenproduzierter Inhalte, was könnte das im Umkehrschluss bedeuten?

Zum einen, dass (was folgt, ist zugegebenermaßen die wahrscheinlichere Variante) man sich auf das konzentriert, was Youtube groß gemacht hat – das Bereitstellen von Webspace für Creator-Videos. Aber nehme man nur einmal an, dass Google im Drei- bis Viergestirn der Internet-/Tech-Kraken (Amazon, Apple, Facebook) mitstinken und sein Geschäft signifikant vergrößern möchte. Eine interessantere Adresse als Comcast gibt es da dann kaum auf dem Markt. Der Provider und Kabelanbieter (Xfinity) beheimatet NBCUniversal und die Sky Group. Man könnte also gleichzeitig Infrakstruktur und Inhalte akquirieren.

Durch das Verlegen von Seekabeln, gelegentlichen Ankäufen von Kabelanbietern und nicht zuletzt seinem eigenen Glasfaser-Angebot ist Googles-Mutterkonzern Alphabet kein unbeschriebenes Blatt in Comcasts Kernmarkt. Gänzlich auszuschließen ist ein Interesse von daher nicht, wenn man Sky auch noch als Kirsche oben drauf bekommen kann.

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Übernahme-Szenarien sind natürlich Teil der alternativen Zukunftsmodelle von Sky. © iQoncept via stock.adobe.com

ViacomCBS kauft die Sky Group

Weniger unwahrscheinlich ist es, dass Comcast selbst über einen Verkauf, beziehungsweise eine Abspaltung von Bereichen wie NBCUniversal und/oder Sky nachdenkt. Zwar ist der Ankauf von Sky noch gar nicht so lange her (Anm. d. Red.: 2018), dennoch haben Analysten dem Unternehmen inmitten der Corona-Krise beispielsweise attestiert, dass das Kabelgeschäft von den weiteren Tätigkeitsfeldern des Konzern gebremst würde (Quelle: Deadline.com, Juli 2020). Fraglich ist dabei aber, ob jemand den seiner Zeit durch ein Kampfbieten mit Fox hochgetriebenen Preis von über 30 Milliarden Euro bereit wäre, zu bezahlen.

Würde man bei Comcast gegebenenfalls in Kauf zu nehmen, ein Minus zu verzeichnen, mehren sich mit Sicherheit die Interessenten. Ganz vorne in der Schlange könnte dabei ViacomCBS stehen. Die verfügen über ein traditionell starkes Europageschäft, das zum Beispiel die Marken Paramount, MTV, Nick oder auch den Streamingdienst Pluto TV umfasst. Sky in dieses Portfolio aufzunehmen, käme einer deutlichen Aufwertung gleich.

Konkurrenz durch staatliches Pay-TV

Nun der absurdeste Vorschlag: Die Öffentlich-Rechtlichen graben Sky das Wasser ab. Bei der Vergabe der nächsten Bundesliga-Rechte bieten ARD und ZDF auf Pay-TV-Pakete und stechen die Konkurrenz tatsächlich aus. Anstatt einen verschlüsselten Satellitenkanal anzubieten (wollte man schon bei der Handball-WM 2015 und 2017 nicht in Kauf nehmen), bietet man die Spiele über die Live-TV-Channel ARD Plus und ZDF Select bei Amazon Prime und via MagentaTV an – die stecken seit den Deals rund um die Übertragungsrechte an EM und WM doch sowieso unter einer Decke;)

DAZN muss sich dann mit der Champions League begnügen, lässt sich den Verlust der Bundesliga aber durch einen monatlichen Abopreis von dann mittlerweile 50 Euro durch die treu(doof)e Kundschaft ausgleichen. Sky ist aber ohne Bundesliga in seiner Existenz bedroht und geht nach kurzer Zeit unter dem Öffentlich-Rechtlichen Druck baden.

Alles bleibt (vorerst), wie es ist

Nein, so schlimm wird es natürlich nicht kommen. Die wahrscheinlichste Option haben wir uns zwecks fabulieren freilich für den Schluss aufgehoben. Sky wird nicht verkauft und ändert in absehbarer Zeit auch nicht mehr viel am Geschäftsmodell. Mit der Integration von Paramount+ ist 2022 die Content-Seite fürs Erste abgehakt. Ende des Jahres folgt mit Sky Glass auch noch der Einstieg ins Hardware-Business. Es wird in naher Zukunft am spannendsten sein, zuzusehen, welche Auswirkungen dieser Schachzug haben wird.

Sky Glass Smart TV; Bild: Sky.com
Die drei Sky-Glass-Modellgrößen. Sky.com

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37 Kommentare im Forum

  1. Naja sorry, das Szenario, dass die ÖR Milliardenrechte einkaufen, die bislang NIEMAND je refinanzieren konnte und die Rechte dann nicht selbst, sondern auf je einem (!) Kanal über Drittplattformen wie Amazon und Magenta TV anbieten, ist völlig absurd. Das wäre ein Politikum erster Güte, wenn dafür Gebührengeldet verschwendet oder gar noch erhöht werden. Ganz unabhängig vom üblichen ÖR-Bashing. Mal abgesehen von der reinen Tatsache, dass wegen dem Kartellamt niemand alle Pakete exklusiv erwerben darf. Die Telekom selbst darf das auch nicht, da der Staat hier immer noch beteiligt ist. Deswegen haben die schon die letzten Rechteperioden nicht mehr mitgeboten. 25 Mio wie damals, als man die DFL über den Tisch gezogen hat, ja, geht, eine Milliarde pro Jahr geht nicht. Da legt der Staat als Anteilseigner sein Veto gegen ein, eben weil das nur über Querfinanzierung geht und die Telekom selbst wiederum Subventionsempfängerin ist, also Steuergelder erhält.
  2. Hier hat man einige Kommentare, auch meinen, entfernt, die die Qualität des Artikel kritisiert hatten.
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