Analoge Abschaltung: Wer zahlt die Kosten?

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Analoge Abschaltung: Wer zahlt die Kosten?, Teil 2

Digitalisierung kostet 2,5 Milliarden Euro

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) geht sogar von über 90 Prozent aus. „Aus Sicht des VZBV könnte die Digitalisierung der Satelliten- und Kabelübertragung vor allem durch ein breites Angebot an frei zugänglichen hochauflösenden TV-Programmen beschleunigt werden“, spricht sich Michael Bobrowski vornehmlich gegen proprietäre Zugangssysteme, erzwungene Adressierbarkeit und CI Plus aus.
 
Einen Fürsprecher haben die Kabelnetzbetreiber im DLM-Vorsitzenden Thomas Langheinrich. Er würde es zwar begrüßen, wenn der Satellit 2012 vollständig digitalisiert wäre, hält aber nichts von einem konkreten Abschalttermin im Kabel. „Es macht wenig Sinn, den Nutzern eine digitale Welt quasi zu verordnen“, so der DLM-Chef auf DI-Anfrage.
 

Kosten in Milliardenhöhe

Den Übergang zur Digitalisierung wird es nicht umsonst geben. Knapp fünf Millionen deutsche Haushalte empfangen via Satellit analoges Fernsehen. Im Kabel sind es fast 13 Millionen. Die Digitalisierung dieser Haushalte würde insgesamt fast 2,5 Milliarden Euro kosten. „In der Tat rechnen die großen Handelspartner mit Zusatzumsätzen von bis zu einer Milliarde Euro, die durch die Digitalisierung des Satelliten entstehen“, sagt Astra-Chef Elsäßer. „Das ist das nächste Konjunkturprogramm.“ Die Kabelnetzbetreiber machen hingegen eine andere Rechnung auf.
 
Eine Reanalogisierung würde lediglich knapp 87 Millionen Euro kosten. Das beträfe rund 2 000 Kabelkopfstationen auf der NE 3 und NE 4 sowie laut Labonte 40 Prozent der 6 000 bis 8 000 Kopfstellen der FRK-Mitglieder. Eine Reanalogisierung ist unumgänglich, allein schon zur Versorgung von Zweit- und Drittgeräten, auch wenn sie längst nicht jedem in den Kram passt. „Ich kann nur anmerken, dass im Internetzeitalter in Reanalogisierung zu investieren so etwas ist, wie rückwärts auf der Autobahn zu fahren“, sagt ZDF-Produktionsdirektor Bereczky, „man erreicht zwar womöglich das Ziel, aber nicht vor den Wettbewerbern, die zum Beispiel auf IPTV setzen.“ DLM-Vorsitzender Langheinrich spricht von einem „falschen politischen Signal“ der Kabelnetzbetreiber.

Kein Widerspruch

Bertram Bittel, Vorsitzender der Produktions- und Technik-Kommission der ARD (PTKO) hofft ebenso wie DTVPVorsitzender Schaas, dass es sich lediglich um eine Übergangslösung handelt. „Statt dreistellige Millionenbeträge in Umwandlungstechnik zu stecken, sollte eher darüber nachgedacht werden, mit der gleichen Summe in Digital-Promotion und -Marketing investiert, mittelfristig höhere Einnahmen und damit Gewinne zu erzielen“, erklärt Schaas.

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