Ein gefundenes Fressen

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Ein gefundenes Fressen, Teil 2

Eigene Kultur

Mit dem iPad hat Apple das ideale Produkt für Inhalteanbieter wie TV-Sender geschaffen. Es ist für die reine Unterhaltung ausgelegt und besitzt keine Schnittstellen, über die Inhalte weiterverbreitet werden könnten, ohne dass es die Urheber mitbekämen. Das Display ist groß genug, um auch Spielfilme mit dem iPad ansehen zu können. Und nicht zuletzt will es der Kunde haben. Doch Vorsicht: Apple ist zwar kein Inhalteproduzent, wird aber die bestehende TV-Landschaft nicht eins zu eins abbilden.

Apple-Produkte generieren ihre eigene Kultur – die Applikationen für das iPhone sind das beste Beispiel dafür. Solche Applikationen sind auch für den mobilen TV-Empfang über das iPad denkbar. Ob die TV-Sender beispielsweise ihre auf HbbTV entwickelten Angebote mitbringen dürfen, ob Apple hier auf eigene Technologien setzt oder gar den Bereich zusätzlicher TV-Applikationen für sich beansprucht, dürfte noch zu klären sein.

Plattformbetreiber

Die Vernetzung von textbasierten Anwendungen mit Bewegtbild wird dazu führen, dass Verleger immer mehr auf audiovisuelle Inhalte setzen werden. Das iPad sorgt dafür, dass sich Bild.de und Co. noch stärker als Konkurrenten für TV-Sender herauskristallisieren werden. Die jetzige Diskussion zwischen Verlegern und TV-Anbietern wird sich verschärfen.
 

Kritiker werfen Apple zudem vor, eine Zensur über Inhalte auszuüben. Sicherlich werden die Amerikaner beim mobilen Fernsehen keinen so großen Einfluss auf die Inhalte haben, jedoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Apple früher oder später in Kontakt mit Regulierern kommen wird. Exklusive Inhalte sind zum Beispiel bei Spartenprogrammen oder den erwähnten Zusatzapplikationen denkbar. Hier könnte Apple analog zu den iTunes-Shops seine eigene Infrastruktur entwickeln.
 

Es ist offensichtlich: Das iPad hat das Potenzial, aus Apple einen Plattformanbieter zu machen. Exklusive Inhalte und der Erfolg des iPads könnten für ein Quasi-Monopol im mobilen Fernsehen sorgen. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob als Empfangsweg UMTS gewählt wird oder ob eine spätere iPad-Version beispielsweise einen DVB-H-Tuner besitzen wird. Es dürfte aber klar sein, dass sich die Medienwächter mit dem iPad ebenso beschäftigen werden wie es jetzt bereits Verleger und TV-Sender tun.

(Mark Hankmann)

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