Express AM1

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Express AM1, Teil 2

Die Ausleuchtzonen

Aufgabe

Der von der Russian Satellite Communications Company RSCC betriebene Express AM1 ist prädestiniert, umfangreiche Kommunikationsdienste für Russland bereitzustellen. Zu seinen Aufgaben zählen die Verbreitung von digitalen TV- und Radioprogrammen, Videokonferenzen, Datenübertragungen, sowie die Bereitstellung von hochwertigen Internetanbindungen für Regionen mit unterentwickelter terrestrischer Infrastruktur und Telefonie.
 
Aufgrund seiner Orbitposition auf 40 Grad Ost deckt der Satellit den europäischen Teil Russlands und etwa die westliche Hälfte Sibiriens ab. Am Rande werden auch alle europäischen Staaten, der Mittelmeerraum und viele im Süden an Russland angrenzende Länder mitversorgt, womit der Satellit nicht nur für Anwendungen im Inland eingesetzt werden kann, sondern auch als Brücke zu benachbarten Staaten dient.

C-Band-Footprints

Der wichtigste und stärkste C-Band- Transponder 6 hat sein Signalmaximum von 48 dBW über dem europäischen Teil Russlands sowie den westlichen Anrainerstaaten, wie Finnland, dem Baltikum und Weißrussland. Darüber werden die wichtigsten staatlichen russischen TV- und Radioprogramme ausgestrahlt. Auch einige Privatsender sind mit an Bord. Da die meisten dieser Programme verschlüsselt sind, haben wir nicht wirklich viel davon. Umso schmerzlicher, da hier der Empfang schon unterhalb von 90 Zentimetern (cm) Spiegeldurchmesser gelingen kann.
 
Die 44-dBW-Zone dieses Beams erstreckt sich über den gesamten nördlichen Sichtbereich des Satelliten und reicht von Island im Westen bis nach Irkutsk im Osten. Im Süden erstreckt sie sich etwa entlang der Linie Gibraltar–Kreta–Kuwait bis zum „Vierländereck“ Russland–Kasachstan–Mongolei–China. Selbst hier reichen noch verhältnismäßig kleine C-Band-Spiegel.
 
Da Deutschland der Kernausleuchtzone noch verhältnismäßig nahe ist, sollten zumindest im deutschen Osten 120 cm ausreichend sein. Weil nach Westen und Süden hin der Signalpegel langsam aber kontinuierlich abfällt, können hier größere Durchmesser vonnöten sein. Im Süden schließt die 40-dBWZone an, deren Grenze zudem das Ende der Ausleuchtzone darstellt. Sie verläuft rund 500 Kilometer (km) südlich der 44-dBW-Grenze und erreicht im Osten sogar noch Peking, das am äußersten Rand des von 40 Grad Ost einsehbaren Bereichs liegt. Innerhalb dieser Zone sind Spiegel von bis zu 2 Metern (m) Durchmesser erforderlich.
 
Genau genommen verfügt Express AM1 nur über einen einzigen CBand- Footprint, was sich auch an der Ausleuchtzone der anderen C-Band- Transponder zeigt. Da sie jedoch mit geringerer Sendeleistung arbeiten, stehen in den beschriebenen Bereichen nur jeweils um 5 dB geringere Signalstärken bereit. Somit sind im Zentrum ca. 1,2 m, in unseren Breiten um die 1,8 bis 2 m und am Rand der Versorgung um 2,5 m Durchmesser erforderlich.

KU-Band-Ausleuchtzonen

Die meisten TV-Programme werden im Ku-Band über den Europa-Widebeam übertragen, der bis zu 47 dBW bereitstellt. Sein Signalmaximum liegt jedoch nicht wie erwartet über Russland, sondern über Mittel- und Westeuropa, wo bereits 70 bis 85 cm ausreichend sind. Innerhalb der Kernausleuchtzone liegt der gesamte deutsche Sprachraum.
 
Ihre Grenzen verlaufen etwa in der Mitte Skandinaviens, gehen durch Weißrussland, Rumänien, Bulgarien und führen südlich Italiens und an der spanischen Südküste entlang.  So klein die Kernausleuchtzone ist, so groß ist der 45-dBW-Bereich. Er schließt die afrikanische Mittelmeerküste, weite Teile der Arabischen Halbinsel sowie den Iran, Afghanistan und Kasachstan zur Gänze ein und reicht in Sibirien etwa bis Krasnojarsk.
 
Innerhalb dieser Zone hält sich der Antennenaufwand mit 90 bis 110 cm Durchmesser noch in Grenzen.  Der Europa-Footprint wird primär für Überspielungen genutzt. In seinem Zentrum, das sich weitgehend mit dem des Europa-Widebeams deckt, stehen 49 dBW bereit, die bei uns den Empfang ab rund 60 cm Durchmesser erlauben. Russland wird nur am Rande mitversorgt, wobei am Ural die östliche Grenze der Ausleuchtzone erreicht ist, an der zumindest noch 41 dBW bereit stehen. Hierfür können rund 1,8-m-Spiegel erforderlich sein.
 
Am besten hat es die unmittelbare russische Nachbarschaft Estlands, wo noch kleine 60er-Spiegel ausreichen.
(Thomas Riegler)

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