NSS 806 auf 40,5 Grad West

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NSS 806 auf 40,5 Grad West, Teil 2

C-Band-Ausleuchtzonen

C-Band-Ausleuchtzonen

NSS 806 wurde von Anbeginn als Brücke zwischen Europa und Amerika konzipiert. Obwohl er genau genommen zwei Beams besitzt, werden diese ausschließlich gemeinschaftlich betrieben. Die größere C-Band-Ausleuchtzone ist auf Amerika ausgerichtet, die kleinere auf Europa.
 
Der Amerika-Footprint hat die typische Form eines Hemi-Beams, der ganze Kontinente erfasst. Er reicht von den Ausläufern der Arktis im hohen Norden bis zur Antarktis tief im Süden. Süd- und Mittelamerika werden vom Beam als Gesamtes erfasst. Aufgrund seiner für Nordamerika doch sehr östlichen Orbitposition, liegen die US-Bundesstaaten Washington, Oregon und der Norden Kaliforniens außerhalb des Sichtbereichs des Satelliten, genauso wie das westliche Drittel Kanadas und Alaska. Wesentlich ist aber, dass NSS 806 alle spanisch- und portugiesischsprachigen Regionen Nord- und Südamerikas erfasst, d. h. auch die hispanische Bevölkerung der USA wird berücksichtigt. Die Amerika-Ausleuchtzone hat drei Signalmaxima mit je 40,5 dBW.
 
Eines dieser Maxima bedient beinahe ganz Südamerika. Lediglich die Amazonasregion im Inneren Brasiliens sowie Kolumbien, Venezuela und Guyana liegen außen vor. Mexiko und der Südwesten der USA liegen im zweiten Maximum. Das dritte ist auf die großen Ballungsräume der Ostküste der USA und Kanadas ausgerichtet, worin unter anderem New York, Detroit und Montreal liegen. Innerhalb dieser Kernausleuchtzonen genügen bereits Spiegeldurchmesser ab rund 1,1 bis 1,3 Metern (m). Selbst über die Zonen wird für den Empfang kaum aufwendigeres Equipment benötigt. Im übrigen Süd- und Mittelamerika, der Karibik und den USA stehen nämlich zumindest 39 dBW zur Verfügung, die ebenfalls nur rund 1,2 bis 1,5 m große Schüsseln erfordern.
 
Darüber hinaus fällt die Signalstärke jedoch rasch ab, was sich aber nur noch im hohen Norden Kanadas rund um Neufundland, Labrador und die Hudson Bay bemerkbar macht – also in Gegenden, in denen ohnehin kaum noch jemand wohnt. Nahe der nordkanadischen Atlantikküste ist das Signalminimum von 35 dBW erreicht; hier werden bereits Antennendurchmesser von bis zu 2,3 m benötigt. Die nach Europa ausgerichtete C-Band-Versorgung erinnert an einen Zonenbeam, der stets nur ein kleines Gebiet versorgt. Das Zentrum des Footprints sollte wohl über der Iberischen Halbinsel, also über Spanien und Portugal liegen. Tatsächlich liegt es etwas zu weit westlich, womit nur Portugal von den maximalen 40,5 dBW profitiert und auf kleine 1,1- bis 1,3-m-Schüsseln zurückgreifen kann. Der überwiegende Teil West- und Mitteleuropas liegt innerhalb der 39-dBW-Zone.
 
Im gesamten deutschsprachigen Raum genügen deswegen bereits 1,2 bis 1,5 m Durchmesser. Die Grenzen des 39-dBW-Bereichs gehen durch Schottland, den Süden Norwegens bis zum südlichen Drittel Finnlands. Im Süden geht die Grenze durch den Norden Marokkos, über Sardinien und Rom, Bosnien und die Südgrenze Ungarns, bis mitten durch die Ukraine. Innerhalb des 37,5-dBW-Bereichs liegen der überwiegende Teil Norwegens, der Rest Schwedens und der Nordwesten Finnlands. Auch Schottland wird von ihm bedient. Im Süden erfasst die Zone beinahe ganz Restitalien, geht durch Albanien und Bulgarien bis zur Halbinsel Krim in der Ukraine. Für guten Empfang sind hier rund 1,4 bis 1,8 m Durchmesser das Mindestmaß.
 
Die äußere 35-dBW-Bandgrenze betrifft nur noch den Südosten Europas. Sie schließt Sizilien und Malta mit ein und liegt etwa auf der Höhe von Athen. In der Türkei wird lediglich der Nordwesten, darin liegend Istanbul, bedient. In Nordafrika werden zudem der Norden Algeriens und Tunesiens erreicht. Die 35-dBW-Zone erfordert Spiegeldurchmesser von rund 2,3 m.

KU-Band-Spotbeam

Im Ku-Band kommt nur ein Spotbeam zum Einsatz, der auf die bevölkerungsreichen Regionen Brasiliens und Argentiniens begrenzt ist. Im Zentrum, das von Fortaleza im brasilianischen Norden, über Buenos Aires und Cordoba in Argentinien, bis Santiago in Chile reicht, stehen 51 dBW zur Verfügung.
 
Innerhalb dieser Zone genügen bereits kleine Schüsseln mit 50 Zentimetern (cm) Durchmesser. Jenseits davon fällt die Signalstärke stark ab. Bereits 600 Kilometer außerhalb der 51-dBW-Zone ist die Beam-Grenze erreicht. Da hier allerdings immer noch 46 dBW bereitstehen, genügen für den Empfang 80- bis 90-cm-Spiegel. Innerhalb dieser Zone liegt beinahe ganz Argentinien. Lediglich die nur dünn besiedelten Patagonien und Feuerland fehlen.
 
Auch Peru wird größtenteils erreicht. In der Versorgung liegen weiter Paraguay und Uruguay sowie die Hauptstadtregion Boliviens. In Europa sind die Ku-Band-Signale des NSS 806 nicht zu bekommen. Das ist aber letztlich auch egal, denn neben zwei TV-Kanälen und einem brasilianischen Sat- Internet-Dienst ist hier nichts für die Allgemeinheit zu empfangen.
(Thomas Riegler)

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