Quentin Tarantino

0
159

Quentin Tarantino, Teil 4

Jackie Brown, Kill Bill Vol. I und II

Der dritte Streich: Jackie Brown (1997)

Beinahe vier Jahre nach dem überwältigenden Erfolg von „Pulp Fiction“ wurde es höchste Zeit für einen neuen Ausflug in die Bilder- und Gedankenwelt des allseits gefeierten Wunderknaben. Mit diesem dritten regulären Kinofilm musste sich beweisen, ob Tarantino das Level seiner beiden hochgelobten Erstlingswerke würde halten können oder ob er an der schier unmenschlichen Erwartungshaltung von Fans und Kritikern scheitern würde.
 
In gewisser Weise umging er das Problem, da er sich erstmals auf eine literarische Vorlage stützte und Elmore Leonards Roman „Rum Punch“ als Drehbuch adaptierte. Erneut zeichnete Tarantino also sowohl für die Regie als auch das Skript verantwortlich und etablierte damit endgültig seine Position als unumstrittener Alleinherrscher seiner Projekte. Die Frage, ob „Jackie Brown“ die Erwartungen nun erfüllen konnte oder nicht, muss am Ende sicherlich jeder für sich selbst beantworten.
 
Fest steht, dass die Kritiken überwiegend positiv ausfielen – doch den legitimen Nachfolger für „Pulp Fiction“ hatte Tarantino nach allgemeinem Konsens klar verpasst. Den Ruf als einer seiner schwächeren Filme bekommt „Jackie Brown“ wohl nicht mehr los – wobei dies bei einer ganz unvoreingenommenen Betrachtung des Streifens (wozu die gerade erschienene brillante Special-Edition-Blu-ray geradezu einlädt) schlichtweg Unsinn ist. Es ist sicherlich nicht der beste, aber ganz sicher der am meisten unterschätzte Tarantino überhaupt. All die typischen und beliebten Trademarks sind auch hier vorhanden: die genialen Dialoge (von lakonisch bis eloquent), der perfekte Soundtrack (der hier eine ganze Ära musikalisch zum Leben erweckt) und die episodische Struktur des Plots (die einem so manchen Aha-Moment beschert und den Figuren unaufhörlich neue Facetten verleiht).
 
Doch gleichzeitig bürstet er sein eigenes Image so gekonnt und provokant gegen den Strich, dass er ein paar enttäuschte Anhänger schon im Vorhinein willig mit einge plant haben dürfte: Die Entdeckung der Langsamkeit ist eines der augenfälligsten Merkmale dieses Films. Die geduldige, geradezu genüssliche Art und Weise, mit der er sich dem Studium von Gesichtern und Gesten widmet, sowie der recht actionarme Plot rücken die ursprünglich angedachte Hommage an das trashig-explizite schwarze „Blaxploitation“-Kino der 1970er Jahre – so paradox es klingen mag – in gewisser Weise in die Nähe des Arthouse-Kinos. Damit sind Verwirrung und Kontroversen natürlich vorprogrammiert.

Furioses Comeback: Kill Bill, Vol. I (2003) und II (2004)

Nach einer schier unendlich scheinenden Kunstpause von beinahe sechs Jahren schlug der Meister aber mal so richtig zu: Mit „Kill Bill“ machte er die westliche Filmwelt auf einen Schlag mit seiner Neuinterpretation des Samurai-Films vertraut. Besonders Teil eins schlug ein wie eine Bombe und setzte neue Maßstäbe in Sachen Kampfchoreografie und Soundtrack. Studiocanal veröffentlichte am 5. April 2012 eine stylishe Steel-Edition, mit der man beide Teile auf zwei Discs zum Preis von einer Blu-ray bekommt. Ein ausführliches Review zu den Filmen „Kill Bill, Vol. I“ und „Kill Bill, Vol. II“ finden Sie in unserer Blu-ray-Datenbank.
 
„Kill Bill, Vol. III“ ist übrigens beschlossene Sache und wird die Fans voraussichtlich im Jahre 2014 beglücken. Dieses Datum ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn mit Pünktlichkeit von geplanten Projekten hat es Tarantino ja bekanntlich noch nie so genau genommen. Erste Gerüchte legen die Vermutung nahe, dass sich die Fortsetzung womöglich um den (gewohnt blutigen und rachelüsternen) Lebensweg von Kiddos und Bills gemeinsamer Tochter B. B. drehen wird – doch auch die schon Jahren angedachte Prequel-Idee ist bestimmt noch nicht so ganz vom Tisch.

Kommentare im Forum