The King’s Speech

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The King’s Speech, Teil 3

Das Tüpfelchen auf dem i

Die letzte Viertelstunde des Films ist ohne jede Übertreibung atemberaubendes und atmosphärisches Kino in Perfektion. Zu ungemein passenden klassischen Klängen (das majestätische Allegretto aus Beethovens 7. Symphonie) entfaltet sich ein großformatiges Panorama eines in gespannter Erwartung verharrenden Landes. In ruhig montierten Gegenschnitten wird Bertie vor seinem einsamen Mikrofon mit den verschiedensten Menschengruppen vor den diversen Radioempfängern im gesamten britischen Empire kontrastiert, die sich von der Ansprache ihres Königs Aufklärung, Mut und Sicherheit für eine ganz und gar unsichere Zukunft versprechen. Die Rede wird zum nationalen Ereignis und zum persönlichen Triumph, zu einem Markstein in Berties Vita, der ihn daran glauben lässt, dass er den großen und fordernden Aufgaben, die nun auf ihn zukommen, tatsächlich gewachsen sein könnte. Mit diesem meisterhaft gelungenen Finale verleiht Regisseur Tom Hooper seinem Film einen grandiosen Höhepunkt, der – neben der unbestritten famosen Leistung der beiden Hauptdarsteller – wohl maßgeblich zu den euphorischen Lobeshymnen anlässlich des Kinostarts beigetragen haben dürfte.

Sicher, Konkurrenten wie „Black Swan“ oder „The Social Network“ wirken auf den ersten Blick ungleich moderner und mutiger, aufregender und mitreißender. Doch wenn es darum geht, eine dichte, figurenzentrierte Geschichte zu erzählen, die das Zeitkolorit auf den Punkt genau einfängt und sich in jeder noch so unwichtig scheinenden Geste auf die überragende Qualität ihrer Protagonisten verlassen kann, dann macht „The King’s Speech“ so schnell kein anderer Film der letzten Jahre etwas vor. Vielleicht ist es einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks, welchem Kandidaten man ganz persönlich die Trophäe für den Film des Jahres am meisten gönnt. Fest steht, dass die Auszeichnung gerechtfertigt und verdient ist und man sich mit dieser „Rede des Königs“ einen gleichermaßen anspruchsvollen wie unterhaltsamen Ausflug in die Vergangenheit ins Haus holt.

Technik mit Luft nach oben

Ein Film, der sich so sehr um die Schönheit und die tückische Schwierigkeit von Sprache dreht, bemüht sich logischerweise auch um ein angenehmes, ruhiges Klangschema, das die Wortgefechte der Protagonisten makellos transportiert und womöglich durch kleine, detailgenaue Nachbearbeitungen entscheidend optimiert. Das ist hier durchaus gelungen, auch wenn Aha-Effekte in Sachen Surround somit ausbleiben. Glänzen kann die Tonspur immer dann, wenn der wunderbar fragile Score von Alexandre Desplat in den Vordergrund rückt. Das von Tiefenunschärfen durchzogene Bild konzentriert sich auf die optimale Darstellung der Charaktere, lässt darunter den Rest der Einstellungen aber etwas leiden.
 
 
Farblich wirken die meisten Szenen unterkühlt und leicht matschig. Vereinzelte Sequenzen weisen einen Grad von Filmkorn auf, der als störend empfunden werden muss. Im Großen und Ganzen ist der Bildtransfer aber geglückt – die Blu-ray transportiert die Kinoversion adäquat in die eigenen vier Wände. Die beiliegende Bonus- DVD wartet mit zwei Originalaufnahmen historischer Reden von König George VI., einer Frageund- Antwort-Runde mit den Machern und den Stars sowie einem ausführlichen Making-of auf.
(Tiemo Weisenseel und Falko Theuner)

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