Winfried Wolk – Entdecker einer neuen Kunstform

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Winfried Wolk – Entdecker einer neuen Kunstform, Teil 3

„Es lag auf der Hand, neue Wege zu gehen.“

Welche Eingebung hat Sie zur elektronischen Kunstdarstellung geführt?
Mich haben immer schon die unterschiedlichsten Werktechniken fasziniert. So habe ich nicht nur mit den verschiedensten Materialien auf verschiedenste Malgründe gemalt, ich habe mich auch mit den wichtigsten grafischen Techniken beschäftigt. Als nach 1990 auch uns dann der Computer zugänglich war, haben mich natürlich die digitalen Möglichkeiten fasziniert. Da sich aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen auch die Bedingungen für die Künstler gravierend veränderten, es gab z. B. keine der Galerien mehr, die meine Arbeiten vertreten hatten, lag es auf der Hand, ohne Wehmut ganz neue Wege zu versuchen. So entgeht man sowieso am besten der für Künstler tödlichen Situation, einmal gefundene Wege bis zum Erbrechen zu absolvieren und sich selbst immerzu zu reproduzieren.
 
Ein Gemälde steht Zeit seines Lebens still doch Ihre Werke bewegen sich – unscheinbar, fast schon hypnotisch. Sind Ihre Werke die neue Kunstform dieses Jahrhunderts?
Solche Prognosen möchte ich nicht stellen. Aber ich bin überzeugt, dass die besten meiner digitalen Malereien eine Bereicherung der bisherigen Kunstlandschaft darstellen und neue Akzente setzen, eben weil sie nicht Video-Kunst und nicht Computeranimation sind, sondern etwas Neues, eine digitale Kunstform, die das traditionelle Tafelbild mit neuen Mitteln weiterführt und um eine Zeitkomponente erweitert.
 
Wie können wir uns den Produktionsprozess vorstellen?
Bei der künstlerischen Arbeit mit den digitalen Medien ist es eigentlich ähnlich wie beim Arbeiten mit dem Pinsel auf der Leinwand. Natürlich habe ich eine Idee und ich habe Bildmaterial, das diese Idee transportieren soll. Und dann bearbeite ich das Material im Sinne meiner Idee und beobachte die Ergebnisse. Nur sind es eben andere Werkzeuge, mit denen ich jetzt arbeite und das digitale Material ist ein anderes als die Radierplatte beispielsweise. Aber man muss es genauso gut kennen und beherrschen wie eben die Radierplatte, wenn man zu akzeptablen Ergebnissen kommen will. Das ist allerdings viel komplizierter, weil dieses digitale Material nicht so einfach zu greifen, eigentlich immateriell ist.
 
Wahren Ihre Bilder aufgrund abstrakter Datenträger eine höhere Distanz als ein normales Bild?
Ich weiß das nicht. Jedenfalls im Moment beobachte ich noch eine erhebliche und verbreitete Technikunsicherheit oder Technik- Angst. Auch mir macht das Programmieren eines Videorecorders graue Haare. Aber die jungen Leute wachsen mit all der neuen Technik auf, sie haben kaum Probleme und in wenigen Jahren werden noch viel mehr Bereiche des täglichen Lebens durch den Einsatz modernster Technik bestimmt werden. Die großformatigen Flachbildschirme sind ja erst seit ganz kurzer Zeit wirklich eingeführt. Wenn es Normalität sein wird, mindestens einen 32-Zoll-Bildschirm an der Wand zu haben, mit dem man eben nicht nur Fernsehprogramme ansieht, sondern den man für alle möglichen Aktionen nutzt, wird es wohl diese Distanz nicht geben. Auch der Computer wird eine ganz selbstverständliche Rolle in allen privaten Entertainment- Bereichen haben. Das beginnt doch gerade erst!
 

Welche Rolle spielt der Hersteller Sharp bei der Veröffentlichung Ihrer Werke?
Sharp hat die erste größere Präsentation meiner Display-Paintings im Jahre 2001 im Berliner Museum für Kommunikation durch eine großzügige Förderung möglich gemacht. Sharp hat mir durch diese Förderung auch den Einstieg in das doch sehr kostenaufwändige technische Equipment ermöglicht, so dass ich heute wirklich alles an meinem Rechner in meinem Studio selbst machen kann und damit die Kontrolle über alle Vorgänge behalte. Die Manager von Sharp haben die Chance erkannt, die meine digitalen Bilder für die großformatigen Flachbildschirme bietet: die Bildschirme erhalten eine neue Nutzungsmöglichkeit im künstlerischen Sektor, originell und anspruchsvoll.
 
Ihre Bilder können einzig durch Technik dargestellt werden. Wie abhängig sind Sie als Künstler von der LCD-Technologie?
Es ist richtig, dass meine Bilder nur durch eine ganz konkrete Technik realisiert werden können. Aber das war doch schon immer so. Ich kann ein Bild ohne Farbe, Pinsel und Leinwand oder andere traditionelle Materialien auch nicht realisieren. Ich weiß nicht, ob ich von der LCD-Technik abhängig bin. Im Moment ist das die optimalste Möglichkeit, meine Display-Paintings sichtbar zu machen. Sicher wird es über kurz oder lang ganz neue technische Möglichkeiten geben, die vielleicht noch besser geeignet sind, noch lichtstärker, noch farbbrillanter, noch höher aufgelöst. Und natürlich ist auch das Plasma-Panel ein spannendes Medium, wenn das Problem des Einbrennens ausgeschaltet ist.
 
Ein LCD-Fernseher verbraucht gerade bei hoher Leuchtkraft sehr viel Strom. Sehen Sie die laufenden Kosten für Ihre Werke als ein Problem?
Ich glaube nicht, dass jemand meine Bilder ununterbrochen laufen lässt. Sie werden üblicherweise ja nur auf dem Bildschirm laufen, wenn man den Raum nutzt und das Bild braucht, es sehen will. Und ich denke, es wird dann sein, wenn auch Fernsehen laufen würde. Es wird meiner Einschätzung nach kaum zu einer zeitlich umfangreicheren Nutzung der Geräte kommen. Und die Frage des hohen Stromverbrauchs wird sicherlich ebenso in absehbarer Zeit gelöst werden wie viele andere technische Probleme auch.
 
(Christian Trozinski)

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