Optoma UHZ65UST – günstiger Heimkinobeamer im Test

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Preis: 3 299 Euro • Maße: 57,6 × 13 × 38,3 cm • Gewicht: 11 kg • Bauweise: 1-Chip-DLP, 0,47" DMD, Laserlichtquelle, RGBYRGBY-Farbrad • Auflösung: 1 920 × 1 080 Bildpunkte, 4K-Pixelshift • Stromverbrauch: ca. 150 – 300 Watt • Laufzeit Laserlichtquelle: ca. 20 000 h • 3D: ja • HDR10: ja • HLG: ja • Dolby Vision: nein • HDR10+: nein • Lens-Shift: nein • Lautsprecher: ja • Mediaplayer: ja • Dolby Atmos: ja, nur über ARC in DD+ (kein DTS-Support) • Apps z.B. für Amazon, Netflix und Youtube • Bluetooth • unterstützt Google Assistant und Amazon Alexa

Für kaum mehr als 3000 Euro will Optoma den Traum eines Kinobildes mit zweieinhalb Metern Bild­diagonale wahr werden lassen. Warum der UHZ65UST als Preiskracher durchgeht, aber dennoch keinen Blindkauf rechtfertigt, verrät unser Test.

Wie bei Ultrakurzdistanzbeamern üblich, sollten Sie einen derartigen Projektor nicht einfach nur vor eine weiße Wand oder eine konventionelle Leinwand stellen. Da der Projektionswinkel äußerst steil ausfällt, würde der Großteil der Lichtleistung Richtung Decke verpuffen. Spezielle UST-Leinwände verfügen hingegen über eine kaum sichtbare Rillenstruktur, die das einfallende Licht nach vorn umlenkt und zugleich von oben einfallendes Licht abblocken. Dies sorgt für einen deutlichen Kontrastgewinn unter Wohnzimmerbedingungen und macht aus solch einem kompakten Projektor ein echtes XXL-Großbilderlebnis. Mit dem Preis des UHZ65UST ist es also nicht getan: Unsere 100-Zoll-UST-Leinwand von Optoma (ALR 101) kostet zusätzliche 1 400 Euro, und wer zwei linke Hände hat, sollte die Installation vom Fachpersonal durchführen lassen. Kurzum: Die knapp 3 000 Euro für Optomas UHZ65UST sind nur ein Teil der notwendigen Investitionen. Dass der UHZ65UST im Vergleich zu ähnlichen Konkurrenzmodellen deutlich günstiger ausfällt, ist nach dem Auspacken keinesfalls ersichtlich, denn die gebotene Qualität stimmt: Verarbeitung, Tonqualität der integrierten Lautsprecher und die Schnittstellenauswahl sind tadellos und der Optoma-Beamer lässt teurere Modelle fast schon als Wucher erscheinen. Gleich drei HDMI-Schnittstellen und die durchaus praxistaugliche Tonqualität der integrierten Lautsprecher (nicht als Center-Channel nutzbar) zeigen, dass eine überzeugende Ausstattung zu fairen Preisen möglich ist.

Die smarte Fernbedienung aus Metall hat neben einer Tastenbeleuchtung weitere Tricks auf Lager: Halten Sie die Haustaste länger gedrückt, steht eine Mauszeigersteuerung per Handbewegung zur Verfügung. Statt Batterien ist intern ein Akku verbaut, der über die USB-Schnittstelle aufgeladen wird

Clever kombiniert

Die verbauten Komponenten sind optimal auf die Gehäusedimensionen zugeschnitten und der UHZ65UST überzeugt auch bei der Abstimmung auf die Leinwand. So ist die Distanz zur Bildfläche nicht zu gering, was Verzerrungen und Hotspoteffekte minimiert. Das verbaute Objektiv sorgt im Zusammenspiel mit dem DMD-Chip für eine detailreiche Abbildung auf 4K-Niveau und eine überzeugende Ausleuchtung ohne störende Verfärbungen. Dem nicht genug, können Sie den Fokus per Fernbedienung feinjustieren und laufen nicht Gefahr, die Aufstellposition durch Regler am Gerät um wenige Millimeter zu verschieben. Apropos Fernbedienung: Die smarte Beigabe lässt Sie per Haustaste (gedrückt halten) eine Mauszeigersteuerung aktivieren und statt Batterien einzulegen, wird ein interner Akku über die USB-Ports des Projektors geladen. Eine tadellose Abbildungsschärfe, mehr HDMI-Schnittstellen und ein besserer Klang als deutlich teurere Beamer lassen den UHZ65UST vom Start weg aus der Vielzahl an UST-Beamer-Angeboten herausstechen. Erst bei einem kritischen Blick kristallisieren sich die Unterschiede heraus: Natürlich hat auch ein Hersteller wie Optoma nichts zu verschenken, weshalb das Innenleben im Vergleich zu kostspieligen DLP-Modellen abgespeckt ist. Statt eines größeren DMD-Chips findet sich im UHZ65UST die gleiche Variante, die auch konventionelle 4K-DLP-Projektoren der 1 000-Euro-Klasse antreibt. Das sorgt zwar kaum für Detaildefizite im Zusammenspiel mit 4K-Quellen, doch feinste 4K-Details neigen leichter zum Flimmern. Auch bei der Farblichterzeugung ist der UHZ65UST nur ein Zwischenschritt: Eine Laserlichtquelle ersetzt die traditionelle UHP-Lampe, doch ein Farbrad sorgt weiterhin für die Erzeugung der Grundfarben. Dies bedeutet nicht nur, dass DLP-typische Farbblitzer weiterhin auftreten, sondern auch, dass das Farbrad die internen Lüfter teilweise übertönt und Bild- oder Frequenzwechsel teilweise eine halbe Minute Wartezeit nach sich ziehen, inklusive auftretender Bildfehler infolge der Neusynchronisierung durch das Farbrad. Gerade mit 3D-Quellen kann dies von Nachteil sein, denn die Umschaltung dauert teilweise länger als der Disc-Start samt Präsentation des Filmstudiologos. Immerhin ist der UHZ65UST zu 3D-Quellen kompatibel und laut Optoma werden auch DLP-Link-Brillen unterstützt (Funktion im 3D-Menü aktivierbar). Im Test konnten wir mangels passender Brillen allerdings nur eine 120-Hz-Wiedergabe (60 Hz pro Auge) nachvollziehen, und da die Zwischenbildberechnung im 3D-Modus nicht funktioniert (4K-eshift ebenfalls nicht aktiv), gestaltete sich der 3D-Ausflug etwas holprig. Diese Umschreibung trifft leider auch auf andere Faktoren zu, weshalb wir nun zum wohl größten Nachteil des Projektors kommen: Die vielen kleinen Softwareunstimmigkeiten.

Standfüße: 2 drehbar (ca. 2,5 cm) und abnehmbar, 2 fest fixiert • Standfußfläche: ca. 56 × 30 cm • Netzkabel ca. 1,5 m • Einschalten ca. 30 s • Statusanzeige: LED an Oberseite

Kleine Hürden

Der UHZ65UST zeigte im Test weder überzeugende Voreinstellungen noch nachvollziehbare Beschreibungen, weshalb das Motto im Test lautete: Probieren geht über Studieren. Dass Sie die Bildhelligkeit der Laserlichteinheit in groben Schritten vorgeben können, ist löblich, doch die nachfolgenden Einstellungen „Dynamic Black“ hätten lieber getrennt abgespeichert werden sollen. Gemeint ist hiermit eine dynamische Ansteuerung der Laserlichtquelle, die aber nur grob Einfluss auf die Darstellungsqualität nimmt, indem dunkle Bildinhalte mit geringerer Lichtintensität dargestellt werden, was wiederum die Aufhellungen im Schwarz mindert. Das sorgte in Filmen wie „Sully“ jedoch für zu dunkle Bilder, was es erschwerte, Details in derartigen Szenen zu erkennen. Zudem kommt es zu einem störenden Helligkeitsflackern, sobald Sie höhere Stufen von Dynamic Black nutzen: Die Laserlichtquelle beeinflusst immer die Gesamtbildhelligkeit, selbst wenn nur wenige helle Bildpunkte in einer Szene angezeigt werden. Schalten Sie Dynamic Black ein, passiert aber noch mehr: Der Projektor führt eine Kontrastnachbearbeitung durch, während bei ausgeschalteter Dynamic-Black-Funktion die Wiedergabe zumindest mit SDR-Quellen merkwürdig flach erschien. Der Grund war schnell gefunden: In den Werkseinstellungen stimmten weder die Helligkeits-, noch die Kontrastvorgaben, was die Wiedergabe ohne Dynamic Black viel zu kontrastarm erschienen ließ. Mit wenigen Einstellungen können Sie dies kompensieren und einen überzeugenden Kontrast ohne Dynamic Black realisieren. Wer die Wahl hat, sollte den UHZ65UST bei einem Fachhändler erwerben und die passende ­Bildkalibrierung für SDR- und HDR-Quellen gleich mit ordern. Leider zeigte der UHZ65UST weitere Fehler wie zurückspringende Voreinstellungen bei Quell- und Signalwechseln, sodass wir regelmäßig den Bildmodus anpassen mussten, um die von uns präferierte Darstellung sicherzustellen.

HDMI: 3 × (4K 60 Hz HDR) • 120 Hz: ja, HD-Auflösung (aber kein positiver Effekt) • 1 440p: nein • CEC: nein • ARC: 1 × (HDMI 1) • VRR: nein • ALLM: nein • USB: 3 × • Netzwerk: ja (oder WLAN) • Video analog: nein • Audio-out: digital optisch, Kopfhörer

Smarter Projektor

Der UHZ65UST baut auf Googles Android-Plattform auf und im Homescreen können Sie beispielsweise Anwendungen hinzufügen oder das Hintergrundbild anpassen. Der moderne Look täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die App-Unterstützung alles andere als optimal ausfällt. Zahlreiche Anwendungen werden als Smartphone- oder Tablet-App installiert, was die Mauszeigersteuerung der Fernbedienung (Haustaste gedrückt halten) zum Pflichtprogramm macht. Das selbsterklärende Maustastensymbol ist allerdings nur in der Bedienungsanleitung erkennbar, während auf der beiliegenden Fernbedienung lediglich das Haussymbol abgebildet ist. Apps wie Youtube lassen eine 4K-HDR-Wiedergabe zu, allerdings ist die HDR-Wiedergabe des Projektors in diesem Fall fehlerhaft, weshalb das Bild ausbleicht – Youtube-Videos genießen Sie über den internen Player besser in SDR. Die interne Netflix-App enttäuscht noch mehr: Weder HDR noch die Bildauflösung wissen hier restlos zu überzeugen. Kurzum: Als Notlösung taugen die internen Apps, doch langfristig sollten Sie in einen Smart-TV-HDMI-Stick investieren, um eine bestmögliche 4K-HDR-Zuspielung sicherzustellen. Ebenfalls alles andere als überzeugend ist das Zusammenspiel mit PS4 Pro und Xbox One X: Die Eingabeverzögerung ist mit 100 ms (Spielmodus) viel zu hoch und per HDR-Zuspielung ist nicht einmal ein Spielmodus einstellbar (Herstellerangaben von 55 – 70 ms waren im Test nicht zu erreichen). 4K-60-Hz-HDR-Signale einer Xbox One X wurden vom UHZ65UST zudem nicht in 10-Bit-Qualität angezeigt, stattdessen konvertierte der Projektor die Signale ins 8-Bit-Format. 4K-HDR-Filme mit einer Bildwiederholrate von 24 Bildern pro Sekunde zeigten diese Einschränkungen nicht. Schwierigkeiten waren auch mit 50-Hz-TV-Signalen auszumachen, denn hier zeigten sich kurze Ruckler. 24P-Filmsignale profitieren von der Filmbildglättung (ohne Filmglättung teilweise 60-Hz-Ruckler), die allerdings auch in der niedrigsten Stufe Artefakte erzeugt und nicht immer stabil eingreift. Generell ist die interne Bildverarbeitung alles andere als umfangreich: HDR-Signale wollen manuell abgestimmt werden und auf Helferlein wie Filter gegen Banding-Artefakte oder Rauschmuster müssen Sie verzichten.

Objektiv zentriert: ja • Projektionsabstand: 0,25 × Bildbreite (Objektiv zu Leinwand), Projektor-Rückseite zu Leinwand: ca. 26 cm bei 100 Zoll • vertikaler Versatz Oberkante Projektor zu Unterkante Leinwand (100 Zoll): ca. 27 cm • empfohlene Leinwandgröße: 85 – 120 Zoll • Lens-Shift: nein • Fokus: fernsteuerbar, motorisiert

Erfüllt Großbildwünsche

Was Optoma mit dem UHZ65UST abliefert, ist auf dem ersten Blick fast zu schön, um wahr zu sein: Der Projektor erscheint hochwertig, bietet viele Schnittstellen, einen vergleichsweise überzeugenden Klang und die Abstimmung auf eine passende UST-Leinwand wie die Optoma ALR 101 stellte uns im Test vor keinerlei Probleme. Natürlich ist auch dieser Projektor kein echter TV-Ersatz, allerdings erweitert Optoma mit dem UHZ65UST sprichwörtlich den Blick auf eine Beamer-Installation im Wohnzimmer. Aktuell liegt der Fehlerteufel noch im Detail: Softwaremängel trüben die Bedienung unter Alltagsbedingungen und auch das Zusammenspiel mit externen Quellen klappt noch nicht so elegant, wie es die besten Geräte am Markt vormachen. Eine sehr gute Preis-Leistung bietet Optomas UHZ65UST dennoch und wer etwas Zeit und Mühe in dieses Produkt investiert, wird mit einem überzeugenden Gegenwert belohnt.

Einstellungen für ein natürliches Bild

  • Anzeigemodus: Bezug oder Spiel (HDR: Detail)
  • Helligkeit: –4 (HDR: 0)
  • Kontrast: +8 (HDR: 0)
  • Farbe: 0
  • Farbton: 0
  • Bildschärfe: 5
  • Gamma: 2.4
  • Brilliant Color: Je nach Wunsch
  • Helligkeits-Modus: Je nach Wunsch
  • Dynamic Black: Aus
  • Farbtemperatur: Warm oder Standard
  • Pure Motion: 1

Bildquelle:

  • DSC08364: © Auerbach Verlag
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8 Kommentare im Forum

  1. 4 K Pixelshift wenn ich das schon lese.......oop:das Farbrad übertönt teilweise den internen Lüfter(y)Ich würde sagen schade ums Geld,lieber gleich was richtiges kaufen.
  2. Integrierte Lautsprecher bei einem Beamer halte ich für Unsinn. Der Ton muss von einem AV Receiver ausgegeben werden. Großes Bild und quäkender Ton aus kleinen Lautsprechern lässt keine Kinoathmosphäre aufkommen.
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