Neuer DX-LNB: Bullseye BE01 im Test

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LNB Bullseye BE01

Über viele Jahre galt der Inverto Black Ultra als der ultimative DX-LNB, mit dem sich selbst schwierigste Signale auf den Schirm zaubern ließen. Inzwischen wird dieser LNB nicht mehr gebaut und so braucht es eine Alternative. Ob sich diese im Bullseye Model BE01 findet, wollen wir ermitteln.

Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021

Dass es sich beim BE01 um keinen üblichen LNB von der Stange handelt, erkennt man alleine an der Fülle von Daten und Informationen, die auf der Verpackung aufgedruckt sind. Vergleichbares kennen wir bestenfalls von Profi-LNBs für viele hundert Euro. Der BE01 bezeichnet sich selbst auch als Bullseye 10 kHz, womit auf seine außergewöhnliche Frequenzstabilität hingewiesen wird. Diese beträgt laut angegebenen Daten bei 23 Grad Celsius plus/minus 10 kHz und im Bereich von minus 20 bis 60 Grad Celsius 30 kHz. Womit sich der LNB für den zuverlässigen Empfang besonders schmalbandiger Signale anbietet. Ferner wird dem LNB eine Rauschzahl von 0,5 dB attestiert. Was jedenfalls realistischer klingt als die bei anderen LNBs angegebenen 0,1 dB.

LNB Bullseye BE01
Der Bullseye BE01 ist ein Single-LNB dem der Ruf, besonders gute Empfangseigenschaften zu haben, vorauseilt

Außergewöhnlich machen den Single-LNB auch seine zwei F-Buchsen, von denen nur die grüne zum Anschluss eines Receivers vorgesehen ist. Am rot markierten Ausgang liegt eine 25-MHz-Ausgangsreferenz an, die für uns aber ohne praktische Bedeutung ist. Die untere Öffnung, aus der die beiden F-Anschlüsse aus dem Gehäuse ragen, ist ziemlich groß geraten. Um dem Eindringen von Feuchtigkeit vorzubeugen, ist jedenfalls die im Lieferumfang enthaltene Doppeltülle über die Kabel zu schieben und so auf das Gehäuse zu stecken, bis sie richtig eingerastet ist.

Empfang schon ab 10,489 GHz

Der BE01 gibt an, bereits ab 10,489 GHz zu empfangen. Da der LNB mit für Universal-LNBs üblichen Zfs von 9,75 und 10,6 GHz arbeitet, wird die untere Grenzfrequenz auf 739 MHz umgewandelt. Da die Tuner unserer Receiver jedoch erst ab 950 MHz empfangen, bleibt dieser zusätzliche Bereich ohne Zusatzequipment außen vor.

Wie gut ist der Empfang mit dem LNB?

Dem BE01 eilt der Ruf voraus, außergewöhnlich empfangsstark und sogar besser als der bei vielen DXern im Einsatz befindliche Inverto Black Ultra zu sein. Grund genug für uns, den Bullseye dem Inverto gegenüberzustellen. Dabei müssen beide LNBs abwechselnd an einer 80-Zentimeter-Antenne zeigen, wie gut sie auf fünf Satellitenpositionen mit schwierigen Empfangssituationen klar kommen.

LNB Bullseye BE01
Der Bullseye-LNB kommt mit ausgesprochen hoher Frequenzstabilität. Außerdem empfängt er bereits ab 10,489 GHz

16 Grad Ost

Das Ziel unserer ersten Vergleichstests sind die schmalbandigen niederländischen Radioprogramme, die auf Eutelsat 16A im Bereich um 11,070 GHz horizontal mit Symbolraten zwischen 176 und 547 MSym/S zu finden sind. Von den während unserer Tests aufgeschalteten sechs Frequenzen können beide LNBs vier loggen, wobei der Inverto zumindest mit einer Frequenz kaum klar kommt und für Signalstärkeschwankungen von 0 bis 10 dB sorgt, während der Bullseye für stabile Werte sorgt. Ansonsten sind die Empfangsresultate beider LNBs in etwa ebenbürtig. Abgesehen davon, dass die mit dem Bullseye ermittelten Empfangsfrequenzen näher an den in den Frequenzlisten angegebenen Werten liegen.

23,5 Grad Ost

Auch Astra 3B beherbergt im Bereich zwischen 12,640 und 12,647 GHz vertikal eine Reihe schmalbandiger Hörfunkprogramme. Hier kann der BE01 gleich mehrfach punkten. Zunächst macht es seine höhere Frequenzstabilität ungleich leichter, die schmalbandigen Signale zu loggen. Die mit ihm ermittelten Empfangsfrequenzen liegen nur um knapp 200 kHz unter den in diversen Listings genannten. Beim Inverto variiert der Abstand zwischen rund 700 kHz und 2 MHz.

Bei der SCPC-Frequenz von Radio Osttirol ist es uns mit dem Inverto nicht möglich, die in diesem Stream enthaltenen Programme aufgelistet zu bekommen, was für den Bullseye dagegen keine Herausforderung ist. Dieser attestiert uns auf einigen Frequenzen zudem um bis zu 2,6 dB höhere Signalstärken, während auf anderen kein Abstand vorhanden ist.

26 Grad Ost

Auf der arabischen Badr-Position mussten beide LNBs zeigen, wie gut sie mit schwachen DX-Signalen klar kamen. Mit beiden wurden 15 Transponder eingelesen, von denen auch je 14 einwandfrei wiedergegeben werden können. Auf der 12,035 GHz horizontal kommt es mit dem Inverto bei 4,9 dB immer wieder zu Ausfällen. Der Bullseye empfängt diese Frequenz zwar mit 5,2 dB, schafft es aber nicht, die darin enthaltenen Sender wiederzugeben. Abgesehen davon fällt uns auf, dass mit dem BE01 tendenziell bei geringen Signalstärken weniger dB angezeigt werden, als beim Black Ultra. Ab etwa 9 dB attestiert der Bullseye etwas höhere Werte.

LNB Bullseye BE01
Trotz zweier F-Buchsen ist der BE01 nur ein Single-LNB. Der Sat-Receiver ist an der linken, grün markierten Buchse anzuschließen

28,2 Grad Ost

Am oberösterreichischen Testort braucht es gewöhnlich 4,5 Meter Durchmesser, um zumindest den Großteil der UK-Beam-Transponder auf 28,2 Grad Ost zu bekommen. Grund genug für uns zu ermitteln, was sich mit den beiden LNBs mit einer 80er-Schüssel an Restsignalen hereinholen lässt. Bereits bei der Darstellung des Spektrums des unteren Ku-Bands mittels PC-Empfangssoftware EBS Pro lässt sich erkennen, dass die sehr kleinen Höcker der UK-Transponder mit dem Inverto Black Ultra etwas klarer dargestellt werden. Mit dem Bullseye BE01 scheinen sie sich etwas mehr mit dem Grundrauschen zu vermischen. Unsere Hoffnung, auf einem der UK-DVB-S2-Transponder Restsignale zumindest mit einem LNB messen zu können, erfüllt sich nicht. Im Signalstärkevergleich bei den Europabeam-Transpondern liegt der Inverto meist ein wenig vorn und bringt um rund 0,7 dB mehr zur Anzeige.

LNB Bullseye BE01

42 Grad Ost

Die Türksat-Position ist insofern interessant, als dass wir es hier mit drei Footprints, einen auch uns gut versorgenden Westbeam, einen uns noch am Rande erreichenden Ostbeam und einen bei uns nicht bis kaum zu bekommenden Türkeibeam, zu tun haben. Die Transpondersuche kann der Inverto mit 49 Stück über das gesamte Ku-Band klar für sich entscheiden. Wobei eine der eingelesenen Eastbeam-Frequenzen am Ende doch zu schwach für Bildwiedergabe hereinkommt. Der Bullseye kommt nur auf 46 Transponder. Jener, der mit dem Inverto nicht läuft, wurde von ihm per Blindscan zwar nicht gefunden, bringt es über die manuelle Suche aber doch auf etwa denselben dB-Wert. Wobei ebenfalls nicht an Empfang zu denken ist.

Auf den Türkeibeam-Frequenzen blieb uns jeglicher Erfolg verwehrt. Erstaunlich ist dennoch, dass diese mit beiden LNBs in etwa gleich gut im Sektrum auszumachen sind. Da auf den Türkei-Transpondern durchweg in DVB-S gesendet wird, war es uns nicht möglich, auch nur irgendwelche Restsignale messtechnisch zu erfassen.

Kann der neue Bullseye BE01 überzeugen?

Der alte Inverto Black Ultra und der neue Bullseye BE01 schenken sich nichts. Die Empfangsleistungen beider LNBs liegen auf sehr hohem Niveau, was es schwer macht, Unterschiede zwischen beiden Modellen festzustellen. Nach unseren Erfahrungen kann der Bullseye bei äußerst anspruchsvollen TV-Transpondern dem Inverto dennoch nicht ganz das Wasser reichen. Eine Alternative zum Inverto ist er dennoch. Unter anderem, weil der BE01, etwa mit seiner hohen Frequenzgenauigkeit, Empfänge zulässt, an die man mit dem Inverto nicht einmal zu denken gewagt hatte.

ieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021

1 Kommentare im Forum

  1. Der "würdige Nachfolger" ist wohl nur via USA/China mit horrenden Transportkosten und Zoll zu bekommen. Keine echte Alternative. Wie gut dass es das IBU derzeit noch gibt. Also direkt bevorraten
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