Datenkrake Samsung? Ja, aber…

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Samsung-Fernseher hören mit, leiten persönliche Informationen an Dritte weiter und das auch noch unverschlüsselt? Samsung leistet sich gerade einige Fettnäpfchen und blickt man in die Datenschutzrichtlinien, könnte man es mit der Angst bekommen. Es stellen sich allerdings zwei Fragen: Wen überrascht das? Und warum steht ausgerechnet Samsung am Pranger?

Als in Samsungs Datenschutzbestimmungen entdeckt wurde, dass die Spracherkennungsfunktion der Smart-TVs Daten nicht nur sammelt, sondern diese auch noch an Dritte, genauer an das Unternehmen Nuance, weiterleitet, war der Aufschrei groß. Da half es auch nichts, dass das Unternehmen die Wogen glätten wollte, indem es noch einmal betonte, dass dies nur gelte, wenn die Sprachsteuerung eingeschaltet ist (was für die meisten wohl kaum ein Trost war) und den Passus in den Datenschutzrichtlinien noch einmal anpasste. Dass die Daten nun offensichtlich sogar unverschlüsselt weitergeleitet werden, setzt dem ganzen freilich die Krone auf. Frechheit! Unding!

Oder?
 
Aber natürlich. Wie heutzutage mit unseren persönlichen Daten umgegangen wird, muss jedem Internet-, Smartphone- und mittlerweile eben auch Smart-TV-Nutzer sauer aufstoßen. Samsung bietet in diesen Tagen die optimale Angriffsfläche. Mit Verve stürzte man sich auf die Datenschutzbestimmungen von Samsung und fand reichlich Kritikfutter.
 
Einige Ausschnitte:


„Wir dürfen von uns erhobene Informationen zu folgenden Zwecken verwenden:

  • für Werbung, z. B. zur Bereitstellung benutzerspezifischer Werbung und gesponserter Inhalte (unter anderem über unseren Werbedienst AdHub, dessen Datenverarbeitungen Sie hier einsehen können) und zum Versand von Werbenachrichten.
  • zur Bewertung und Analyse unserer Märkte, Kunden, Produkte und Dienste, einschließlich der Bitte um Feedback zu unseren Produkten und Diensten und der Durchführung von Kundenumfragen.

 
Ohne Ihre Einwilligung geben wir keine Informationen an Dritte für deren eigene Marketing- oder Geschäftszwecke weiter. Wir dürfen Ihre Informationen jedoch an folgende Dritte weitergeben:

  • Angeschlossene Unternehmen. Ihre Informationen dürfen an angeschlossene Unternehmen von Samsung weitergegeben werden.
  • Geschäftspartner. Wir dürfen Ihre Informationen auch an vertrauenswürdige Geschäftspartner weitergeben, einschließlich Mobilfunkanbieter. Diese Partner dürfen Ihre Informationen verwenden, um von Ihnen angefragte Dienste zur Verfügung zu stellen (z. B. Videoinhalte, die von Netflix über SmartTV bereitgestellt werden), um Voraussagen über Ihre Interessen zu treffen und um gegebenenfalls Werbematerialien, Werbeanzeigen und andere Materialien an Sie auszuliefern.
  • Dienstleister. Wir dürfen Ihre Informationen auch an Unternehmen weitergeben, die für uns oder in unserem Namen Dienste zur Verfügung stellen, beispielsweise an Unternehmen, die uns bei der Rechnungsstellung unterstützen oder E-Mails in unserem Namen versenden. Diese Organisationen dürfen Ihre Informationen jedoch nur zur Bereitstellung der Dienste für uns nutzen.

Indem Sie unsere Dienste nutzen oder daran teilnehmen und/oder uns Ihre Informationen zur Verfügung stellen, willigen Sie in die Erhebung, die Übertragung, die Speicherung und die Verarbeitung Ihrer Informationen außerhalb des Landes, in dem Sie Ihren Wohnsitz haben (z. B. nach Südkorea), in Übereinstimmung mit dieser Datenschutzrichtlinie ein. Bitte beachten Sie, dass die Datenschutzgesetze und andere Gesetze des Landes, in das die Informationen übertragen werden können, möglicherweise nicht so umfassend sind wie die entsprechenden Gesetze Ihres Landes.“
 
In den Bestimmungen des Dienstleisters Nuance, der die Sprachaufnahmen für Samsung verarbeitet, heißt es, grob übersetzt:
 
„Nuance arbeitet mit vielen Drittanbietern zusammen. Sofern nötig für diese Anbieter, um uns ihre Leistungen und Produkte anzubieten und den Verbraucher mit Produkten zu versorgen, die er erwartet, können diese Drittanbieter auf Nutzerdaten zugreifen oder diese benutzen.“
 

Samsung leitet also nicht nur Daten unverschlüsselt an einen Drittanbieter im Ausland mit anderen Datenschutzgesetzen weiter. Nein, dieser Drittanbieter stellt diese Daten auch noch weiteren Drittanbietern zur Verfügung. In einem (noch) Datenschutz-versessenen Land wie Deutschland – gerade im Vergleich zu den USA – ist dies kaum tragbar. Wird das nun am Image oder am Umsatz von Samsung kratzen? Mussten Google oder Facebook trotz teilweise offensiv verkaufter Datensammelwut jemals Umsatzeinbußen hinnehmen? Eben!
 
Samsung muss gerade einen Shitstorm über sich ergehen lassen, wird diesen aber ganz sicher überleben. Sind wir alle (sagen wir fast alle, um gefährliche Verallgemeinerungen zu umschiffen) mal ehrlich zu uns selbst, dann messen wir wieder einmal mit zweierlei Maß und das gleich in doppelter Hinsicht.
 
Zum Einen ist Samsung nicht allein. Nach den unglücklichen Schlagzeilen schossen sich die Medien auf Samsung ein und nahmen die AGBs auseinander. Dabei ist der TV-Marktführer in guter Gesellschaft. Man muss gar nicht lange suchen, um etwa auch bei Sony Datenschutzpassagen zu finden, die dem Verbraucher sicher nicht schmecken. Da steht dann zum Beispiel:
 
„Im Allgemeinen gibt Sony Europe Ihre persönlichen Daten nicht ohne Ihre Einwilligung an Dritte weiter. Es gelten jedoch folgende Ausnahmen:
Sony Konzerngesellschaften
Sony Centres
Unsere Serviceanbieter
Newsletter von Drittparteien
Rechtliche und geschäftliche Zwecke
Anonyme Statistiken“

 
Warum aber sind nun alle überrascht? Weil die Spracheingabe das Abhörmikrofon ins Wohnzimmer bringt und nichtmal unsere Gespräche sicher sind? Interessant wäre mal eine Erhebung, wieviele Smart-TV-Nutzer diese Funktion überhaupt nutzen, ist sie, abgesehen davon, dass es ganz witzig ist, im Vergleich zu anderen Eingabeoptionen viel langsamer und unpraktischer. Die Stiftung Warentest warnte bereits vor einem Jahr davor, dass Smart-TVs persönliche Informationen sammeln und weitergeben.
 
Natürlich soll das nicht als Ausrede herhalten. Weder ist es richtig, wenn es alle machen, noch ist es gut, weil wir uns bereits daran gewöhnen. Aber genau das ist die Krux. Praktische Smartphones, Online-Shops, die uns Empfehlungen geben und Smart-TVs, die mit Apps bestückt werden können und uns ähnliche Serien wie unsere Lieblingssendung zeigen, wollen wir heute gar nicht mehr missen. Wozu brauche ich ein iPhone oder den neuesten Samsung-Fernseher, wenn ich sie direkt vom Internet abkapsele und ihre Funktionen beschneide?
 
Die Sprachsteuerung, die nun Daten unverschlüsselt weitergibt, ist hier doch am Ende sogar das kleinste Problem. Die kann man erstens ausstellen und zweitens wird man sie nicht vermissen. Aber seien wir ehrlich: Samsung wird nun durchs Dorf getrieben und wir fühlen uns heimlich und weniger heimlich gut dabei, auch mal wieder auf einen Großen zu schimpfen. Aber unsere Samsungfernseher bringen wir nun trotzdem nicht zum Wertstoffhof. [Kommentar von Christoph Pech, Redaktion HDTV]

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7 Kommentare im Forum

  1. Datenschutz das ich nicht lache...Der funktioniert nur wenn der Bürger was wissen will dann heißt es Achtung Datenschutz.Ansonsten werden doch alle Daten fleißig getauscht.Denke da nur an die GEZ die wissen dank der Behörden schon das man umgezogen ist,da hatt man noch nicht mal alle Kartons ausgepackt......
  2. AW: Datenkrake Samsung? Ja, aber... Lustig ist immer im Zusammenhang mit Datenschutz, dass sich viele Leute fleissig über Lücken beim Datenschutz beschweren, dies dann aber via Facebook oder Twitter tun. Das hat doch was finde ich.....
  3. AW: Datenkrake Samsung? Ja, aber... Datenkrake Samsung? Ja, aber... Isch hab doch nücschts zu verbergen ...
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