Außenpolitik und Sport halten TV-Nachrichtenredaktionen auf Trab

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Berlin – Die Zeiten, in denen Nachrichtenredaktionen der TV-Sender im Sommer händeringend nach Themen suchten, sind endgültig vorbei.

„Seit dem 11. September 2001 gibt es eigentlich kein Sommerloch mehr“, sagt RTL-Nachrichtenchef Michael Wulf. Und auch ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann hält die berüchtigte Nachrichtenflaute in der parlamentarischen Sommerpause für „nicht mehr so prognostizierbar“. Und dann gibt es diesen Sommer ja auch noch die „Tour de France“, Olympia und den US-Wahlkampf.
 
Vor allem drohende Terroranschläge halten die Redaktionen in ständiger Alarmbereitschaft. RTL-Nachrichtenchef Wulf gab die Prämisse aus, dass bei schlimmen Ereignissen wie den Terroranschlägen von Madrid sein Team binnen fünf Minuten auf Sendung sein muss. Das gilt auch für die Urlaubszeit. Und für die mehrfach ausgezeichnete RTL-Korrespondentin Antonia Rados allemal. Sie wird noch bis Mitte Juli von der Machtübergabe in Bagdad und den Folgen berichten.
 
Zudem wird der Kölner Sender auch in diesem Jahr wieder mit politischen Sommerinterviews selbst für Nachrichten sorgen. Geplant sind Wulf zufolge bislang Gespräche mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und CDU-Chefin Angela Merkel.
 
Bei „tagesschau“ und „tagesthemen“ wird es zwar erfahrungsgemäß doch etwas ruhiger, wenn die Parlamentarier ab der zweiten Juli-Woche bis Anfang September das Weite suchen. Doch von überzogener Urlaubsstimmung ist von der Tann zufolge nichts zu spüren. „Von den Redakteuren werden nicht deutlich mehr im Urlaub sein als im Winter“, sagt er, „wir müssen ja aktionsfähig bleiben“. In Zeiten ständiger Terrordrohungen müsste die Redaktion strikt darauf achten, dass sie zu jedem Zeitpunkt „die ganze Maschine voll hochfahren können“.
 
ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sieht für seinen Sender statt eines Sommerlochs sogar einen „Sommerberg“ – nicht zuletzt dank der 1400 Stunden Olympia-Übertragung, die ARD und ZDF ankündigten. „Erst wenn das Ungeheuer von Lochness wieder in den Nachrichten auftaucht, haben wir ein Sommerloch“, sagt Brender. Aber von dem schottischen Fabeltier sei schon länger nichts mehr zu hören gewesen. Sollte es innenpolitisch dennoch mau werden, gehe der Blick automatisch stärker auf die Außenpolitik.
 
So hält es auch N24-Chefredakteur Peter Limbourg. „Angst vor dem Sommerloch habe ich nicht“, sagt er. Zwar gebe es erfahrungsgemäß Anfang August eine „tiefe Phase“, in der die innenpolitischen Protagonisten wenig von sich hören ließen. Aber durch die nach wie vor gespannte Krisensituation im Irak sei zu erwarten, dass die Nachrichten nicht ausgingen. Und da US-Außenminister George W. Bush auch in Deutschland „stark polarisiert“, werde der US-Wahlkampf bei N24 auch im Sommer Thema sein. [fp]

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