Das letzte Fernsehjahr vor RTL, Sat.1 und Co.: Die TV-Hits des Jahres 1983

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Chris (Mick Werup, r.) lernt bei einer Ralley Tina (Marion Kracht, l.) kennen, die als Beifahrerin eingesprungen ist.

Vor 40 Jahren schlug die erste Stunde der Privaten: „Ich heirate eine Familie“, „Diese Drombuschs“, „Monaco Franze“, „Formel Eins“, „Nesthäkchen“: Einige unvergessene Serien und Shows starteten 1983 – in Deutschlands letztem Jahr ohne Privatfernsehen.

Wenn Anfang 2024 das Privatfernsehen in Deutschland 40 Jahre alt wird, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Monate vor dem 1. Januar 1984 die letzten ohne kommerzielles TV in der Bundesrepublik waren. 1983 ist das letzte Jahr ohne Sat.1 und RTL gewesen. Es war das Jahr, in dem US-Serien wie „Denver-Clan„, „Falcon Crest„, „Hart aber herzlich“ und „Ein Colt für alle Fälle“ nach Deutschland kamen oder in dem Jahrhundertwende-Serien wie „Der Trotzkopf“ mit Anja Schüte als widerspenstigem Mädchen oder auch die Ruhrgebietssaga „Rote Erde“ auf den Bildschirmen erschienen.

"Falcon Crest" bei RTL+
„Falcon Crest“ gibt es bei RTL+. Bild: RTL / © Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein Überblick über deutsche TV-Klassiker der Öffentlich-Rechtlichen ARD und ZDF des Jahres ’83 – von „Formel Eins“ über „Ich heirate eine Familie“ und „Monaco Franze“ bis „Diese Drombuschs“:

„Formel Eins“:

Eine legendäre Musikvideosendung mit mehr als 300 Folgen zwischen 1983 und 1990 – zunächst in den Dritten Programmen der ARD, ab 1988 samstags nachmittags im Ersten. Die Popshow mit Clips und hohem Coolness-Faktor (Premiere am 5. April ’83) war Kult bei Jugendlichen der 80er Jahre. Peter Illmann (heute 64) war der erste Moderator, es folgten Ingolf Lück (65), Stefanie Tücking (mit 56 im Jahr 2018 gestorben) sowie Kai Böcking (59). Später gab es Wiederbelebungs- und Retroausgaben etwa beim Privatsender Kabel eins, wo zuletzt auch eine Jubiläumssendung lief.

Ich heirate eine Familie

„Ich heirate eine Familie“:

Familienserie nach Drehbüchern von Curth Flatow unter der Regie von Peter Weck. Werner Schumann (Weck) ist Junggeselle in Berlin, bis er die dreifache und geschiedene Mutter Angi (Thekla Carola Wied) trifft und sich Hals über Kopf verliebt. Die beiden heiraten und werden zu einer der ersten deutschen TV-Patchwork-Familien. Premiere war am 2. November ’83 – 14 Folgen (darunter drei Langfolgen, so dass auch 17 gezählt werden können) werden bis 1986 gedreht. Kult ist das befreundete und betuchte Ehepaar Alfons und Bille (Herbert Bötticher und Maria Sebaldt). Als sie einmal im Restaurant sitzen und Alfons (mal wieder) einer jungen Frau hinterherschaut, weist ihn Sybille empört zurecht. „Ich freue mich auch, wenn ich mal was Schönes sehe“, murrt Alfons. „Dann guck mich an“, erwidert Bille, „mehr Schönheit steht dir nicht zu.“

„Musikantenstadl“:

Volksmusik-Samstagabendshow, die seit 1981 in Österreich produziert wurde und ab April ’83 auch in Deutschland ausgestrahlt wurde. Aus heutiger Sicht war der langjährige Moderator Karl Moik (1938-2015), der später vom jüngeren Andy Borg abgelöst wurde, was Moik verärgerte, eine Art Vorgänger von Florian Silbereisen. Die Schunkel- und Mitklatsch-Show reiste auch (international) rum, 1988 zum Beispiel sogar nach Moskau.

„Monaco Franze – Der ewige Stenz“:

Kultserie von Helmut Dietl. Der „Monaco Franze“ ist ein Hallodri – die Hauptfigur wird unnachahmlich gespielt von Helmut Fischer. Die erste Folge lief am 2. März ’83 im Ersten. Während Ruth Maria Kubitschek als elegante Annette von Soettingen für Antiquitäten, Kunst und Oper schwärmt, locken ihren Gatten amouröse Abenteuer. Zehn Folgen voller Leichtigkeit und einem ganz besonderen Lebensgefühl im München der 80er Jahre.

Szene aus Monaco Franze
Foto: Balance Film/BR

„Unsere schönsten Jahre“: ZDF-Vorabendserie von Franz Geiger. Die Hauptrollen spielten Uschi Glas und der in diesem Jahr gestorbene Elmar Wepper. Premiere war am 1. September ’83. Auch in dieser Serie, in der die Verkäuferin Elfi und der Tischlermeister Raimund schließlich zusammenkommen, mimte Helmut Fischer – wie schon in „Monaco Franze“ – einen Münchner Vorstadt-Casanova.

„Nesthäkchen“: Die fünfte der klassischen ZDF-Weihnachtsserien nach „Timm Thaler“ (1979), „Madita“ (1980), „Silas“ (1981) und „Jack Holborn“ (1982). Die sechs Folgen liefen vom 25. bis 30. Dezember ’83 erstmals im TV. Spätere Weihnachtskinderserien waren dann etwa „Patrik Pacard“ (1984) und „Anna“ (1987). „Nesthäkchen“ – nach einer Vorlage der von den Nazis in Auschwitz ermordeten Schriftstellerin Else Ury – handelt von der kleinen Arzttochter Annemarie Braun (als Sechsjährige Kathrin Toboll; als Zehnjährige dann Anja Bayer). Sie wächst in Charlottenburg (heute Berlin) während der Kaiserzeit auf. Das Mädchen wird kurz vor dem Ersten Weltkrieg wegen Scharlachs für eine Kur auf die Nordsee-Insel Amrum geschickt.

Diese Drombuschs © ZDF/Gyula Trebitsch Prod. GmbH
© ZDF/Gyula Trebitsch Prod. GmbH

„Diese Drombuschs“: Familienserie von Robert Stromberger, quotenmäßig eine der erfolgreichsten deutschen Serien überhaupt. Die erste Folge lief Weihnachten ’83. Vera (Witta Pohl), eigentlich Krankenschwester, und Siegfried Drombusch (Hans-Peter Korff) führen in Darmstadt ein Antiquitätengeschäft. Bis 1994 gibt es 39 Folgen über den Alltag und die Schicksalsschläge bei einer von den Zuschauern wohl als ziemlich normal wahrgenommenen Familie. Günter Strack spielte Onkel Ludwig. Die spätere Witwe Vera bleibt in Erinnerung als oft enttäuscht-vorwurfsvolle Mutter mit langen Moralpredigten.

[Gregor Tholl]

Bildquelle:

  • df-ich-heirate-eine-familie: ZDF
  • df-monaco-franze: BR
  • df-diese-drombuschs: ZDF
  • Diese Drombuschs I/II: ZDF

6 Kommentare im Forum

  1. Ausser "Unsere schönsten Jahre" und naja Musikantenstadl fand ich das alles sehr gut, besonders natürlich Colt Seavers! 1983 müsste es auch zum ersten Mal den Jahresrückblick mit Frank Elstner gegeben haben, "Menschen'82". Damals erst am Sa, 08. Januar 1983.
  2. Im HEIMATKANAL läuft "Ich heirate eine Familie" auch schon eine Weile. Ich finde die Serie auch mal ganz schön anzusehen.
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