ZDF-Drama „24 Wochen“: Abtreibung oder nicht?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Wenn ein Paar erfährt, dass sein Kind mit schweren Behinderungen zur Welt kommen wird, muss eine Entscheidung fallen. Und die ist schwer.

Der 20.15-Uhr-Termin am Montagabend gehört im ZDF fast immer eigenproduzierten Dramen oder Krimis. Am vergangenen Montag stand zum Beispiel auf dem Sendeplatz die zweite Folge des historischen Dreiteilers „Ku’damm 59“ – jetzt macht das ZDF am Montag (26. März) um 20.15 Uhr eine Ausnahme und präsentiert den Kinofilm „24 Wochen“, der 2016 in die Lichtspielhäuser kam und beim Deutschen Filmpreis 2017 den Filmpreis in Silber erhielt sowie unter anderem in der Kategorie „beste weibliche Hauptdarstellerin“ nominiert war.

Astrid (Julia Jentsch) freut sich auf ihr zweites Kind. Die beim Publikum beliebte Komödiantin und ihr Partner Markus (Bjarne Mädel), der auch ihr Manager ist, sind sich sicher, dass ihr Leben nun noch schöner wird. Dementsprechend groß ist der Schock, als bei dem Ungeborenen das Down-Syndrom, auch bekannt als Trisomie 21, festgestellt wird. Doch das Paar möchte sich und dem Kind alle Chancen geben. Nach ausführlicher Beratung und intensivem Nachdenken entschließen sie sich für die Geburt.
 
Bis hierhin strahlt die Erzählung eine große Wahrhaftigkeit aus. Regisseurin Anne Zohra Berrached und ihr Drehbuchmitautor Carl Gerber zeigen in oft dokumentarisch anmutender Direktheit die komplizierte und verantwortungsbewusste Suche der werdenden Eltern nach der für sie und ihr noch ungeborenes Kind richtigen Entscheidung. Das ist einfühlsam und nachvollziehbar erzählt. Leider bleibt es nicht dabei.
 
Im weiteren Verlauf wird die Geschichte unnötigerweise zugespitzt: Bei dem Fötus wird zusätzlich ein schwerer Herzfehler diagnostiziert. Wenn überhaupt, könnte das Kind nur nach mehreren Operationen bald nach der Geburt überleben. Astrid, bereits im sechsten Monat schwanger, kann laut Gesetz eine so genannte Spätabtreibung vornehmen lassen. Aber will sie das? Die Gespräche mit Markus, mit ihrer Mutter und anderen helfen ihr nicht. Sie muss sich ganz allein entscheiden. Das fällt ihr verständlicherweise unsagbar schwer. Doch dann fasst sie einen Entschluss und geht damit sogar an die Öffentlichkeit.
 
Der Film hat seine stärksten Momente, wenn die Kamera ruhig an Astrids und Markus‘ Seite ist, ihre Sorgen spiegelt, Zweifel, Ängste. Mit kleinsten Mitteln porträtiert Julia Jentsch („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) glaubwürdig und berührend eine Frau in tiefster Erschütterung. Bjarne Mädel, bekannt aus der Comedyserie „Der Tatortreiniger“ (NDR), aus der ARD-Serie „Mord mit Aussicht“ oder auch als Partner von Christoph Maria Herbst in der Sitcom „Stromberg“, agiert an ihrer Seite ebenfalls überaus sensibel.
 
Nachhaltig wirken neben dem Spiel von Jentsch und Mädel nun einige Momente um medizinische Vorgänge. Zum Beispiel wird geradezu brutal genau gezeigt, was es heißt, wenn ein Neugeborenes operiert werden muss. Manche Augenblicke sind für sensible Zuschauer sicherlich eine Zumutung. Besonders schwer zu ertragen sind jene Szenen, in denen detailliert vorgeführt wird, wie eine Spätabtreibung abläuft, was sie für die Schwangere und für das Ungeborene bedeutet.

[dpa]

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