„Get Out“: Horror-Hit mit Hirn und Botschaft

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Aus wenigen Mitteln maximalen Erfolg erzielen ist das Markenzeichen von Produzent Jason Blum. Dieses Konzept geht auch beim Horror-Film „Get Out“ auf, der schwarze Komödie mit politischer Botschaft mischt und damit bei Publikum wie Kritik ankommt.

Jeder in Hollywood sucht nach der Antwort auf ein Geheimnis, aber Jason Blum kennt es: Kein Produzent der Traumfabrik versteht es besser, Geld für kleine Filme zu organisieren, die dann zu Riesenhits werden. Auch wenn sein Name oft nur Insidern etwas sagt, so steckt der 48-Jährige hinter der immens erfolgreichen „Paranormal Activity“-Reihe genauso wie hinter dem von Kritikern gehassten, aber kommerziell erfolgreichen „Boy Next Door“ mit Jennifer Lopez. Sein neuester Film hat in den USA nun beides zusammengebracht: riesigen kommerziellen Erfolg und ausschließlich Liebe der Kritiker. Dabei klingt „Get Out“ zunächst einmal schwer verdaulich, denn das Werk ist eine sozialkritische Horrorkomödie gegen Rassismus.
 
Viel im Inhalt soll an dieser Stelle nicht verraten werden, ein überdeutlicher Trailer hat ohnehin schon zu viel vorweggenommen. Nur so viel: Erzählt wird die Geschichte von Chris und seiner Freundin Rose. Sie ist weiß, er schwarz. Sie will ihn bei einem Wochenendausflug ihren Eltern vorstellen. Er ist nervös, weil die noch nichts von seiner Hautfarbe wissen und er die Vorurteile der weißen Vorstadt-Oberschicht fürchtet – schließlich stößt er aber auf geheimnisvolle Aktivitäten, die seine Vorstellungskraft bei weitem übersteigen und ihn in Gefahr bringen.

Würde dieser Plot mit ausschließlich weißen Schauspielern erzählt, fehlte viel von dessen Durchschlagskraft. So aber gerät schon der Kontakt mit der Polizei auf dem Hinweg zur Belastungsprobe, als Chris nach einem kleinen Unfall nach seinem Führerschein gefragt wird, obwohl Rose am Steuer saß. Die Tatsache, dass die Zuschauer bei jeder Interaktion einen rassistischen Subtext mitdenken, macht den Film von Autor und Regisseur Jordan Peele zum faszinierenden politischen Kommentar.
 
Ihm sei klar, dass Farbige den Film anders sähen als Weiße, meinte der schwarze Peele im Gespräch mit dem US-Radiosender NPR. „Es war wichtig für mich, dem gesamten Publikum einige der Ängste zu zeigen, die man in diesem Land hat, wenn man schwarz ist“, sagte er dazu. „Dazu zählt in diesem Land – und ich glaube, das ist in jeder Minderheit so – die Erfahrung, dass man dauernd gesagt bekommt, man würde Rassismus sehen, wo schlicht gar kein Rassismus sei.“
 
Peele spielt exzellent mit diesem Ausmalen extremer Wendungen, die vielleicht doch nicht eintreten. Das Horrorgenre passt damit so gut zum Thema Alltagsrassismus, dass man sich als Zuschauer wundert, warum es filmisch nicht schon viel häufiger aufgegriffen wurde.
 

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Doch auch, wer keine Lust auf Sozialkritik hat, erlebt überzeugende 103 Minuten: Die Horrorschrauben im Familienanwesen der Armitages werden nach und nach souverän festgezurrt. Die Schauspieler rund um Daniel Kaluuya (Reggie in „Sicario“) und Allison Williams (Marnie aus der Fernsehserie „Girls“) arbeiten auf den Punkt und einige bitterböse Pointen bringen eine gut dosierte Portion schwarzen Humor.
 
Und so zeigen sich auch in „Get Out“ die drei Erfolgsregeln von Produzent Blum, die er ebenfalls dem Radiosender NPR verraten hat: Nicht zu viele Sprechrollen – „Wenn ein Statist redet, sind das 400 Dollar mehr“, erklärt er. Nicht zu viele Drehorte – „Am besten ist, wenn alles in einem Haus spielt.“ Und schließlich: „Zahlt allen Beteiligten so wenig wie nur irgend möglich. Gebt ihnen stattdessen Anteile an den Kinoverkäufen.“
 
Dass sich das lohnt, hatte auch der Regisseur einer anderen Blum-Produktion erlebt: Von den weltweit etwa 52 Millionen Dollar Einspielergebnis von „Boy Next Door“ erhielt Regisseur Rob Cohen rund 1,5 Millionen Dollar, sagte er NPR. Und „Get Out“ hat bei Produktionskosten von 4,5 Millionen Dollar allein in den USA bislang mehr als 170 Millionen Dollar eingenommen.Kinokritiken im Überblick
[Christian Fahrenbach/buhl]

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