Boris Becker Doku bei Apple TV+: Wie ein Italo-Western

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Boris Becker
Foto: Apple TV+

Apple TV+ zeigt eine neue Doku über Boris Becker. Darin kommt die Tennislegende selbst zu Wort. Seine Botschaft? Jeder macht mal Fehler.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Noch im November saß Boris Becker wegen Insolvenzstraftaten in einem Gefängnis in England ein. Nur ein Vierteljahr später, im Februar dieses Jahres, war die Tennislegende schon neben anderen Weltstars im Blitzlichtgewitter des Filmfestivals Berlinale zu sehen. Anlass war die Aufführung der Doku „Boom! Boom! – The World vs. Boris Becker“. Regisseur Alex Gibney hat einen Film über die Höhen und Tiefen von Beckers Lebens gedreht. Er ist ab 7. April auf Apple TV+ verfügbar.

Für den Zweiteiler hat Gibney den Tennisstar 2019 interviewt. Und 2022, wenige Tage vor dessen Verurteilung in London zu zweieinhalb Jahren Haft. Laut Urteil hatte er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Im Dezember war der Ex-Tennisstar nach 231 Tagen hinter Gittern freigekommen.

Boris Becker Apple TV+
Foto: Apple TV+

Nichts Neues aus dem Leben von Boris Becker?

Wie konnte es zu diesem Tiefpunkt kommen? Beim Versuch, darauf Antworten zu finden, lässt die Doku noch einmal viele Stationen von Beckers Karriereaufstieg Revue passieren – und gibt vor allem seiner Sicht viel Raum. Was Becker zu sagen hat, ist nicht neu, in der Vergangenheit wurde es oft erzählt.

Es ist die Geschichte eines tennisverrückten Kindes, das mit 17 als jüngster Champion aller Zeiten die Trophäe in Wimbledon in den Händen hält. Becker wird zum Volkshelden, zum Teenager-Idol, das dem Tennissport in Deutschland zu einer nie da gewesenen Blüte verhilft.

Die Medien stürzen sich auf ihn, aus Boris Becker wird „Bum Bum Boris!“, das „Bobbele“. Aus dem Boulevard erfährt er, was Auflage macht: „Adolf Hitler, Deutsche Einheit, Boris Becker“, sagt er im Film. Ein Hype, dem Becker ausgesetzt ist, und mit dem er nicht klarkommt. Vor allem dann nicht, wenn die Erfolge ausbleiben. Immer wieder spricht er im Film über fehlende Eigenständigkeit und den Kampf, diese zu erlangen. Und über den Druck, der auf ihm lastete, und der ihn letztlich in die Sucht nach Schlaftabletten treibt.

„Boom! Boom! – The World vs. Boris Becker“ (Weltpremiere auf der Berlinale) ist ein eindrückliches Porträt des Ausnahmetalents, das es mit eiserner Willensstärke immer wieder schafft, nach Niederlagen aufzustehen. Eine Eigenschaft, die ihm auch nach seiner Zeit als aktiver Profi zugute gekommen sei. „Mein Leben als Tennisspieler hat mich auf meine Zeit im Gefängnis vorbereitet“, so Becker. „Das einzige, was dich in einem Endspiel auf dem Tennisplatz in Wimbledon rettet, ist deine Einstellung.“ Das Leben im Gefängnis sei dem sehr ähnlich. „Du weißt nie, was morgen um die Ecke kommt.“

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Angereichert mit Western-Elementen

Der Film wird über weite Strecken erzählt wie ein Italo-Western. Oscar-Gewinner Alex Gibney („Taxi zur Hölle“) inszeniert viele der gezeigten Tennisspiele als Shoot out, Gegner werden wie mit Steckbrief vorgestellt, zum Duell laufen die dramatischen Klänge von Ennio Morricones „L’arena“. Der zeitweise zähe Film dürfte vor allem Tennisfans bis zum Ende fesseln.

Neben Becker kommen auch Weggefährten zu Wort, wie Beckers ehemaliger Manager Ion Țiriac oder die Ex-Profispieler Björn Borg und John McEnroe. Es rührt, wie die gealterten Tennisstars mit gegenseitigem Respekt voneinander sprechen, sich analysieren – und es amüsiert, wenn sie auch mal liebevoll übereinander herziehen.

Eine der besten Stellen im Film ist, wenn McEnroe von einem Match gegen Becker 1989 erzählt und ihm vorwirft, jahrelang bei Spielen künstlich gehustet zu haben, um seine Gegner zu irritieren. In dem Spiel fing McEnroe dann an, Becker zu imitieren.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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