„Mood“ bei ZDFneo: Einblick in eine Ich-bezogene Generation

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Lara Peake in
Foto: ZDF/ Natalie Seery

Eine junge Frau träumt in „Mood“ vom großen Erfolg. Dabei steht sie sich aber häufig selbst im Weg. Die Mini-Serie auf ZDFneo zeigt eine gnadenlos ich-bezogene Generation.

Sie träumt von einer großen Karriere: Sasha Clayton (Nicôle Lecky) ist 25, hat viele dunkle Locken und sieht sich bereits als Sängerin und Rapperin. Doch bislang reicht ihr Gesang nur für das eigene Schlafzimmer. Ansonsten hängt sie ab, raucht Gras und stalkt ihren Ex-Freund im Netz. Mit ihren Eltern streitet sie so lange herum, bis sie eines Tages aus dem Haus geworfen wird. Und ohne Geld und sonstige Unterstützung ist eine Karriere im Musikbusiness schwierig. Zu sehen ist das in der sechsteiligen britischen Musik-Dramaserie „Mood“ am Freitag ab 22.00 Uhr auf ZDFneo.

Erst kommt Sasha bei dem psychisch labilen Dealer Saleem (Mohamed Moses Dalmar) unter, dann zieht sie bei dem egozentrischen Partygirl Carly (Lara Peake) ein, das sich als Escort-Girl und Influencerin finanziell unabhängig gemacht hat. Von ihr wird Sasha in die Welt der Social-Media-Influencer eingeführt. Doch ihre neue, allzu glänzende Online-Präsenz verträgt sich kaum mit ihrem langgehegten Traum, eine große Sängerin zu werden, wie Sasha schon bald feststellen muss.

Das liegt vor allem daran, dass sie an die falschen Leute gerät, viel zu naiv ist und es mit der Realität nicht allzu genau nimmt. So veralbert sie so ziemlich jeden, der ihr vor die Nase läuft – insbesondere ihren überkorrekten Stiefvater, dem sie vor der ganzen Familie üble Beschimpfungen an den Kopf wirft. Aber auch eine Polizistin bekommt ihr Fett weg, da sie annimmt, das SMS-Kürzel „omw“ bedeute „on my way“ („Bin schon unterwegs“) – doch Sasha klärt sie umgehend auf: Das heiße natürlich „Oh Mann, wirklich!“. Ist ja klar.

Szene aus "mood"
Foto: ZDF/ Natalie Seery

„Mood“ schaut auf die Influencer-Welt

Regisseurin Dawn Shadforth (49) hat sich bislang vor allem durch Musikvideos für Künstlerinnen und Künstler wie Kylie Minogue einen Namen gemacht. Mit ihrer Serie wendet sie sich eindeutig an ein sehr junges Publikum und setzt auf freche Dialoge, in denen manchmal sogar etwas Lebensklugheit steckt. Ansonsten gibt es viel Rapmusik, oberflächliches Geschwätz und reichlich verwackelte Aufnahmen mit der Handy-Kamera. Überhaupt kommt kaum eine Szene ohne ein Handy aus, und die Sprache ist meist derb und direkt. Hier wird eine gnadenlos ich-bezogene Generation präsentiert, der alles zuzufliegen scheint – dabei geht es doch nur um die Anzahl der Follower auf ihren Influencer-Profilen, das richtige Outfit. Und es geht natürlich um die „Mood“, die richtige Stimmung und den schönen Schein.

Nicôle Lecky (33, „West 10 LDN“, „The Moor Girl“) fungiert hier auch als Autorin und spielt ihre Figur der aufstrebenden Sängerin sehr glaubhaft. Singen kann sie natürlich auch, was in vielen eingestreuten Video-Clips deutlich wird. Sie muss sich in ihrer Rolle nicht nur verdrängten Ängsten der Vergangenheit stellen, sondern auch aufpassen, daß sie als Sasha nicht in einen Strudel aus Escort-Eskapaden und Geldgier gerät und das ehrgeizige Ziel, eine anerkannte Sängerin und Songschreiberin zu werden, aus den Augen verliert. Ganz sicher ist das nämlich nicht.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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