Nach monatelangen Verschiebungen läutet der Telekommunikations-Riese an diesem Donnerstag seine IPTV-Offensive ein. Die neue Plattform Vodafone TV lockt neben hochauflösenden Privatsendern auch mit einem innovativen Hybrid-Receiver.
Zum offiziellen Start bietet Vodafone das Komplettangebot je nach Verfügbarkeit vor Ort mit bis zu 16 Megabit schnellem Internetanschluss, kombinierter DSL- und Telefonflatrate sowie dem Basis-TV-Paket mit 50 Sendern in Standardauflösung und zwölf HDTV-Kanälen, zu denen auch ARD und ZDF gehören, für insgesamt 39,95 Euro monatlich an. Das bestätigte das Unternehmen am Mittwoch. Für bestehende Vodafone DSL-Pakete kostet der Zugang zum TV-Basisangebot zusätzlich zehn Euro monatlich.
Bereitgestellt werden ferner aufpreispflichtige Premiumpakete aus den Sparten Film, Serien, Kinder und Dokumentation, die jeweils an den kostenlosen Abruf ausgewählter, thematisch passender Video-on-Demand-Inhalte gekoppelt sind, sowie Auslandspakete unter anderem in türkischer, polnischer und russischer Sprache. Die Mindestvertragslaufzeit für Vodafone TV beläuft sich auf 24 Monate.Vodafone TV Center: Hybrid-Receiver für IPTV, Kabel und Satellit
Technisches Herzstück ist das sogenannte Vodafone TV Center. Dabei handelt es sich um einen HD-Receiver, der nicht nur über Internet TV-Signale empfangen kann, sondern zusätzlich auch analoges Kabelfernsehen und digitale Satellitensignale auf den Bildschirm bringt. Dabei soll automatisch das beste verfügbare Signal ausgewählt werden. Die Gerätemiete ist in der Grundgebühr enthalten. Über den Receiver lässt sich auch über eine Auswahl von Video-on-Demand-Angeboten, die „Vodafone Videothek“, zugreifen. Im Endausbau werden rund 3 000 Spielfilme, Serienfolgen sowie Dokumentationen, Sport, Musik, Erotik und Kinderprogramme versprochen.
Die 320 GB große Festplatte des TV Center erlaubt zeitversetztes Fernsehen und die Archivierung von bis zu 140 Stunden Fernsehen. Ein EPG mit 14 Tagen Vorlauf erleichtert die Programmübersicht. Auch für die Wiedergabe von 3D-Inhalten ist die Box gerüstet. Zum Start stehen nach bisherigem Kenntnisstand allerdings noch keine stereoskopischen Programmangebote zur Verfügung. Zuschauer mit großer Musik- und Videosammlung werden die Unterstützung des DLNA-Standards zu schätzen wissen, der das Abholen von Multimedia-Dateien am PC oder anderen Endgeräten unterstützt.
Für die Nutzung der Basisfunktionen von Vodafone TV soll bereits eine Bandbreite von zwei Megabit ausreichend sein. Für den Empfang von Live-Fernsehen empfiehlt das Unternehmen jedoch mindestens fünf Megabit, für HDTV-Inhalte steigt die Mindestanforderung auf 10 MBit/s. Die Buchung kann sowohl online als auch in den Vodafone-Shops erfolgen. Vor dem offiziellen Vermarktungsstart werden allerdings lediglich Vormerkungen entgegengenommen.RTL, Pro Sieben Sat 1 und Sport 1 mit HD-Sendern an Bord
An Bord sind auch die Privatsender-Gruppen Pro Sieben Sat 1 und RTL, die am Mittwoch die Verbreitung sämtliche Free- und Pay-TV-Sender sowie hochauflösender Varianten bestätigt haben. Pro Sieben Sat 1 stellt die SD-Varianten der Free-TV-Sender Sat 1, Pro Sieben, Kabel Eins, 9 Live und Sixx sowie die Pay-TV-Ableger Sat 1 Comedy und Kabel Eins Classics zur Verfügung. Hinzu stoßen Sat 1 HD, Pro Sieben HD und Kabel Eins HD.
Nahezu zeitgleich gab auch die Mediengruppe RTL Deutschland ein Abkommen mit Vodafone bekannt. Hier stehen neben den Free-TV-Sendern RTL, Vox, RTL 2, Super RTL und dem Nachrichtensender N-TV die Bezahlvarianten RTL Crime, Passion und RTL Living bereit. Hochauflösend kommen RTL HD und Vox HD hinzu. Warum der ebenfalls hochauflösend verfügbare RTL-2-Ableger in der Liste der bereitgestellten Kanäle fehlt, blieb zunächst offen. Sport 1 steuert neben seinem Hauptprogramm ebenfalls den Ableger Sport1 HD bei.
Eine Kröte gab man den Vodafone-Kunden allerdings mit auf den Weg: Um das werbefinanzierte Geschäftsmodells der Free-TV-Sender nicht zu gefährden, sei eine Aufzeichnung der HDTV-Kanäle wie auch bei der Satellitenplattform HD Plus beim Empfang über CI-Plus-Module zunächst nicht möglich. Ziel sei es, zukünftig „attraktive Formen der zeitversetzten Nutzung der HDTV- und der SDTV-Kanäle anzubieten, bei denen die Nutzung der Werbung messbar und damit vermarktbar bleibt“, hieß es ohne weitere Details.
Mit Vodafone TV nimmt das Unternehmen einen neuen Anlauf, um dem Marktführer Deutsche Telekom Paroli zu bieten. Im August 2009 hatte der Vorgänger Arcor einen ersten Versuch wegen wirtschaftlicher Erfolglosigkeit abgebrochen. Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin hatte Vodafone im vergangenen Herbst einen Neustart zum Weihnachtsgeschäft 2010 in Aussicht gestellt, der sich jedoch aufgrund technischer Schwierigkeiten verzögert hatte (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Update 17.36 Uhr: Informationen zur Preisgestaltung im ersten Absatz auf Basis der offiziellen Vodafone-Pressemitteilung neu gefasst[ar]
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