Produzentenverbände fordern Verhaltenskodex für ARD und ZDF

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Vier unabhängige Produzentenverbände aus Deutschland fordern einen neuen Verhaltenskodex für ARD und ZDF. Diese würden Produktionsaufträge bevorzugt an eigene Tochterunternehmen vergeben und somit dauerhaft die Existenz unabhängiger Produktionsfirmen gefährden. Insgesamt 180 Tochterunternehmen würden beide Rundfunkanstalten laut KEF unterhalten.

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten stehen bereits seit längerem in der Kritik, bei der Vergabe von Produktionsaufträgen ihre eigenen Tochterunternehmen im Vergleich zu unabhängigen Produktionsfirmen zu bevorzugen. Aus Sicht unabhängiger Produzenten bedrohe diese Marktsituation die Existenz vieler Unternehmen und gefährde Vielfalt und Qualität der deutschen Produktionslandschaft. Die vier unabhängigen Produzentenverbände AG Dokumentarfilm (AG DOK), der Film & Fernsehproduzentenverband NRW, der Verband Deutscher Filmproduzenten und der VFFVmedia/Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft haben deshalb am Samstag einen Entwurf für einen neuen Verhaltenskodex vorgelegt, der den Umgang von ARD und ZDF mit den eigenen Tochtergesellschaften und den unabhängigen Produzenten regeln soll.

Nach eigenen Angaben wollen die Verbände mit dem Verhaltenskodex die Anforderungen der EU und des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags zur Marktkonformität der öffentlich-rechtlichen Produktionstöchter umsetzen. Der Kodex orientiere sich dabei am so genannten „Code of Practice“ der BBC aus Großbritannien und sei an die hiesigen Anforderungen angepasst worden.
 
Laut den Produzentenverbänden sei der Erhalt „unterschiedlicher inhaltlicher, publizistischer und künstlerischer Handschriften“ unabdingbar für die Funktionsfähigkeit einer Medien-Demokratie. Eine Verdrängung der unabhängigen Produktionswirtschaft durch Tochterunternehmen der Sender könne deshalb auf Dauer nicht ohne Auswirkungen auf die Qualität bleiben.
 
Schon seit längerem kritisieren die unabhängigen Produzenten, dass ARD und ZDF ihr Netz sendereigener Unternehmen immer weiter ausbauen. So hätte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) in ihrem letzten Bericht insgesamt 180 Tochterunternehmen beider Sender gezählt (150 der ARD, neun des ZDF und 21 von ARD und ZDF). Diese Unternehmen würden dabei einen jährlichen Umsatz von über 1,6 Milliarden Euro erwirtschaften, dabei erschließe sich jedoch in vielen Fällen nicht, welche Geschäfte die einzelnen Töchter betreiben.
 
Der jetzt vorgestellte Verhaltenskodex beinhaltet Modalitäten der Programmauswahl und einen verbindlichen Ablaufplan für die jeweiligen Verhandlungen hin bis zu einer endgültigen Auftragsvergabe. Zusätzlich enthält der Verhaltenskodex „Regelungsvorschläge zur Projektentwicklung, eine Definition der im Produktionsfall erworbenen Rechte, deren Vergütung, Dauer und Exklusivität sowie inhaltliche und organisatorische Vorkehrungen, die für die Prüfung, Überwachung und Gewährleistung der Einhaltung des Verhaltenskodex notwendig sind.“
 
Über den Kodex hinaus, werden die Medienpolitiker dazu aufgefordert, sich für Maßnahmen einzusetzen, welche die Forderungen der unabhängigen Produzentenverbände unterstützen. Gefordert wird dabei unter anderem ein jährlicher Bericht, in dem die öffentlich-rechtlichen Sender auflisten müssen, welche Verträge an welche Firmen vergeben wurden. Zudem sollten ARD und ZDF die Auftragsvergabe an Tochterunternehmen perspektivisch auf ein Maximum von 10 Prozent beschränken. Zudem sollte die KEF stärker als bisher die Verwendung der Gelder für Auftragsproduktionen überwachen. [ps]

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