VÖP: Wrabetz will ORF stärker kommerzialisieren

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Verband Österreichischer Privatsender hat in einem offenen Brief vom Donnerstag den eingeschlagenen Kurs von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz kritisiert. Der ORF-Intendant wolle die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt kommerzialisieren.

Der VÖP forderte in dem Schreiben an den Stiftungsrat, dass dieser die Neubestellung des Generaldirektors, für die der amtierende ORF-Chef der einzige Kandidat mit Erfolgschancen ist, an inhaltliche Vorgaben knüpfe.
 
Damit soll sichergestellte werden, „dass in Zukunft die Vorgaben des Programmauftrags umgesetzt werden“. Besonderen Wert soll nach Ansicht der Privatsender auf „ein angemessenes Verhältnis von Information, Kultur, Unterhaltung und Sport“ sowie die Unverwechselbarkeit des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks in Inhalt und Auftritt gelegt werden. Darüber hinaus soll die „Kommerzialisierung der TVthek dauerhaft ausgeschlossen werden“.
 
Der VÖP kritisierte das Wrabetz mit seinem Vorgehen gegen diese Ziele verstoße. Als Beispiel führt der Verband der Privatsender eine im April 2009 verabschiedete Resolution des Stiftungsrats an, in der gefordert wird, „die Weiterentwicklung der Positionierung von ORF 1 zu konkretisieren“.Ziel sei es gewesen, „die Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit dieses Programms zu erhöhen“.

Die bestehende Geschäftsführung sei an diesem Ziel „geradezu exemplarisch gescheitert“. Einerseits seien die Vollprogramme des ORF laut einer Programmanalyse im Auftrag der Rundfunk- und Telekom Regulierungsbehörde „von einem übermäßig hohen Unterhaltungsanteil geprägt“. Der Informationsanteil in ORF eins sei sogar geringer als in allen untersuchten „kommerziellen“ Privatsendern. Andererseits verliere der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch „gezielte – zum Teil zeitgleiche – Gegenprogrammierung von meist amerikanischen Filmen und Serien“ seine Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit. Die sinkenden Marktanteil von ORF eins würden zu dem zeigen, dass diese Strategie nicht erfolgreich sei.
 
Darüber hinaus kritisierte der VÖP Wrabetz‘ „Kampf um die Jungen“, der in den Augen des Verbandes das Ergebnis „eines grundfalschen Verständnisses des öffentlich-rechtlichen Auftrags“ ist und der Versuch sei die Privatsender „beim Ausmaß der ‚Kommerzialisierung‘ noch zu übertreffen“. Nur deshalb würden die ORF-Programme überhaupt in direkter Konkurrenz mit den Privaten stehen.
 
Vor allem stößt dem Verband neben den Erwägungen die ORF-Mediathek TVthek kommerziell zu vermarkten, die Forderung des derzeitigen Generaldirektors auf, das duale Rundfunksystem im Hinblick auf die „essentielle Beschränkungen des ORF in der kommerziellen Kommunikation ‚kritisch zu hinterfragen'“.
 
Der VÖP zieht daraus den Schluss, dass Alexander Wrabtz die zentrale Herausforderung der Optimierung der Positionierung, des Senderprofils und der Gesamtanmutung „durch eine noch stärkere Kommerzialisierung“ erreichen will. Damit steht für den Verband das „Bewerbungskonzept letztlich in diametralem Widerspruch zu den vom Stiftungsrat bereits vor mehr als zwei Jahren beschlossenen Vorgaben“.
 
Sollte der amtierende ORF-Intendant den eingeschlagenen Kurs fortführen, werde der VÖP den Zustand „vor allem im Sinne der Gebührenzahler“ hinnehmen können, hieß es in dem Schreiben weiter. Daher fordert der Verband den Stiftungsrat auf, die Wiederbestellung von Wrabetz an „durch geeignete Weisungen“ zu binden.
 
Am Donnerstag hatte die Vorsitzende des Stiftungsrats, Brigitte Kulovits-Rupp, mitgeteilt, dass bis zum Ablauf der Nachnominierungsfrist  um 12 Uhr keiner der 35 ORF-Stiftungsräte einen weiteren Kandidaten benannt habe. ORF-Intendant Alexander Wrabtz gilt somit als einziger Kandidat für den Posten des Generaldirektors. [js]

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