Remagen – Im Streit um die Lizenzierungspflicht von Web-Streams als Rundfunkangebote hat der Medienexperte Thomas Knüwer den Landesmedienanstalten vorgeworfen, nur ihre eigene Macht sichern zu wollen.
Gegenüber dem „Journalist“ äußert der „Handelsblatt“-Reporter und Blogger, den Medienanstalten gehe es allein um die „Bewahrung ihrer Pfründe“. Dabei brauche Deutschland nichts dringender als Menschen, die bereit seien zu Diskurs und Kreativität, so Knüwer.
Der Medienexperte ging sogar einen Schritt weiter und hinterfragte die Notwendigkeit der Landesmedienanstalten in der Online-Welt. Denn eine der Kernaufgaben der Medienwächter, so Knüwer, nämlich die Lizenzierung privater TV-Sender beruht noch auf der Grundlage von Frequenzknappheiten. „Doch wenn das Web unbegrenzte Kanäle bietet, braucht niemand mehr eine Zugangskontrolle“, sagte Knüwer gegenüber dem „Journalist“.
Damit greift Knüwer das Hauptargument der meisten deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage auf. Sie wehren sich grundsätzlich dagegen, dass ihre TV-Angebote im Internet als Rundfunk eingestuft werden und damit aufwendigen Verfahren unterliegen. In seiner Kritik an den Landesmedienanstalten geht Thomas Knüwer aber noch weiter. Für den Reporter ist der Vorschlag der Web-TV-Lizenzierung „eine der letzten Zuckungen einer überkommenen Institution“.
Erst am Dienstag hatte der Direktor der Landesmedienanstalten Nordrhein-Wesfalen, Norbert Schneider, Unternehmen zur Lizensierung ihrer Internet-Streams aufgerufen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [lf]
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