Dr. Sound klärt auf: Filterschaltungen

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Dr. Sound klärt auf: Filterschaltungen, Teil 4

Standardfilter

Dieser Standardfilter wird in der Fachliteratur häufig als „Brickwall“ (Ziegelwand) bezeichnet. Er ermöglicht die lineare Übertragung des gewünschten Frequenzbereiches und hat einen linearen Phasenverlauf (Linear Phase). Der Theorie nach ist er klangneutral, was auch stimmt, solange keine besonders impulsfreudige Musik erklingt. Denn hier geschieht Folgendes: Der „Brickwall“-Digitalfilter kann seine Eigenschaften nur zeigen, indem er den Impulsen etwas hinzufügt. Er erzeugt sogenannte Vorschwinger und Nachschwinger für jeden Impuls.
 
Ein Impuls ist z. B. das Anschlaggeräusch auf dem Fell einer Trommel, bevor ein Ton erklingt. Bildlich gesprochen haben wir einen kurzen, kaum hörbaren Trommelwirbel vor und nach dem Schlag. So etwas tritt in der Natur und im Konzert nicht auf. Da Musik aus vielen Impulsen besteht, kommt es also zu einer unendlichen Überlagerung von unhörbaren Trommelwirbeln und damit zur Verschlechterung der Durchhörbarkeit in den räumlichen Dimensionen der akustischen Bühne eines Musikstückes. Professionell betrachtet führt dies zu Unsauberkeiten in der zeitlichen Trennung der einzelnen Einschwingvorgänge und damit zu Irritationen im Gehirn des Rezipienten, der einen leicht verwaschenen Raumeindruck erlebt.

Lösung für korrekte Trennung – „Slow Roll-off“-Filter

Wie wird man nun wieder mit den unerwünschten Eigenschaften der Vor- und Nachschwinger fertig? Dafür gibt es verschiedene Lösungsansätze. Eine Möglichkeit: die Filterung mit geringsten Vor- und Nachschwingern für die Impulse zu realisieren. Ein „Slow Roll-off“ beginnt schon am oberen Ende des Durchlassbereiches mit leichter Dämpfung, was zum größten Teil nicht hörbar ist. Die Verbesserungen in der räumlichen Darstellung und die Lokalisationsschärfe sind deutlich besser als bei einem Standardfilter.
 
Das „schwingungstechnisch“ korrektere Verhalten des Filters begünstigt die menschliche Wahrnehmung bei der Trennung vieler impulshafter Ereignisse. Ein kleiner Nachteil kann aber die leichte Rückspiegelung von sehr hochfrequenten Signalanteilen aus der D/A-Wandlung (Aliasing-Produkte) sein. Dieser Signalanteil ist jedoch unhörbar gering.

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