Dr. Sound klärt auf: Filterschaltungen

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Dr. Sound klärt auf: Filterschaltungen, Teil 5

Keine Vorschwinger mit „Apodizing“-Filter

Ein weiterer Ansatz: Die Einsatzfrequenz des Sperrbereiches des Digitalfilters beginnt unterhalb der halben Abtastfrequenz. Somit sollen alle Vor- und Nachschwinger, die schon bei der digitalen Aufnahme entstanden und damit in der Aufnahme enthalten sind, entfernt werden. Um dieses Ziel mit einem steilflankigen Filter zu erreichen, werden gegenüber einem sonst üblichen linearen Phasenverlauf (Linear Phase) minimale Abweichungen im Phasenverlauf (Minimum Phase) in Kauf genommen. Im Ergebnis sind alle Vorschwinger verschwunden, auch die, die schon in der Aufnahme enthalten waren.
 
Dafür steigt das Maß der Nachschwinger aber an, was ein in der Natur vollkommen natürlicher Vorgang ist. Unser Gehirn wird daher in der Lokalisierung von Ereignissen auf der akustischen Bühne weniger irritiert. Frühe Varianten von „Apodizing“-Filtern erzeugten manchmal aufgrund der stärkeren Nachschwinger einen etwas helleren Gesamtklang. Diese Filter werden mithilfe von DSPs oder FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) auf der mathematischen Ebene modelliert und sind damit offen für weitere Modifikationen.

Noch weniger Schwinger!

Mithilfe der mathematischen Filtermodellierung sind nun sehr viele herstellerspezifische Filter möglich. Viele orientieren sich an den bisher genannten und bilden aus ihnen neue Varianten, mit dem Ansatz, die Impulse so wenig wie möglich mit zusätzlichen Artefakten zu versehen. Ein Ansatz ist es, einen Digitalfilter zu modellieren, der minimale Abweichungen im Phasenverlauf (Minimum Phase) aufweist und dabei eine niedrigere Einsatzfrequenz des Sperrbereiches vorsieht, wobei die Dämpfung des Filters allmählich („Slow Roll-off“) und nicht abrupt zunimmt. Somit können Vor- und Nachschwinger sehr stark reduziert werden. Hersteller wie Ayre, Marantz, Rega oder T+A aus Herford nutzen diese umschaltbaren Digitalfiltermodelle, um dem Musikhörer selbst das Erlebnis der optimierten Wiedergabe ihrer digital gespeicherten Musik vorzuführen.

(Jens Voigt)

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